2024-05-16T14:13:28.083Z

Pokal

Dinos Vorspiel - Heute: FT Braunschweig

Da ein Sieg im Halbfinale des Pokalwettbewerbs des Niedersächsischen Fußballverbands nicht nur zum Einzug in das Endspiel dieses Pokal-Wettbewerbs berechtigt, sondern auch dazu, in der folgenden Saison an der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals teilnehmen zu dürfen, geht es in diesem Halbfinale für beide Kontrahenten sportlich und wirtschaftlich um sehr viel.

In der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals sind schon einmal aus dem Topf der Fernsehvermarktung des DFB-Pokals jedem Teilnehmer 100.000 € an Einnahmen garantiert. Wem das Glück zusätzlich lacht, der bekommt auch noch einen attraktiven Gegner zugelost und kann aus der Vermarktung des Spiels unter Umständen erhebliche zusätzliche Einnahmen generieren, insbesondere, wenn das Spiel auch noch für eine Live-Übertragung ausgewählt wird.

Der VfB hatte vor gut zwei Jahren schon einiges Glück mit seinem DFB-Pokalspiel gegen den Hamburger SV. Noch größeres Glück hatten im letzten Jahr der BSV Rehden und der SV Wilhelmshaven, die Bayern München bzw. Borussia Dortmund zugelost bekommen hatten.

Das Erreichen des DFB-Pokals ist so etwas wie der Griff in einen Los-Topf, in dem es ausschließlich attraktive Gewinne, große Gewinne und Hauptgewinne gibt, Nieten aber keine.

Gegner des VfB sind die Freien Turner Braunschweig, die in der Oberliga Niedersachsen spielen und daher als der klassentieferer Verein Heimrecht haben. Das Heimrecht hat man allerdings mit der Verlegung des Spiels aus dem heimischen Prinzenpark in das Eintracht-Stadion des großen Stadtrivalen verwässert. Ob dieser Umzug für die Freien Turner sportlichen und wirtschaftlichen Sinn macht, müssen die schon selbst wissen. Für den VfB mag das größere Stadion in beider Hinsicht ein Vorteil sein. Kleine Spielfelder, wie das im Prinzenpark, kommen dem Kombinationsfußball des VfB jedenfalls nicht unbedingt entgegen. Wirtschaftlich müssen die Freien Turner die Mehrkosten infolge der Nutzung des Eintracht-Stadions überwiegend selbst tragen, so dass der VfB von der vermutlich höheren Zuschauerzahl deutlich mehr profitiert.

Sei es drum; am Ende ist es nur wichtig, dass das Spiel gewonnen wird. Der VfB könnte sich im DFB-Pokal überregional in Szene setzen und durch ein gutes Los auch erhebliche zusätzliche Einnahmen generieren.

Die Freien Turner sind, wie Kennern schon ihr Namen verrät, ein Verein, der aus der Tradition der Arbeiter-Sportbewegung hervorgegangen ist. „Freie Turner“ hatten mit der völkisch-nationalistischen Ideologie der Turnbewegung des Kaiserreichs und der Weimarer Republik nichts zu tun. In der Nazi-Zeit wurde der Verein dann auch nicht gleichgeschaltet sondern zwangsaufgelöst und verboten. Nach Ende des 2. Weltkrieges gründete er sich neu, weil die Neu-Gründungsmitglieder mit bestimmten „Sportfreunden“ nicht einträchtig in einem gemeinsamen Verein zusammenwirken wollten.

Die Freien Turner haben in der Saison 2012/13 recht souverän den Aufstieg in die Oberliga Niedersachsen geschafft. Nach dem Aufstieg hat man die Mannschaft weitestgehend zusammengehalten und mit der Verpflichtung des Torjägers Philipp Stucki (von Eintracht Braunschweig II) sehr gut ergänzt und verstärkt. Die übrigen 5 Neuverpflichtungen, von denen inzwischen 3 der Verein schon wieder verlassen haben, fallen dagegen weitaus weniger ins Gewicht. In der Aufstellung der Freien Turner findet man im Normalfall 10 Spieler aus der Aufstiegsmannschaft plus Stucki.

Natürlich lassen sich auch in der Aufstiegsmannschaft schon ein paar Spieler herauspicken, die bereits Erfahrungen in der Oberliga Niedersachsen (oder Hamburg) mitgebracht haben, als sie zu den Freien Turnern kamen. Da ist etwa Torwart Daniel Reck, Sohn des ehemaligen Nationalmannschafts-, Werder- und Schalke-Torwarts, der vom VSK Osterhoz-Scharmbeck zu den „Turnern“ gekommen ist.

Verteidiger Fabian Krüger hatte schon für Eintracht Braunschweig II, den BSV Ölper und den SV Bavenstedt höherklassig gespielt, sein Abwehrkollege Stefan Riedel ebenfalls schon für Eintracht Braunschweig II und den BSV Ölper. Und auch schon bei Eintracht Braunschweig II gespielt, hat der defensive Mittelfeldspieler Okan Uysal. Eine zusammengekaufte Truppe sind die „Turner“ aber keinesfalls. Sie haben einen beachtlichen Anteil von Spielern im Kader, der aus dem eigenen Nachwuchs stammt.

In der laufenden Oberligasaison sah es lange Zeit danach aus, als ob die Freien Turner der Konkurrenz schon früh enteilen und als niedersächsischer Oberliga-Meister direkt in die Regionalliga aufsteigen könnten. In den 15 Spielen der Vorrunde gaben sie insgesamt nur 7 Punkte ab (eine Niederlage, zwei Unentschieden), so dass sie nach der Vorrunde mit 6 Punkten Vorsprung auf den Lüneburger SK Platz 1 der OL Niedersachsen belegten. Den tollen Lauf aus der Vorrunde konnten die Turner in der Rückrunde dann aber nicht fortsetzen. In den bisher 10 absolvierten Rückrunden-Spielen wurden bereits 15 Punkte abgegeben (3 Niederlagen, 3 Unentschieden und 4 Siege). Das reichte dann in der reinen Rückrunden-Tabelle auch nur zu Platz 9.

In der Gesamttabelle ging die Führung nach den Begegnungen des 24. Spieltags verloren; der Lüneburger SK hatte seinen 6-Punkte-Rückstand aufgeholt und zog aufgrund der um 5 Tore besseren Tordifferenz an den Freien Turnern vorbei. Der 25. Spieltag (am 12. Und 13. April) brachte diesbezüglich keine Veränderung, da sowohl die Turner (3:2 gegen die U23 des VfL Osnabrück) als auch der LSK (2:1 in Jeddeloh) ihre Spiele knapp gewinnen konnten. In beiden Partien fiel der Siegtreffer erst der 90. Minute. In der OL Niedersachsen dürfte es also noch weiter spannend zugehen im Kampf um den direkten Aufstieg. Der 2. Platz reicht dazu nicht; er berechtigt allerdings zur Teilnahme an einer Relegationsrunde, in der gegen die Meister aus Bremen und Schleswig-Holstein (Hamburg stellt dieses Jahr keinen Teilnehmer) zwei Aufstiegsplätze ausgespielt werden.

Für die Plätze 1 und 2 kommen in Niedersachsen wohl auch nur noch die Braunschweiger und die Lüneburger in Frage, da der Tabellendritte (VfV Hildesheim) bereits einen Rückstand von 12 Punkten (und 7 bzw. 12 Toren) auf die beiden führenden Mannschaften aufweist. Das dürfte in nur noch 5 ausstehenden Spielen nicht mehr aufzuholen sein.

Man kann wohl erwarten, dass die Freien Turner am Ostermontag zunächst einmal sehr darauf bedacht sein werden, vor allen Dingen defensiv sehr geordnet aufzutreten und „tief“ zu stehen. Ihre Chance auf den DFB-Pokal dürften sie vor allem mit Kontern suchen, bei denen sicherlich versucht wird, Philipp Stucki mit langen Bällen in Schusspositionen zu bringen. Dementsprechend kann man wohl von einer Aufstellung mit einem 5er Mittelfeld und nur einem nominellen Stürmer ausgehen. Aussehen könnte das dann etwa folgendermaßen:

Im Tor
Daniel Reck (33)

In der Abwehr
Fabian Krüger (5), Marco Behrens (4), Marvin Fricke(20) und Stefan Riedel (3) oder Jan Lührs (9)

Im Mittelfeld
Julian Bräunig (23) und Rick Kaupert (19) als die defensiven Arbeiter. Vor Ihnen dann Dominik Franke (10), Kapitän Julian Eggers (16) und Aaron Samwati (6).

Und im Angriff
wird man es ziemlich sicher mit Torjäger (18 Liga-Tore) Philipp Stucki (21) versuchen.

Für die Bank
hat man dann noch Timo Keul (22) als 2. Torwart, Stefan Riedel (3) oder Jan Lührs (9) (s.o.) sowie Okan Uysal (2) für defensive Aufgaben (Abwehr/Mittelfeld). Für das Mittelfeld kommen auch noch
Erva Onbasiogullari (4) und David Chromik (12) in Frage. Und als weiterer Stürmer wird sicherlich Oliver Fiedler (11) auf der Bank sitzen, eventuell auch noch Adrian Morton (8).

Als klassenhöherer Verein kann sich der VfB kaum dagegen sträuben, die Favoritenrolle zu übernehmen. Und sofern es gelingt, das eigene Kombinationsspiel gegen die sicher aufopferungsvoll kämpfenden Turner durchzusetzen, sollte es ihm auch möglich sein, dieser Rolle gerecht zu werden.

Ansonsten wird es für den VfB darauf ankommen, Philipp Stucki zu neutralisieren, der mit seiner Torgefährlichkeit schon eine Sonderstellung in der Turner-Mannschaft einnimmt. Nach seinen 18 Torerfolgen kommt in Sachen Tore an 2. Stelle Verteidiger Fabian Krüger mit 6 Toren, von denen er allerdings 4 per Elfmeter erzielt hat. Nach ihm teilen sich gleich 4 Spieler mit je 4 Toren den 3. Platz in der Torjägerliste. Der VfB ist da mit Addy-Waku Menga (19 Tore, davon 5 Elfmeter-Tore), Nils Laabs (9/2), Kai Pröger (8) und Lucas Höler (7) doch deutlich breiter aufgestellt.

Beide Kontrahenten haben zuletzt Ihre Ligaspiele durch Tore in letzter Minute gewinnen können; die Turner sogar durch ein Elfmeter-Tor. Man muss durchaus damit rechnen, dass auch am Ostermontag Geduld und gute Nerven gefragt sein könnten. Zu „geduldig“ sollte man es auf Seiten des VfB allerdings nicht angehen. Im NFV-Pokal geht es nämlich direkt ins Elfmeterschießen, wenn nach der regulären Spielzeit kein Sieger feststeht, Eine Verlängerung gibt es nicht.

Vorschau Halbfinale des Niedersächsischen Verbandspokals:
Freie Turner Braunschweig - VfB Oldenburg am Ostermontag, dem 21. April 2014 um 15:00 Uhr
im Eintracht-Stadion, Hamburger Straße 210 in 38112 Braunschweig (für die VfB-Fans Zugang nur über den Parkplatz 4 zu den Blöcken 18 und 19 im westlichen Bereich der Nordkurve)

Aufrufe: 018.4.2014, 18:13 Uhr
Dino/VfB OldenburgAutor