2024-05-15T11:26:56.817Z

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"Wir sind alle Freunde" - der 34-Jährige (vorne 2.v.r.) lebt Werte des Amateurfußballs vor.
"Wir sind alle Freunde" - der 34-Jährige (vorne 2.v.r.) lebt Werte des Amateurfußballs vor. – Foto: DJK Schaibing

Dorfplatz-Idol (31): Totgesagte feiern länger

Im Rahmen der Serie "Dorfplatz-Idol" blickt FuPa auf die Vereinslegenden von A-Klassisten +++ Teil 31: Michael Kordick von der DJK Schaibing +++

Zu einem typischen Sonntagnachmittag gehört ein Spiel der Dorfmannschaft auf dem örtlichen Sportplatz. Abgerundet wird das Ganze durch das obligatorische Zuschau-Bier und die vielen, vielen Diskussionen rund um die 90 Minuten. Besonders im Fokus stehen dabei die sog. Vereinslegenden, also Spieler, die sich besonders verdient machen bzw. gemacht haben. Im Rahmen der Serie "Dorfplatz-Idol" blickt FuPa auf eben jene Ikonen der A-Klassen-Vereine, die entweder noch aktiv sind - oder längst ihre Karriere beendet haben. Teil 31: Michael Kordick von der DJK Schaibing

"Michael hat bei uns in den Bambinos das Fußballspielen angefangen und ist bis in den Herrenbereich bei uns geblieben, ehe er hinaus in die Fußballwelt zog. Über Umwege ging es dann wieder zu uns zurück nach Schaibing (2017). Nur hatten wir zu dem Zeitpunkt keine Mannschaft, weil wir diese ein Jahr zuvor wegen Personalmangel aus dem Spielbetrieb nehmen mussten. Wir wollten aber so schnell wie möglich wieder eine Mannschaft melden und brauchten natürlich erst mal einen Trainer, der den Karren aus dem Dreck zieht.

Das ist natürlich eine Situation, bei der normal jeder Trainer dankend ablehnt. Viele Spieler hatten 2016/17 ja Asyl in anderen Vereinen gesucht und gefunden, nur wenige waren geblieben und so konnte man zu dem Zeitpunkt, als Mich angefangen hat, nur 5-6 Kadermitglieder vorweisen. Jeder sprach seine Bekannten und Kollegen darauf an, ob denn wer Lust hätte bei uns zu kicken – und so wurden wir von Training zu Training mehr.


»Über ihn und uns wurde gelacht«

2017/18 konnten wir endlich wieder eine Mannschaft stellen. Freilich war diese nur bedingt konkurrenzfähig – aber darum ging es uns und auch dem Mich im ersten Jahr definitiv nicht. 11 Mann auf dem Platz, Zusammenhalt, Gemeinschaft und Freundschaft war das Ziel. So wurden wir im ersten Jahr 13. – von 14 Mannschaften. Aber das war uns egal. Trotzdem wurde über uns und ihn gelacht.

Doch genau das hat ihn nur noch mehr angestachelt, das "Projekt Schaibing" voran zu treiben und es den Kritikern zu zeigen. Und es wurde tatsächlich was: Das Jahr darauf wurden wir dann schon 9. In der vergangenen Saison (19/21) wollten wir dann voll angreifen – leider hat uns Corona die Saison aber nicht fertig spielen lassen, aber nach der Quotienten-Rechnung wurden wir hier Vizemeister.

Fazit: Ohne "Mich" wären wir nicht wieder zu einer angesehenen Größe in der A-Klasse geworden. Er hat den Verein aus seiner größten Krise seit der Gründung 1983 geführt. Viele umliegende Vereine haben vor dieser Leistung den größten Respekt und beneiden uns um den Kader, den wir mittlerweile haben. Vor dieser Leistung zieht der gesamte Verein seinen Hut. Michael ist absolutes Vorbild. Er zeigt, was mit seinen Werten Zusammenhalt, Gemeinschaft und Freundschaft alles erreicht werden kann." (Simon Lemke, Abteilungsleiter DJK Schaibing)

Gratulation, Du bist das Dorfplatz-Idol Deines Vereins. Der Abteilungsleiter hat Dich auserkoren. Was bedeutet Dir diese Auszeichnung?
Diese Auszeichnung freut mich natürlich sehr - ein Dankeschön an unsere Vorstandschaft für diese Wertschätzung. Es freut mich in zweierlei Hinsicht. Einerseits, weil es wirklich viel Kraft und Zeit gekostet hat, von Null weg zu starten - und es gerade im Moment gar nicht so schlecht aussieht. Andererseits, weil mein sportlicher Werdegang bisher nicht viel Zuspruch gefunden hatte. Mit der Schaibinger Geschichte konnte ich in dieser Hinsicht so manches in dieser Hinsicht wieder gerade biegen.

Nur wer in die Welt hinaus zieht, erkennt, wie schön es Zuhause ist: Michael Kordick lief u.a. für Kropfmühl auf, ehe er nach Schaibing zurückkehrte.
Nur wer in die Welt hinaus zieht, erkennt, wie schön es Zuhause ist: Michael Kordick lief u.a. für Kropfmühl auf, ehe er nach Schaibing zurückkehrte. – Foto: Robert Geisler

Seit wann bist Du für Deinen Verein aktiv? Wie viele Spiele hast Du in dieser Zeit bestritten? Welche Erfolge hast Du gefeiert?
Ich habe seit meinem 5. Lebensjahr in allen Altersklassen für Schaibing das Leder zirkuliert. Wir hatten noch damals das große Glück, das auch unser Trainer Walter Steinberger jede Altersklasse mit uns ging und wir Jungs somit auch immer alle beisammen blieben - sowas gibt es leider heutzutage nur mehr selten. Wir waren ein toller und lustiger Haufen, der gemeinsam 2006 in den Herrenbereich wechselte. Die erste Spielzeit schlossen wir gleich mit dem Aufstieg ab - was für mich als 19-Jähriger ein absolutes Highlight war. Wie viele Spiele ich seither mir die Fußballschuhe geschnürt habe für Schaibing, weiß ich leider nicht genau. Aber so oft habe ich nicht gefehlt, weil mir das Zuschauen immer stärker wehgetan hat als so manch kleinere Blessur.

Welche Aufgaben rund um Deinen Verein hast Du bisher über Dein Spieler-Dasein hinaus übernommen?
Ich war ab 2007 aus verschiedenen Gründen und Begebenheiten nicht mehr im gelb-blauen Trikot unterwegs, bis leider der Verein aus sportlichen Grünen 2016 plötzlich nicht mehr existierte. Da ringt man dann schon mit seinen Gedanken, warum es soweit kommen konnte und ob man selber eventuell das ein oder andere verhindern hätte können. Und man dachte an sehr wundervolle Vereinsstunden zurück. So entschloss ich mich gemeinsam mit der Vorstandschaft, das Experiment Wiederaufbau zu wagen.

Warum ist der Verein Deine große Herzensangelegenheit? Was zeichnet Deinen Verein aus? Welche Alleinstellungsmerkmal hat er?
Ich habe meine komplette Kind- und Jugendzeit in Schaibing verbracht. Die Teamkollegen waren meine Freunde - und sind es noch heute. Mein Papa, der 2019 leider unerwartet verstorben ist, war selbst Gründungsmitglied. Diese traurige Begebenheit hat die Herzensangelegenheit nochmal verstärkte, weil er es natürlich mit Freude verfolgen würde, was wir in Schaibing wieder auf die Beine gestellt haben. Wenn unseren Verein etwas ganz besonders auszeichnet, dann ist es Freundschaft, Zusammenhalt und Verlass. Diese Tugenden werden gelebt - seit dem sportlichen Absturz 2016 noch einmal mehr.

Welche Spiele oder gar Spielzeiten sind Dir besonders in Erinnerung geblieben?
Da gibt es so einige - mit Freude aber auch mit Leid. Es gibt einige schmerzhafte Saison-Finals, die wir so richtig vergeigt haben und deshalb für immer im Gedächtnis verankert bleiben. Diese Spiele würde ich am liebsten noch einmal spielen. Natürlich werde ich allen voran das Relegationsspiel 2006 nicht vergessen: Mit meinem 3:1 konnte ich den Deckel drauf machen auf den Sieg über Eberhardsberg. Uns glückte der zweite Aufstieg in der Vereinsgeschichte - und es folgten harte Nächte (lacht).

Gibt es irgendein (Sieges-)Ritual, an das Du Dich mit Freude erinnern kannst?
Ja natürlich. Eine Goasmaß aus dem 3-Liter Stutzen hat schon auch bei uns einen Kultstatus. Wir haben seit dem Neubeginn ein besonderes Kabinen-Ritual: Wir schließen uns nach den Spielen in unsere Kabine ein und die Mannschaft bleibt kurz für sich alleine. Da kann man auch viel Spaß haben und es bleibt immer alles in der Kabine (schmunzelt).

Hattest Du höherklassige Angebote? Wenn Ja: Aus welchen Liga?
Tja - ich habe die Angebote bekanntlich das ein oder andere Mal angenommen und einiges probiert. Ich war schon immer einer, der sehr kritisch mit sich selbst ist und weiterkommen will. Deshalb hat sich das alles so ergeben. Und ich möchte diese Erfahrungen nicht missen - immerhin habe ich einige Koryphäen des niederbayerischen Fußballs kennengelernt. Ich erinnere mich da vor allem an die Bezirksliga-Zeit von Oberdiendorf mit Spielertrainer Reinhold Traxinger und den Ausnahmefußballern Sigi Krenn und Armin Blöchl. Aber natürlich bin ich auch froh, jetzt wieder „dahoam“ mitwirken zu können.

Als junger Bub begann die Karriere von Michael Kordick (hinten 3.v.l) bei seinem Heimatverein.
Als junger Bub begann die Karriere von Michael Kordick (hinten 3.v.l) bei seinem Heimatverein. – Foto: DJK Schaibing

Wie hat sich Dein Verein aus Deiner Sicht entwickelt, seitdem Du mit an Bord bist?
Der Verein ist gut aufgestellt, um auch in der Zukunft bestehen zu können. Thomas Schreck, Thomas Plankenauer, Jürgen Knödlseder, Rudi Obermüller und Simon Lemke - die Vorstandschaft ist gut aufgestellt und arbeitet super zusammen. Und das Schöne darüber hinaus: Wir sind alle Freunde.

Gibt es in der aktuellen Mannschaft aus Deiner Sicht jemanden, der ebenfalls das Potenzial zum Dorfplatz-Idol hat?
Aktuell könnten wir da jeden aus der Mannschaften nehmen, weil die Jungs erstens zu fast 90 Prozent alle aus dem Dorf kommen und zweitens ein eingeschworen Haufen sind. Es macht einfach wahnsinnig Freude mit solche Charaktere zu trainieren, zu spielen und zusammen zu sein.

Abschließend der obligatorische Blick in die Zukunft: Wo siehst Du Deinen Verein in 10-15 Jahren?
Es ist nicht wichtig, wo wir stehen - sondern dass wir bestehen. Und dass der Verein so bleibt, wie er ist - ein bissal anders einfach. Wir sind sehr zufrieden und wenn wir weiterhin so zusammenhalten, haben wir schon gewonnen. Auch ohne Ergebnis.

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Euer Verein spielt in der A-Klasse? Und auch ihr habt den einen Spieler, der als Legende gilt (egal ob noch aktiv oder längst passiv)? Dann schreibt uns bitte an niederbayern@fupa.net!

Aufrufe: 027.6.2021, 07:00 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor