2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligavorschau

Dinc: "Die sind doch nur für das Derby aufgestiegen"

Das Stadtgrenzenderby und Kärwa-Spitzenspiel zwischen dem SV Poppenreuth und dem SC Germania wirft seine Schatten voraus

Seit Wochen und Monaten fiebert man an der Stadtgrenze zwischen Nürnberg und Fürth dem Kärwaderby zwischen dem famosen Aufsteiger SV Poppenreuth und dem ebenfalls gut gestarteten SC Germania entgegen (FuPa berichtet live per Video-Ticker). Seit einer gefühlten Ewigkeit gab es dieses Duell nicht mehr. Dabei trifft SVP-Coach Kurt Heininger, ehemals Aufstiegscoach des SC Germania, auf seinen ehemaligen Schützling und Kapitän Serdar Dinc, der bei den Germanen an der Seitenlinie steht. Besondere Brisanz erfährt diese Partie zudem, da gleich vier Poppenreuther auch schon für Germania am Ball waren. Zudem baut Dinc gerade jenseits der Stadtgrenze, wo auch Germanias Abteilungsleiter Tobias Brandl zu Hause ist.

Mit dem Start in die Saison ist man im Lager des Aufsteigers SV Poppenreuth freilich hochzufrieden. Schließlich darf man den Derbygegner von gegenüber, den SC Germania, als Tabellenführer begrüßen. „Zehn Punkte aus vier Spielen waren mehr als erhofft“, gibt dann auch Trainer Kurt Heininger zu. Der Coach, der seine Truppe von der A-Klasse bis ins Kreisoberhaus geführt hat, ist allerdings ein bodenständiger Typ, weswegen er den Moment genießt und keine neuen Ziele ausgibt. Es zählt weiterhin nur der Klassenerhalt. „In den letzten Jahren hat man in der Kreisliga immer 40 oder 41 Punkte dafür gebraucht. Die Tabellenführung ist jedenfalls kein Maßstab.“ Eher erhofft sich der Trainerfuchs, dass seine Poppenreuther eine ähnliche Saison spielen wie der TSV Fischbach in der vergangenen Spielzeit, der nie etwas mit dem Abstieg zu tun hatte - und in der Endabrechnung den vierten Rang belegte. Als Glücksfall bezeichnet Heininger die Rückkehr von Francesco Russo und Lukas Rahner, die vor zwei Jahren vom TSV Cadolzburg den Weg zurück zu ihrem Heimatverein fanden. Von der Mischung ist er ebenfalls überzeugt, die mit den beiden ehemaligen Germanen Christoph Weiner und Marcel Klaussner sogar noch aufgewertet werden konnte. „Die Truppe engagiert sich innerhalb und außerhalb des Platzes und der Zusammenhalt ist unser Trumpf“, berichtet er voller Stolz. 80 Prozent der Mannschaft spielte übrigens schon in der E-Jugend zusammen. Einen Unterschied zwischen Kreisklasse und Kreisliga hat der Trainer schon ausgemacht. Hat der SVP in der Meistersaison die Kreisklasse fußballerisch beherrscht, geht das inzwischen nicht mehr. „Es kommen mehrere Komponenten hinzu. Auch die individuelle Klasse der Spieler ist höher. Wurden wir in der letzten Saison in vier oder fünf Spielen richtig gefordert, ist es nun in jeder Partie so.“

"Germania ist der Favorit"

Gefordert ist die Truppe um Kapitän und Ex-Germane Stefan Mittelstädt in jedem Fall am kommenden Freitag ab 18 Uhr. „Es wird ein Highlight – für beide Mannschaften. Favorit ist Germania, da kann der Serdar reden, wie er will“, nimmt Heininger die Außenseiterrolle für sich ein. „Tarik Toksöz, Emre Gürses und Anastasios Kartalis haben alle schon mindestens in der Landesliga gespielt. Überhaupt hat Germania eine sehr gute Offensive.“ Verzichten muss Heininger in jedem Fall auf Christoph Burk (Kreuzbandriss), Deniz Özgen (Außenbandriss) und Marco Zwicker, bei dem sich die Diagnose Kreuzbandriss inzwischen bestätigt hat. Fraglich ist zudem der Einsatz von Russo und Rahner, die angeschlagen sind. „Wir wollten als Tabellenführer ins Spiel gehen und das haben wir geschafft. Ich gehe davon aus, dass es ein offensives Spiel von beiden wird. Außerdem hoffe ich, dass der Serdar am Samstag ein paar graue Haare mehr hat“, erklärt Heininger mit einem Schmunzeln. Eine kleine Stichelei vor so einem Derby darf im Vorfeld ruhig sein.

Kurt Heininger und Serdar Dinc mit gemeinsamer, erfolgreicher Vergangenheit

Ebenfalls gut in die Saison gestartet ist der SC Germania, der mit neun Punkten aus vier Spielen den vierten Rang belegt, einen Zähler hinter den Poppenreuthern. „Das kann sich sehen lassen bei dem Programm. Hätte ich vor der Saison sofort unterschrieben“, meint dann auch Trainer Serdar Dinc, dem die Brisanz des anstehenden Kärwaderbys bewusst ist, schließlich spielte er noch mit einigen Akteuren der Gegenseite zusammen oder trainierte sie. Als sich Thomas Rittmann und Stefan Mittelstädt noch das SCG-Trikot überstreiften, stand er noch selbst auf dem Platz bzw. war Co-Trainer unter Jürgen Knott. Torjäger Marcel Klaussner („ein Germania-Kind“) und Keeper Christoph Weiner hatte er zudem als Chefcoach unter seinen Fittichen. Auch mit Kurt Heininger war er stets eng verbunden. Als der Poppenreuther Erfolgscoach noch bei den Germanen das Sagen hatte, stieg Dinc mit ihm zwei Mal auf und war zudem Kapitän der Truppe. „Das war eine sehr erfolgreiche Zeit. Kurt war einer meiner besten Trainer“, sagt Dinc über den Aufstiegsspezialisten voll des Lobes.

"Wir wollen die Kärwacrasher sein"

Als ob er nicht schon selbst hätte erahnen können, dass es in dieser Saison erstmals seit Jahrzehnten wieder zum Stadtgrenzenderby kommen könnte, wurde er seit einem halben Jahr immer wieder daran erinnert. „Die sind doch nur für das Derby aufgestiegen“, unterstellt Dinc dem Team jenseits der Stadtgrenze. „Ich finde es aber schön, dass wir sie so motivieren konnten. Die ganze Zeit höre ich nur vom fünften Spieltag“, als ob die Saison erst am Freitag beginnen würde. Hinzu kommt, dass Dinc in Poppenreuth wohnt und dort gerade auch ein Haus baut. „Außerdem wohnt auch unser Abteilungsleiter Tobias Brandl dort, wir sind aber schon immer Germania-Kinder.“ Allein sportlich sieht Dinc ein „reizvolles Spiel“ vor sich. „Prestige, ehemalige Spieler, ehemaliger Trainer, Spitzenspiel, Derby gegen den Spitzenreiter, Kärwa in Poppenreuth“, mehr Brisanz kann man gar nicht planen, wenn man wollte. „Wir wollen die Kärwacrasher sein“, will Dinc keinen guten Gast abgeben. Allerdings soll freilich alles im sportlichen Rahmen bleiben. Die Favoritenrolle weist der Germanen-Dompteur dabei von sich. „Eingespielter als Poppenreuth ist wahrscheinlich keiner. Außerdem haben sie den Kärwa-Bonus und wollen unbedingt gewinnen. Das kann auch hemmen.“ Von den zuletzt verletzten Spielern wird niemand in den Kader zurückkehren. Keeper Marc De Millas steht nach seinem Urlaub aber wieder zur Verfügung. Egal, wie das sehnlichst erwartete Derby letztlich endet, eines ist jetzt schon klar. Danach wird zusammen auf der Kärwa gefeiert. Die Bierbänke sind schon reserviert – nebeneinander!

Aufrufe: 031.8.2016, 10:41 Uhr
Matthias JanouschAutor