2024-06-06T14:35:26.441Z

Allgemeines

Doppeltes Auswärtsspiel

Hinterlaufen: +++ Schockiert von den sich häufenden Ausfällen gegenüber Schiedsrichtern wirbt Florian Spies um mehr Gehirn-Nutzung +++ Schiedsrichter auf dem Feld ohne Verbündete +++

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Aus Solidarität mit denen, die in jedem Spiel die neutrale Rolle innehaben und sich dafür in keinem Fall verfolgt fühlen dürfen: Es ist Zeit, dass sich die Vereine, die Spieler und auch die Fans mit den Schiedsrichtern solidarisieren und sie als unabdingbaren, notwendigen Bestandteil unseres Fußballs WELTWEIT sehen. Gute Besserung an den Schiedsrichter, der am Sonntag Opfer völlig schamloser Gewalt wurde. Ich hoffe sehr, dass dies in aller Munde bleibt und man versucht, den Täter nach höchstmöglichem Strafmaß zur Rechenschaft zu ziehen.

Nun zum eigentlichen Inhalt der Kolumne „Hinterlaufen“, denn heute brechen wir eine Lanze für die vermeintlich immer schuldigen Schiedsrichter des Amateurfußballs…

Wie viele Gedanken zu dem, was wir jedes Wochenende den Schiedsrichtern auf allen Plätzen der Republik an den Kopf werfen, macht man sich an den verbleibenden sechs Tagen und 22 Std der Woche? Nicht genug, wie ich finde. Genauso wie wir, die von Vereinsseite, ob als Spieler oder Funktionär, unsere Sonntage opfern, um mit möglichst großen Erfolg unserem Hobby nachzugehen, so geht es auch den "ärmsten“ Menschen auf dem Platz. Arm, weil die Wertschätzung für die Schiedsrichter teils nahezu gen null geht. Könnten wir sonntags überhaupt auf dem Sportplatz stehen, würde es diese Jungs und Mädels, die sich dieser „Vogelfreiheit“ Woche für Woche für etwas mehr als 20 Euro aussetzen, nicht geben? NEIN!

Also ist es Zeit, mal in Ruhe zu überlegen was das Gute an der Schiedsrichterei ist, sich anzunähern an eine kleine Gruppe von Leuten, die Spieltag für Spieltag zu einem „Auswärtsspiel“ gegen gleich zwei Lager fahren, obwohl sie wissen, dass sich im Zweifel beide Seiten gegen sie richten werden in der Beurteilung seiner Leistung. Bei jedem Pfiff fühlt sich immer eine Seite benachteiligt. Ist nicht allein unsere „Abhängigkeit“ von Unparteiischen Grund genug, auch mal etwas dankbarer und fairer mit unseren Sportkollegen umzugehen? Man sollte sich auch mal die Zeit nehmen und überlegen, wieso manche Dinge so sind, wie sie sind.

Zum einen ist ein Großteil der Schiedsrichter in den unteren Klassen schon sehr lange im Geschäft und vielleicht nicht in jeder Situation auf Ballhöhe, was sich mit dem generellen Nachwuchsproblem das auch die Vereine umtreibt, erklären lässt. Gute bis sehr gute Schiedsrichter, die jung sind und Zeit in ihr Hobby investieren, steigen bei guten Leistungen schnell auf und lassen daher die unteren Spielklassen flott hinter sich. Dazu kommt, dass ein durchaus erfahrener Schiri im unteren Bereich alleine ist (Gespann ab Gruppenliga) und er aus diesem Grund alle Entscheidungen selbst treffen muss, es fängt beim Foulspiel an und hört beim Abseits auf. Ein wirklich schwieriges Unterfangen, wie wir uns ohne lange und ausführlich darüber nachdenken zu müssen, vorstellen können.

Im Profibereich gibt es das vermeintliche Rundum-Sorglos-Paket für Schiris, das seine „Krakenarme“ bis nach Köln in diverse Keller ausgebreitet hat, und trotzdem werden Woche für Woche, auch mit dieser Unterstützung, eklatante Fehlentscheidungen getroffen. Macht es da wirklich Sinn auf unseren Spielleitern rumzuhacken? Der Schiedsrichter weiß beim Frühstück schon, dass er Fehler machen wird und Entscheidungen treffen wird, für die er von einem der beiden Teams auf die Ohren bekommt. Er weiß, dass er es keinem beider Teams recht machen wird. Er fährt trotzdem auf den Sportplatz und trotzdem ist er bemüht. Auch wir Fußballer wissen, dass es so kommen wird, dass wir mit Entscheidungen hadern, wieso fällt es uns trotzdem oftmals so schwer die Emotionen gegen diese eine Person etwas zu relativieren? Emotionen sind gut und ein Hauptbestandteil, warum wir uns im Fußball einbringen. Trotzdem sollte ein Begriff über Allem stehen und das ist der Respekt. Dem Gegner, aber vor allem auch dem Schiedsrichter gegenüber. Für ihn ist die Situation "Alle gegen Einen" und das auf jedem Sportplatz der Republik. Deshalb sage ich DANKE an ALLE Schiedsrichter und Schiedsrichterinnen, in jedem Sport. Bitte lasst euch von solchen Idioten wie am Sonntag nicht abschrecken und vertraut darauf, dass auch wir Vereine mehr tun möchten, um euch und eure Position zu stärken. Zusammen sind wir stärker als der dumme Mob!

Aufrufe: 01.11.2019, 17:10 Uhr
Gastautor Florian SpiesAutor