2024-06-14T14:12:32.331Z

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Djelaludin Sharityar, Kapitän der Afghanischen Nationalmannschaft. F: Sharityar
Djelaludin Sharityar, Kapitän der Afghanischen Nationalmannschaft. F: Sharityar

Djelaludins heißes Asien-Abenteuer

Ex-Bayernliga-Kicker landet Quali-Erfolg als Nationalmannschafts-Kapitän Afghanistans

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Djelaludin Sharityar - nicht nur aus orthographischen Gründen von seinen Teamkollegen nur "Toto" genannt - ist der bayerischen Fußballszene aus seiner Zeit bei der SpVgg Weiden und beim 1. FC Schweinfurt bestens bekannt. Der 30-jährige Abwehrmann ist vor wenigen Tagen mit der Nationalmannschaft seines Heimatlandes Afghanistan beim Qualifikations-Turnier zur Asienmeisterschaft 2015 in Laos Gruppenerster geworden und hatte als Kapitän Anteil am größten sportlichen Erfolg des durch den Krieg zerrütteten Landes. Gegenüber FuPa schildert Toto seine überwältigenden Eindrücke - aus Laos und bei seinem Verein Al Hidd im Wüstenstaat Bahrain.

Sharityar und das Afghanische Nationalteam haben`s geschafft. Mit seiner Equipe nimmt "Toto" 2014 am Challenge Cup auf den Malediven teil, der nächsten Etappe auf dem Weg zu den kontinentalen Asienmeisterschaften im Januar 2015 in Australien - dem ersten Asian Cup, der kurioserweise nicht auf asiatischem Boden ausgetragen wird. In einer gesonderten Vor-Qualifikation setzte sich Fußballzwerg Afghanistan gegen Gastgeber Laos, Sri Lanka und die Mongolei durch und steht nun zum zweiten Mal in der jungen Sportgeschichte des Landes in der Zwischenrunde des Challenge Cups - einer asiatischen Sonderqualifikationsrunde. Dort warten auf die Afghanen, die dank ihres Erfolgs einen Sprung um 48 Plätze auf FIFA-Weltranglisten-Position 141 vollzogen haben, mit dem Gruppenzweiten Laos, den weiteren Gruppensiegern Myanmar, Kirgisistan, Palästina, Gastgeber Malediven, sowie den beiden aktuell noch in der Qualifikation steckenden Philippinen und Turkmenistan etwas härtere Aufgaben.

Ausgeschlossen scheint die erstmalige Teilnahme an der Endrunde in Australien aber nicht für "Toto" und Co, wenngleich sich nur eines der acht Teams für die Kontinentalmeisterschaften mit den richtig großen asiatischen Fußball-Nationen qualifizieren kann. "Vieles hängt davon ab, wie wir uns auf das Turnier vorbereiten, wie gut die Organisation außerhalb des Platzes ist und welche Spieler eingeladen werden", erklärt Sharityar. "Wir legen uns da manchmal selber Steine in den Weg. Wenn die besten 23 afghanischen Spieler aus der ganzen Welt eingeladen werden, stehen unsere Chancen gut, weil wir im Gegensatz zu den anderen Mannschaften viele Spieler aus Europa haben, was uns wiederum auf dem Platz in Sachen taktischer Disziplin sehr hilft. Die Frage ist nur, ob die Verantwortlichen diesen Vorteil auch zu wissen nutzen."

Quali-Sieg gegen Laos: »Ein total emotionales Spiel.«

"Es war brutal heiß in Laos. Ich bin ja von Bahrain einiges gewohnt, aber dort war`s noch schlimmer", schildert Sharityar gegenüber FuPa. Tropische Temperaturen von über 40 Grad bei einer Luftfeuchtigkeit von über 90 Prozent machten das Fußballspielen zum Kraftakt für die ohnehin hitzegewöhnten Kicker. Nach 1:0-Siegen gegen Sri Lanka und die Mongolei traf Afghanistan im Gruppenfinale auf Gastgeber Laos. Bereits in der 40. Minute flog Sharityar wegen wiederholten Foulspiels mit Gelb-Rot vom Platz: "Ich hatte überhaupt nur zwei Foul-Aktionen, die abgepfiffen worden sind und habe beide Male Gelb bekommen." Zu diesem Zeitpunkt führte Laos mit 1:0: "Die Jungs haben dann einen super Job gemacht und haben in Unterzahl noch den Ausgleich erzielt. Es war ein total emotionales Spiel." Das Unentschieden reichte Afghanistan letztlich zum Gruppensieg. "Das war schon toll und für mich etwas ganz Besonderes, dass ich in allen drei Spielen Kapitän meines Heimatlandes sein durfte."



"Toto" im Ligaeinsatz für den bahranischen Klub Al Hidd. - F: Sharityar


In der Liga spielt Sharityar bei Al Hidd in der Super League in Bahrain, hat dort am Arab Cup - vergleichbar mit der Europa League - teilgenommen und spielt als Tabellendritter um die Meisterschaft mit. Der 30 Jahre alte Abwehrspieler fühlt sich seit Sommer 2012 im Wüstenstaat pudelwohl und strebt eine Vertragsverlängerung an, Gespräche laufen bereits. Zu den Liga-Spielen in Bahrain kommen bei den großen Klubs wie Muharraq schon mal 5.000 Zuschauer, bei kleineren Teams sind`s oft nur ein paar hundert Fans. Die meisten Spiele werden live im Fernsehen übertragen. "Meine Familie in Deutschland schaut unsere Spiele im Internet per Live-Stream an." Wohnen im reichen Wüstenstaat Bahrain ist für Sharityar, der beim VfL Wolfsburg ausgebildet wurde und zuletzt in Singen in der Bodenseeregion gelebt hat, ein Erlebnis: "Ich wohne in einem sehr schönen Appartement mitten in Juffair - einem Stadtteil der Hauptstadt Manama - mit Swimmingpool und Fitnessraum im Haus. Hier leben sehr viele Menschen aus dem Ausland. Bahrain an sich ist für ein islamisches Land im Mittleren Osten sehr westlich ausgerichtet."

Meisterschaftsanwärter: »Das wird noch eine heiße Kiste.«

Das Interesse am Fußball ist in Bahrain vorhanden, aber es hält sich doch sehr in Grenzen, wie "Toto" zu berichten weiß: "Beim Golf Cup 2013, der im Januar in Bahrain stattgefunden hat, waren die Stadien voll und es herrschte eine gute, friedliche Stimmung. Der Golf Cup ist für die Länder hier wie eine eigene kleine Weltmeisterschaft. Bahrainische Fußballer haben was das Kämpferische und den Willen angeht eine gute Einstellung im Gegensatz zu anderen Golfstaaten, die es sich manchmal zu gemütlich machen." Für Djelaludin Sharityar käme das nicht infrage. Der fußballerische Globetrotter hat seinen Fokus schon wieder auf die bahrainische Liga gerichtet. Im Titelkampf muss Al Hidd nochmal alles mobilisieren, um den Vier-Punkte-Rückstand zur Tabellenspitze wettzumachen. "Die Meisterschaft wäre nochmal ein Riesenerfolg. Das wird noch eine ganz heiße Kiste", blickt "Toto" voraus. Und nach dem laotischen Hitzeschock kann der Ex-Bayernliga-Spieler nun auch der - immerhin - trockenen Hitze im Wüstenstaat ungeahnte Vorteile abgewinnen.



Aufrufe: 025.3.2013, 12:24 Uhr
D. Meier / S. ZiegertAutor