Die ungeplante Meisterschaft des TV Langen II

Meisterschaftskandidat waren sie nicht unbedingt, die zweite Herren des TV Langen. Fussballkenner hatten zunächst andere Mannschaften auf dem Zettel: den TV Loxstedt oder auch die starken Geestländer Mannschaften.

In der Vorsaison belegte die Mannschaft um das Trainergespann Frank Almer und Nico Franetzki noch den siebten Platz. Weiterhin standen beide vor der schwierigen Aufgabe gleich sieben Neuzugänge in den überwiegend zusammengebliebenen Kader zu integrieren. So schlossen sich vor der Saison Edmund Freisdorf, Tobias Kundi, Christian Meierlein, Paul Richardson (alle OSC Bremerhaven II), Finn-Luca Spengler (eigene A-Jugend), Hussein Sariyildiz (OSC Bremerhaven IV) und Mohammed Kassim der Mannschaft an. Das Saisonziel formulierten die Offiziellen aufgrund des großen Umbruchs vorsichtig. Man wollte lediglich in den oberen Tabellenregionen mitspielen, eine Einheit formen und schönen Fußball zeigen.

Eins war von Anfang an klar – eine weitere Saison mit einer solch niedrigen Trainingsbeteiligung wie in der Vorsaison wollte Cheftrainer Frank Almer nicht noch einmal erleben. Er sah von Anfang an großes Potenzial im Kader und gab seiner Mannschaft bereits in der Vorbereitung zu verstehen, dass man selber über den Ausgang dieser Saison bestimmen könne, wenn man den inneren Schweinehund überwindet und regelmäßig trainiert.

Ende Juli 2018 war es dann soweit und die Mannschaft ging in eine schweißtreibende Vorbereitung. Dreimal in der Woche verausgabten sich die Jungs vom Nordeschweg bis zur Erschöpfung. Der Spaß kam in dieser Phase allerdings nie zu kurz. Man spürte, dass sich die vielen Neuzugänge hervorragend integrierten.

Den Start vermasselten die Langener dann dennoch. Gegen einen der Meisterschaftskandidaten, FC Geestland II, verlor das Team deutlich mit 1:5. Danach legte die Mannschaft eine kleine Serie hin und siegte viermal in Folge. In dieser Phase der Saison schloss sich Stürmer Daniel Butzke, der bis dahin in Langens erster Herren spielte, der Mannschaft an und der Angreifer sollte sich als Glücksgriff erweisen. Die nächste Niederlage kassierte der TV Langen II gegen die nächste Geestländer Mannschaft. Mit 2:4 unterlag man ersatzgeschwächt bei der dritten Vertretung.

Am 11. Spieltag ging es als Tabellendritter zum Spitzenspiel nach Loxstedt. Der TV Loxstedt stand zu diesem Zeitpunkt auf dem zweiten Tabellenplatz. Die Zuschauer sahen ein packendes Spiel auf höherem Niveau. Nach 40 Spielminuten stand es bereits 3-1 für den TV Loxstedt. Kundi konnte noch vor der Pause den wichtigen Anschlusstreffer erzielen. Die Jungs aus Langen zeigten große Moral, konnten das Spiel ausgleichen und spielten auf Sieg. Nach 84 Minuten erzielte dann allerdings der TV Loxstedt die erneute Führung. Dank großer Moral schaffte der TV den umjubelten Ausgleich durch Behrends in der Nachspielzeit.

Frank Almer war nach diesem Spiel stolz auf seine Mannschaft. „Wahnsinn, was meine Jungs heute für eine Moral auf den Platz gebracht haben. Ich habe richtig gespürt, dass jeder einzelne noch an das Tor geglaubt hat.“

Als Tabellenführer in die Winterpause

Nach zwei Siegen über Donnern und den TSV Nesse ging der TV Langen als Spitzenreiter in die Winterpause.

„Wenn du zur Winterpause Tabellenführer bist, willst du auch Meister werden“ sagte Trainer Almer selbstbewusst nach dem letzten Spiel vor der Winterpause. Als Meisterschaftskandidaten kristallisierten sich neben TV Langen II noch der TV Loxstedt, FC Geestland II und der FC Geestland III heraus.

Im ersten Spiel nach der Winterpause lag die Mannschaft schnell gegen den FC Hagen/Uthlede II mit 0:2 hinten. Auch hier zeigte die Elf Moral und drehte das Spiel in einen 5:2-Sieg.

Das nächste Spiel am Nordeschweg war ein Tiefpunkt der Saison. Grigorij Mogilnik verletzte sich so schwer, dass die Saison für ihn frühzeitig beendet war und Tobias Kundi brannten die Sicherungen durch und er ließ sich zu einer Tätlichkeit hinreißen. Die Gäste entführten die drei Punkte und der TV Langen musste vier Spiele auf seinen Topscorer verzichten.

Glücklicher Punkt bei Geesland II

Es sollte die letzte Niederlage der Saison gewesen sein. Im Top-Spiel beim TV Loxstedt siegten die Langener mit 2:1 und übernahmen wieder die Tabellenführung. Beim FC Geestland II kam man zu einem glücklichen Punktgewinn. „Diesen Punkt haben wir eigentlich nicht verdient“, so Almer. Nur mit viel Glück und einigen fragwürdigen Entscheidungen des Unparteiischen gingen die Geestländer nicht als Sieger vom Platz.

Im letzten Saisonspiel dauerte es bis zur 41. Minute ehe Daniel Butzke den Langener Anhang erlöste und das erste Tor des Tages schoss. Am Ende siegte der TV deutlich mit 8:0 gegen die SG Beverstedt/Wellen II.

Emotional wurde es noch einmal als Robin Hermann kurz vor Spielende das Feld verließ. Herrmann verkündete vor dem Spiel, dass er in Zukunft kürzertreten werde und der Mannschaft in der nächsten Saison nicht mehr zur Verfügung stehen werde.

Pünktlich um 17.45 Uhr war es soweit: Der TV Langen II war Meister. Der Jubel kannte keine Grenzen. Die Mannschaft lag sich in den Armen und feierte gemeinsam mit den Zuschauern bei Grillwurst und dem ein oder anderen Kaltgetränk eine feuchtfröhliche Meisterfeier, die bis in die frühen Morgenstunden andauerte.

"Ich bin total happy und ausgelaugt"

Frank Almer denkt im Erfolg auch an die Spieler die weniger zum Einsatz gekommen sind: „Mein riesen Dank gilt erst einmal den Spielern, die öfter beim Training waren, als manch einer der gespielt hat und nicht so zum Einsatz gekommen sind, wie sie es sich gewünscht haben. Sie haben aber jedes Spiel von der Bank alles gegeben, um Ihr Team zu unterstützen. Ohne diese Jungs wäre die Stimmung nur halb so toll gewesen. Herzlichen Glückwunsch an meine Jungs. Ich bin total happy und ausgelaugt. Jetzt werden wir uns darauf vorbereiten, dass in den nächsten Wochen noch was nachkommt.“

Auch für die nächste Spielzeit hat er klare Vorstellungen: „Das Team möchte sich sportlich weiterentwickeln und in der Liga eine gute Rolle spielen. Die Kaderplanung ist definitiv noch nicht abgeschlossen. Die Gespräche laufen auf Hochtouren, der größte Teil bleibt. Ein paar Abgänge haben wir aber trotzdem zu vermelden. In den nächsten vier Wochen finden jeweils mittwochs und freitags weitere offene Einheiten statt. Dort darf jeder, der Interesse hat mitmachen. Ich freue mich auf die neue Liga“, so Almer.

Robin Herrmann wird nach über 5 Jahren und mehr als hundert Pflichtspielen mit Standing Ovations verabschiedet

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