2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
– Foto: Nückel/Steinmann

„Diskussionen um Auf- und Abstiege Zeichen von Egoismus“

Interview: Oualid Mokhtari, sportlicher Leiter des SV Raunheim, über seinen Werdegang im Fußball und die aktuelle Situation.

Oualid Mokhtari ist seit 2015 wieder beim SV Raunheim tätig. Nach mehreren Spielzeiten bei Clubs wie Kickers Offenbach oder FSV Frankfurt, für welche Mokthari unter anderem auch über 100 Spiele in der 2. Bundesliga absolvierte, kehrte der gebürtige Marokkaner vor fünf Jahren zurück zu seinem Jugenverein. Dort hat der 37-Jährige das Amt des ersten Vorsitzenden und sportlichen Leiters inne. Im Gespräch mit FuPa Darmstadt redet Mokhtari über seine Karriere als Spieler und Trainer. Zusätzlich gibt er eine ganz klare Meinung zu der aktuellen Situation ab.

FuPa Darmstadt: Herr Mokhtari, Sie blicken auf eine beachtliche Karriere mit Stationen bei Jahn Regensburg, Wehen Wiesbaden, Kickers Offenbach und FSV Frankfurt zurück. Mit welchem Verein verbinden Sie am meisten?

Ich würde sagen mit den Kickers Offenbach verbinde ich am meisten. Ich habe dort drei Jahre in der Jugend gespielt mein Debüt in der 2. Bundesliga gefeiert. Das war einfach eine echt schöne Zeit in Offenbach.


FuPa Darmstadt: Wie sind Sie nach ihrer aktiven Karriere zum Trainerjob gekommen?

Nachdem ich meine Schuhe an den Nagel gehängt habe, wurde ich von Dersim Rüsselsheim kontaktiert und gefragt, ob ich ihnen im Abstiegskampf helfen könnte. Daraufhin habe ich nochmal für ein Jahr gespielt und gleichzeitig das Amt des Trainers übernommen. Danach war ich ein Jahr in Marxheim tätig. Dort war es das primäre Ziel eine gute Mannschaft aufzubauen. Das haben wir nach der Saison erreicht und sind aufgestiegen. Anschließend ging es für mich nach Raunheim. Der SV war mein Jugendverein und für mich war es klar, dass ich irgendwann wieder zurückkehren werde. Der Verein stand, als ich kam, nicht sehr gut da. Wir waren aber trotzdem überzeugt, dass der Verein mindestens eine Klasse höher spielen muss. Inzwischen haben wir uns in der Kreisliga A etabliert und da passen wir auch sehr gut hin.


FuPa Darmstadt: Wie bewerten Sie die aktuelle sportliche Situation des SV Raunheim?

Unsere Mission hier ist es, junge Spieler zu fördern und in die erste Mannschaft zu bringen. Das ist uns bisher ganz gut gelungen. Zusätzlich haben wir mit Kurt Heil einen erfahrenen Trainer, der seine Aufgabe super erledigt. Unser Ziel war das vordere Mittelfeld, daher sind wir mit unserer aktuellen Tabellenposition und der Gesamtsituation im Verein sehr zufreiden.


FuPa Darmstadt: Was sind ihre Ziele mit Raunheim in den nächsten Jahren?

Wenn der richtige Zeitpunkt kommt, kann man auch darüber nachdenken, eine Liga höher zu spielen. Im Moment wäre das allerdings noch zu früh. Wir müssen jedes Jahr sehr viele Transfers tätigen, da der Durchlauf an Spielern sehr groß ist. Dementsprechend haben wir jedes Jahr die Herausforderung, dass wir uns als Team finden und einspielen müssen.


FuPa Darmstadt: Was ist ihre Meinung zu der aktuellen "Corona-Krise" im Fußball?

Diese ganzen Diskussionen um den Fußball haben mich in den letzten Wochen ehrlich gesagt sehr genervt. Ich appeliere an die Menschlichkeit und finde das Einzige was jetzt zählt ist die Gesundheit. Die Diskussionen um potenzielle Auf- und Abstiege in den aktuellen Tagen sind für mich nur ein Zeichen von Egoismus. Im Moment haben andere Sachen Priorität. Schulen sind geschlossen, Menschen verlieren ihre Jobs, Existenzen sind gefährdet und ältere Menschen sind in Gefahr. Ich frage mich, wie man in einer solchen Situation an Fußball denken kann. Im Moment gilt es einfach abzuwarten und vor allem zuhause zu bleiben. Das Fußballspiel der kompletten Gesellschaft ist es jetzt das Virus einzudämmen.


FuPa Darmstadt: Gibt es für ihren Verein aufgrund der aktuellen Lage bereits finanzielle Probleme?

Nein, bis jetzt ist alles in Ordnung. Wir haben hier im Verein wirklich viele kompetente Mitarbeiter, die immer so arbeiten, dass man gut aufgestellt ist und ohne Sorgen auf die kommenden Tage blicken kann.


FuPa Darmstadt: Haben sie einen Vorschlag, wie man mit dem Rest der laufenden Spielzeit verfahren sollte?

Ich persönlich glaube, dass diese Saison nicht zu Ende gespielt wird. Deswegen würde ich sagen, dass die Teams die aktuell auf den Aufstiegsrängen stehen, aufsteigen sollten. Im Gegensatz dazu sollten die Teams, die auf den Abstiegsrängen stehen und zumindest rechnerisch kaum noch Chancen auf den Klassenerhalt haben, auch absteigen. Somit würde man sich sehr viel Arbeit und Chaos ersparen, da so keine Ligen aufgestockt werden müssten. Die aktuelle Tabelle repräsentiert ja auch die Leistungen der Mannschaften in der bisherigen Spielzeit. Deshalb wäre das in meinen Augen die fairste Lösung.

Aufrufe: 05.4.2020, 10:00 Uhr
Louis Hindelang Autor