2024-06-19T10:33:50.932Z

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Beeindruckender Auftritt der Ruppertshainer Fangemeinschaft beim Offensivcup 2015. Foto: Privat.
Beeindruckender Auftritt der Ruppertshainer Fangemeinschaft beim Offensivcup 2015. Foto: Privat.

Die verrücktesten Fans der Kreisliga

"Staylila-Crew" des SV Ruppertshain campiert vor renommiertem Turnier vor der Sporthalle +++ Eigener TV-Kanal +++ Fan-Utensilien aller Art

RUPPERTSHAIN/ KRIFTEL. Die größte Bereicherung des Offensivcups 2015, der vorletztes Wochende in Kriftel stattfand, kam aus einem Kelkheimer Vorort, aus dem beschaulichen Ruppertshain. Trotz zweier Niederlagen aus zwei Spielen begeisterten die "Ruppscher" - und das vor allem wegen ihrer gut gelaunten, aufgrund der Vereinsfarben kollektiv in lila gekleideten Fans.

KreisZwei Ruppertshainer Anhänger hatten sogar in einem Zelt vor der Krifteler Sporthalle übernachtet, um sich am Morgen des Turniers die besten Plätze zur Unterstützung ihrer Mannschaft zu sichern. Einer der beiden war Vorsänger Mathias "Matze" Drawert. Vor einigen Jahren nach Ruppertshain gezogen, war Drawert direkt vom lilanen Fieber infiziert worden, ist nun Vorsänger der Ruppertshainer Fangruppe. Mit Florian Glomb und Marcel Beuth bildet Drawert die "Staylila-Crew", den Fanausschuss der Ruppertshainer. Außerdem hat sich beim SV Ruppertshain im Laufe der Jahre ein "Vergnügungsausschuss" gebildet, der mit Daniel Kappes, Joachim Adam, Christian Wesche, Tim Pleiner und David Hempel aus fünf Spielern besteht.


Das Aufgebot des SV Ruppertshain beim Offensivcup. Foto: Privat.

Erste Offensivcup-Teilnahme nach 22 Jahren

"Bei großen Events wie dem Offensivcup arbeiten beide Ausschüsse eng zusammen", erklärt Spieler Sebastian Leischner, der sich mit Torsten Schnarrenberger um den Facebook-Auftritt des Vereins kümmert. Sensationell hatte sich der SV Ruppertshain die Teilnahme am Offensivcup gesichert, für den sich die Herbstmeister der Kreisoberliga und Kreisliga A direkt qualifizierten. Da die Ruppertshainer mit der Zielvorgabe Nichtabstieg in die Saison gegangen waren, war man selbst überrascht, als man nach 14 Spielen, am Ende der Hinrunde, von der Tabellenspitze grüßte und unverhofft Herbstmeister der Kreisliga A war. "Offensivcup... aus Versehen" stand daher auf den lilanen T-Shirts, mit denen die etwa 130 Fans in der Krifteler Großsporthalle ein einheitliches Bild abgaben.


"Stay Lila" bei der lila-weißen Invasion der Ruppertshainer beim Offensivcup. Foto: Privat.

Mixtur aus Selbstironie, sportlichem Anspruch und großem Engagement für den Verein

"Wir nehmen uns eben selbst nicht so ernst", sagt Leischner, "im Gegensatz zu anderen Vereinen steht bei uns der Spaß an erster Stelle - noch vor dem sportlichen Ehrgeiz, der natürlich auch da ist."
In der kleinen Kelkheimer Gemeinde leben etwas mehr als 2000 Menschen. Zwischen 400 und 500 Mitglieder zählt der Sportverein. "Wir sind ein kleiner Ort mit kollektiver Begeisterung für den Sportverein. Daher haben wir hier eine familiäre Atmosphäre und einen starken Zusammenhalt, der uns ausmacht." Dabei kann man Mannschaft und Fans nicht richtig trennen. Leischner spricht von einer "Einheit" - denn Spieler engagieren sich selbst, halten Web- und Facebookseite auf dem neusten Stand und planen neue Projekte. So ging mit einem Video zum Offensivcup am vergangenen Samstag der eigene TV-Kanal staylila.tv online.

Sammlung an Fanliedern

Neben dem Engagement in den sozialen Medien geben die Ruppscher Fans auch auf dem Platz alles für ihr Team. Dabei sind sie laut - aber immer fair. "In unserem Fan-Dasein distanzieren wir uns meilenweit von Gewalt und Ultra-Attitüde", betont Leischner ausdrücklich. "Es geht allein um die gute Stimmung, die auch unser Vorstand fördert und unterstützt." Mittlerweile hat sich ein Potpourri an Fangesängen entwickelt. So richtig angefangen hatte die Lust am Singen in der Saison 2011/12, als die Ruppertshainer einen starken vierten Platz in der Kreisliga A Main-Taunus belegten. "Wir haben Liedtexte gedruckt und nach jedem Spiel in der Kabine gesungen. Da haben die Fans mitgemacht. Auf der Abschlussfahrt nach Mallorca haben wir uns von anderen inspirieren lassen und unser Repertoire an Gesängen ausgebaut", erzählt Leischner, der nach Verletzungspause in der Rückrunde wieder auf dem Platz angreifen möchte.


Ein großer Mannschaftskreis: Fans und Team stehen in guten wie in schlechten Zeiten zusammen. Foto: Privat.

Wie treu die Anhänger zu ihrer Mannschaft stehen, zeigte vor zwei Jahren das Derby beim SV Fischbach, wo die Ruppertshainer mit 1:5 unter die Räder kamen. Nach dem Spiel gingen die Spieler zu den Fans, wo sie trotz der Derbyklatsche frenetisch gefeiert wurden. "Ein Gänshautmoment", erinnert sich Leischner, "die Fischbacher Spieler sind trotz des deutlichen Sieges mit gesenkten Köpfen in die Kabine gegangen."



Ruppscher Merchandising

Auch immer mit von der Partie ist Ex-Coach Bernd Schrimpf, der früher für die TSG Wörsdorf auf Torejagd ging. Seit dieser Saison trainiert Schrimpf die FSG Weilnau/Weilrod/Steinfischbach in der Kreisoberliga Hochtaunus - ist seinem ehemaligen Verein aber weiterhin sehr verbunden. "Er läuft bei unseren Spielen auch immer mit Fanschal rum", erzählt Leischner. Zum Angebot an Fan-Utensilien gehören neben Schals und T-Shirts nun auch Handtücher, von denen direkt 200 gekauft wurden. Ganz klar: Alle Fan-Artikel sind in lila gehalten. Zur weiteren Ausrüstung gehören Trommel und eine kleine Rassel als Taktgeber, Schwenkfahne sowie ein Banner - auf ein Megafon verzicht man: "Wir hatten auch mal ein Megafon, das war uns jedoch zu aggressiv."

Aber auch ohne Megafon sind sie laut, die Ruppscher Anhänger, die ihre Mannschaft Spiel für Spiel nach vorne peitschen. Diese Saison sogar zur Herbstmeisterschaft. Und warum eigentlich nicht noch zum Aufstieg in die Kreisoberliga? Als aktueller Dritter wird das Träumen bei den fröhlichen Fans auf jeden Fall erlaubt sein.

Aufrufe: 022.1.2015, 06:00 Uhr
Patrick RuppAutor