2024-05-02T16:12:49.858Z

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Damit man bei der SG vor dem Coronavirus geschützt ist, organisierte der Verein für die Aktiventeams und Mitglieder des Vereins Impfungen mit AstraZeneca, die mithilfe von übrig gebliebenem Impfstoff realisiert werden konnten.
Damit man bei der SG vor dem Coronavirus geschützt ist, organisierte der Verein für die Aktiventeams und Mitglieder des Vereins Impfungen mit AstraZeneca, die mithilfe von übrig gebliebenem Impfstoff realisiert werden konnten. – Foto: SG Schornsheim/Undenheim

„Drei Jahre A-Klasse waren eigentlich nicht geplant“

SG Schornsheim/Undenheim startet den dritten Anlauf für den Aufstieg in die Bezirksliga +++ Enttäuschung über Corona-Management des SWFV

Schornsheim/Undenheim. Die Hoffnung auf den Aufstieg in die Bezirksliga war lange Zeit groß, doch die Annullierung der Saison 20/21 zerschlug wieder einmal die Träume der SG Schornsheim/Undenheim und sorgte im Verein für großen Unmut. Auch Cheftrainer Dennis Steinbrecher war über die Entscheidung des Südwestdeutschen Fußballverbands (SWFV) enttäuscht: „Wir waren so fit wie noch nie, haben vier Mal die Woche zu Hause trainiert in der Hoffnung, die Saison doch noch zu Ende zu bringen und aus eigener Kraft aufsteigen zu können. Aber dann kam die amtliche Bekanntmachung des Verbands und wir spürten diese Leere in uns.“ Sein Team machte sich ab Januar dreizehn Wochen lang mit Kraft- und Einzeltrainings fit, um bei einem „Restart“ den Aufstieg in der eigenen Hand zu haben. Zu diesem Restart kam es in der vergangenen Saison nicht mehr. Der SWFV annullierte die Saison 20/21 aufgrund zu weniger Spiele. Damit verpasste die SG Schornsheim/Undenheim als zu diesem Zeitpunkt Erstplatzierter der A-Klasse Alzey-Worms Staffel 1 den Aufstieg in die Bezirksliga ein zweites Mal hintereinander. Bereits in der Saison 19/20 war die Spielgemeinschaft auf dem ersten Platz, als die Saison im März 2020 abgebrochen wurde. Die Saison wurde anhand eines Punktequotienten gewertet, allerdings rutschte die SG dadurch auf Platz 5 der Tabelle ab. Man hatte zwar die meisten Punkte zum Zeitpunkt des Abbruchs, allerdings auch mehr Spiele als die Konkurrenz gemacht, die von der Quotientenregel profitierte. Wie die Fußballer des A-Klassisten mit den beiden Enttäuschungen umgingen, dazu haben wir Cheftrainer Dennis Steinbrecher befragt.

Dennis, die ersten beiden Testspiele nach dem langen Winter habt ihr hinter euch. Wie hat es sich angefühlt?

Wir waren alle glücklich, dass man wieder kicken durfte. Man hat einfach alles, was vorher war, ausschalten und die 90 Minuten voll und ganz genießen können.

Hat die zweite pandemiebedingte Spielpause hinsichtlich der Motivation bei dir Spuren hinterlassen?

Natürlich habe ich, wie wahrscheinlich jeder, „ups and downs“ durchgemacht und mich hinterfragt, wofür ich vorher die ganze Freizeit geopfert habe. Es gab einige Momente, in denen ich alles hinterfragt habe, in denen mir auch seitens des SWFV die nötige Unterstützung fehlte. Als die vergangene Saison offiziell annulliert wurde und damit so getan wurde, als ob es diese Saison nie gegeben hätte, war das für uns schon ein herber Rückschlag. Da war dieses Feuer in mir, das sonst brennt, wenn ich auf dem Platz stehe, schon erloschen. Aktuell spüre ich es aber wieder, seitdem wir ohne Unterbrechung und Einschränkungen trainieren und spielen dürfen.

Wie sieht es bei deinen Spielern aus?

Zwei Spieler haben bereits gesagt, dass sie erstmal eine Pause einlegen. Fußball sei ein schönes Hobby, aber man habe gemerkt, dass man die Zeit auch anders nutzen kann. Einige haben sich generell daran gewöhnt, dass es auch ohne Fußball geht. Wir haben auch in der Jugendabteilung talentierte Spieler, die mit dem Gedanken liebäugeln, dem Fußball den Rücken zu kehren, weil sie lieber bei Einzelsportarten wie Tennis bleiben, die während der Pandemie erlaubt waren.

Was bedeutet das für den Zukunft des Amateurfußballs?

Wir haben eine einzigartige Vereinsstruktur in Deutschland, die aus meiner Sicht durch die Entscheidungen der Fußballverbände gefährdet werden. Solche Entscheidungen, wie wir es die letzten beiden Jahre erlebt haben, führen nicht mehr zu einem sportlichen Wettkampf. In dieser dynamischen Zeit muss mehr denn je dafür getan werden, um die Amateurfußballer bei der Stange und den Vereinsfußball am Leben zu halten.

Du sprichst bereits die zwei möglicherweise verpassten Aufstiege an. Der Abbruch mit Wertung anhand des Punktequotienten in der Saison 19/20 oder die Annullierung der Saison 20/21 – Was war schlimmer für dich?

In der Saison 19/20 hatten wir Verständnis für die Unterbrechung der Liga. Die Saison konnte natürlich nicht zu Ende gespielt werden, allerdings waren wir die Mannschaft mit den meisten Spielen. Wir haben, auch weil der Verband darauf gedrängt hatte, alle Spiele in den kalten Monaten auf teils sehr schlechtem Rasen in Schornsheim „durchgeprügelt“ und nicht abgesagt. Da gab es dann die ein oder andere Niederlage, weil es auf dem schweren Geläuf für uns schwierig war, die fußballerische Qualität auf den Platz zu bringen. Andere Vereine haben ihre Heimspiele auf den Rasenplätze eher mal abgesagt und wurden mit dem höheren Punktequotient am Ende noch dafür belohnt, da sie durch die Absage weniger Spiele hatten und womöglich die ein oder andere Niederlage weniger.

Das habt ihr einfach so hingenommen?

Ja, in der ersten Saison haben wir das einfach so hingenommen. In der zweiten Saison, als die Annullierung der Saison offiziell wurde, haben wir einen offenen Brief an den Verband geschickt. Wir haben sachlich argumentiert und alle Punkte zusammengefasst, warum man eine Wertung im Sinne des Sports trotz der geringen Anzahl an Spiele vornehmen sollte. Vom Verband kam dann eine kurze Antwort mit mehr oder weniger kopiertem Auszug aus einer amtlichen Bekanntmachung des Verbands. Das tat schon sehr weh. Wir hatten das Gefühl, nicht verstanden zu werden und eins steht fest: Ich kann nicht in die dritte Saison hintereinander gehen und schon wieder wird eine Saison womöglich nicht gewertet.

Was wäre deine Wunschlösung in der vergangenen Saison gewesen?

Beispielsweise ein Turnier mit den vier besten Teams der A-Klassen Alzey-Worms und Mainz-Bingen, die ein bis zwei Aufsteiger für die Bezirksliga ausspielen. Wir haben dem Verband bei der Organisation auch personelle Unterstützung angeboten. Die Bezirksliga ist von der Quantität her sowieso unterbesetzt und könnte aufgestockt werden. Dazu kam es leider nicht. Guntersblum geht wohl rechtlich dagegen vor, sie haben für die Bezirksliga gemeldet. Wenn dem stattgegeben wird, werden wir das Gleiche tun, das weiß der Verband. Ich habe aber wenig Hoffnung auf Erfolg. Mir fehlt hier einfach auch, dass der Verband den Dialog mit den betroffenen Vereinen sucht. Wir investieren auf und neben dem Platz sehr viel. Hygienekonzepte werden entworfen, der Verein macht auch im Sinne der Gesellschaft vieles richtig, kommt dazu Gegnern bei Spielverlegung entgegen und beteiligt sich proaktiv bei Verbandsaktionen. Dann bist du zwei Saisons am Stück Tabellenerster und du wirst alleine gelassen.

Mit Blick auf die neue Saison: Was wird mit eurem Team passieren, falls die kommende Runde wieder nicht gewertet wird?

Die kommende Spielzeit wird unheimlich ausschlaggebend für das Konstrukt der Mannschaft in den nächsten Jahren sein. Meine Ambitionen, als ich hier angefangen habe, waren nicht drei Jahre A-Klasse mit dieser hervorragenden Mannschaft. Ein weiteres Jahr ohne Wertung werden wir nicht hinnehmen.

Euer Kader ist weitgehend gleichgeblieben, aber vor allem der Abgang von Top-Torjäger Torben Dilg nach Waldalgesheim schmerzt, oder?

Natürlich ist die Art und Weise, wie Torben spielt, nur schwer zu ersetzen. Ich hoffe für ihn, dass sich in Waldalgesheim die Zeit für seine Entwicklung genommen wird. Eine Bezirksliga- oder Landesligamannschaft hätte ihm als Zwischenschritt bestimmt auch gutgetan. Aber ich freue mich für ihn, dass er die Möglichkeit bekommt, Oberliga-Luft zu schnuppern. Wir sind dennoch gut besetzt. In Zukunft sollen vor allem die beiden „Neuzugänge“ Moritz Bäumel und Ivan Miocevic Torbens Abgang auffangen. Moritz hat uns bereits im Winter die Zusage gegeben. Ivan war auch in der vergangenen Saison schon bei uns, allerdings mit Zweitspielrecht. Für die kommende Saison behält er das Zweitspielrecht, hat allerdings entschieden, dass er hauptsächlich bei uns und nur ab und zu bei seinem Heimatverein Büblinghausen spielen möchte. Insgesamt konnten wir unser Gerüst aufjedenfall zusammenhalten und sind sehr froh über die Qualität im Kader.

Das Interview führte Dominik Theis.

Hier sind die Zu- und Abgänge der SG Schornsheim/Undenheim aufgelistet:

Zugänge: Moritz Bäumel (Eintracht Stadtallendorf), Luis Biebl (SV Gonsenheim U19), Marc Cezane (SV Kostheim), Ivan Miocevic (Zweitspielrecht mit RSV Büblinghausen)

Abgänge: Torben Dilg (Alemannia Waldalgesheim), Raphael Schambach, Pascal Mirinou (beide pausieren)

Aufrufe: 07.7.2021, 18:00 Uhr
Dominik TheisAutor