2024-04-30T13:48:59.170Z

Relegation
F: Rheinland
F: Rheinland

Die unfassbare Schlussphase am Schweicher Winzerkeller

A-/B-Relegation: SG Serrig/Saarburg schießt sich mit 5:2 doch noch in die A-Liga und ging zunächst davon aus, es mit diesem Ergebnis gar nicht geschafft zu haben.

Dramatischer geht es kaum: Nach Wochen der Hochspannung und zuletzt einigen Rückschlägen hat die SG Serrig/Saarburg nun doch noch den Wiederaufstieg in die Kreisliga A Trier/Saarburg geschafft.

Kurz vor Ende der dritten und letzten Partie der A-/B-Relegation war die Konfusion plötzlich groß. Gerade hatte Yannic Clement einen Foulelfmeter zum 2:5 im Auswärtsspiel der Saar-SG beim TuS Mosella Schweich II verwandelt (89.), SG-Trainer Michael Sachse trieb seine Mannen aber weiter nach vorne. Er ging davon aus, dass sein Team mit vier Treffern Differenz gewinnen müsse, um im Klassement vor dem TuS Reinsfeld zu sein. Klarheit brachte ausgerechnet Mosella-Coach Christian Anderle. Er rief Sachse zu: „Momentan seid Ihr durch“, und zückte zur Sicherheit auch nochmal ein Schreiben mit den offiziellen Durchführungsbestimmungen des Fußballverbands, wonach die mehr erzielten Treffer bei Punktgleichheit zunächst zu berücksichtigen sind, ehe das in der Relegation nach den Spielen übliche Elfmeterschießen zurate gezogen wird.


Die letzten drei Minuten überstanden die Serrig/Saarburger dann unbeschadet und brachen anschließend in einen nur etwas verzögert einsetzen Jubel aus – zu überrascht waren sie von diesem Aufstieg auf den allerletzten Metern. Sekt hatten sie angesichts der im Vorfeld nur noch relativ geringen Aufstiegschancen gar nicht dabei. So musste sich Trainer Michael Sachse mit einer Bierdusche aus Stubbi-Flaschen begnügen. Damit konnte er aber sicher leben.

„Das ist unfassbar“, rang Sachse nach Worten. „Nach all´ den starken Leistungen sind wir jetzt doch noch belohnt worden. Die Mannschaft hat immer an sich geglaubt und ist für ihren starken Willen nun belohnt worden.“

Nach 1:0 in Tawern gab es zwei bittere Rückschläge

Mit eiserner (Abwehr-) Disziplin hatte Sachses Team im Laufe der Rückrunde den Vorsprung des lange Zeit so souverän führenden SV Tawern immer kleiner werden lassen. Zum Showdown kam es dann am letzten B-Liga-Trier/Saar-Spieltag am 13. Mai in Tawern: Slawa Sauer, der am Dienstag in Schweich urlaubsbedingt fehlte, traf in der fünften Minute der Nachspielzeit und erzwang dank des 1:0-Sieges ein Entscheidungsspiel. Dieses musste am 23. Mai in Ayl zunächst nach 17 Minuten wegen eines Unwetters beim Stande von 0:0 abgebrochen werden. Zwei Tage später setzte sich Tawern knapp, aber nicht unverdient („Einige meiner vielen jungen Spieler hatten es da doch etwas mit den Nerven zu tun“, so der SG-Coach) an gleicher Stätte vor sage und schreibe 1500 Zuschauern mit 1:0 durch.

In der Relegation schien Schweich II nach dem Auftakt-3:2 in Reinsfeld die besten Karten zu haben. Serrig verlor anschließend gegen Reinsfeld mit 2:4, ehe es zum Herzschlagfinale am Winzerkeller kam. Viel hätte dabei nicht gefehlt – und die nur als Zuschauer anwesenden Reinsfelder hätten am Ende über den Aufstieg jubeln können.

Spielerische Vorteile vs. physische Präsenz

Die mit sechs Rheinlandliga-A-Junioren besetzte Mosella begann forsch und zielstrebig, machte keinerlei Anstalten nur auf Unentschieden zu spielen. Der wenig später verletzt ausgewechselte Torwart Martin Klar ließ dann aber in der siebten Minute den Ball nach einem eher harmlosen Schuss von Ion Ciprian Ciuta abklatschen, sodass Yannic Clement nur noch abzustauben brachte. Die Gäste bekamen danach Oberwasser, wollten unbedingt gleich nachlegen. Mühsam kämpfte sich die Mosella in die Partie, offenbarte aber auch immer wieder Lücken in der Defensive. Umso größer war die Erleichterung bei den Hausherren in der 33. Minute: Maurice Casel stocherte den Ball aus kurzer Distanz über die Torlinie.

Und es kam noch besser für den amtierenden B-Liga-Trier/Saar-Vize: Nicolas Hengel hämmerte das Spielgerät aus 18 Metern in die Maschen (40.). Mit einem Schuss ins kurze Eck überraschte aber noch vor der Pause André Schwarz den diesmal nicht wie gewohnt sicheren SG-Torwart Simon Schwarz (44.).

In der ersten Hälfte konnte die Mosella ihre spielerischen Vorteile zu selten ausnutzen; Serrig/Saarburg war stark in der Balleroberung und physisch präsent.


SG-Trainer Michael Sachse:



Nach dem Seitenwechsel hätte der Gast eigentlich bedingungslos stürmen müssen, kam aber zunächst nicht aus der Defensive heraus. Maurice Casel, dessen Schuss knapp vorbeistrich und Yannick Uhl – hier war SG-Torwart Simon Schwarz auf dem Posten (beides in der 60. Minute) – verpassten das Schweicher 3:2 um Haaresbreite. Später fand auch Noah Wrusch seinen Meister in Schwarz (74.).


Alanni Kassim läutet heißen Schlussspurt ein

Dann war es aber der eingewechselte Alanni Kassim, der mit einem platzierten Kopfball zur Stelle war (74.). Danach blieb die Spielgemeinschaft am Drücker; die Gastgeber fielen in sich zusammen. Die vielen jüngeren Kräfte hatten nicht mehr die innere Power, ein weiteres Mal zurückzukommen. Ciuta machte mit einem Heber das 2:4 (85.). Der verwandelte Strafstoß von Clement krönte dann die Serrig/Saarburger Bemühungen.


Mosella-II-Trainer Christian Anderle:


Enttäuscht verließen die einige Minuten vorher noch so optimistischen Reinsfelder den Schweicher Kunstrasenplatz am Winzerkeller. Konsterniert bilanzierte Mosella-II-Trainer Christian Anderle: „Dass es eine schwierige Saison wird, war uns allen klar. Dass wir dann aber auf den letzten Metern abgefangen werden, ist nun umso bitterer.“ In der Gewissheit, ein Remis reich, hätten einige seiner Schützlinge zu wenig gemacht. „Die Entschlossenheit hat gefehlt. Gratulation Serrig/Saarburg, die hier riesig gekämpft haben.“

Laut SG-Trainer Sachse bleibt der Kader so zusammen. Den einen oder anderen Neuzugang will man noch an den Kammerforst locken. Außerdem hofft der Coach, dass „unsere Studenten in der A-Liga regelmäßig trainieren kommen können.“

Die augenscheinlich große Mentalität, niemals frühzeitig aufgeben zu wollen, ist in jedem Fall ein Faustpfand, um in der ersten A-Liga-Saison nach sieben Jahren Abstinenz den Klassenverbleib zu schaffen.


Der Aufstiegsjubel der SG Serrig/Saarburg:


Aufrufe: 06.6.2018, 00:00 Uhr
Andreas Arens Autor