24 Minuten hatte es gedauert, dann war Markus Bauer bei seinem neuen Verein angekommen. Der Ball rollte da recht unspektakulär an der rechten Seitenlinie herum, spannend wurde es aber auf der halblinken Sechserposition des SV Schwaig, wo seit Sonntag der Ex-Feuchter Bauer seine Kreise zieht und sich in diesen von Gegenspieler Marco Marciano empfindlich gestört sah. Ein kurzes Gerangel, Tuchfühlung, ein Austausch von Unhöflichkeiten. Nichts Ernstes – aber es zeigte doch, mit welcher Verve Bauer auch in der Bezirksliga seinem Hobby nachgeht.
Denn eigentlich sollte er ja für den 1. SC Feucht in der Landesliga Mitte spielen und dort am besten Daniel Wolf mit Vorlagen füttern. Das hat im letzten Jahr schon ganz gut funktioniert, Wolf traf da 19-mal, der von Bayernligist Ammerthal zurückgekehrte Bauer selbst noch siebenmal. So hatten sie sich das vorgestellt in Feucht, so sollte es auch in dieser Saison funktionieren, und dann, ja vielleicht, könnten sie ja anknüpfen an die gute alte Zeit.
Ein grundsolider Plan eigentlich, doch dann heiratete Feuchts Oliver Skuza am Tag eines Testspiels. Bei der Trauung erschienen neben den verletzten Wolf, Bauer und Feulner sowie dem verständlicherweise entschuldigten Bräutigam Skuza, zwei weitere Feuchter Spieler: Kapitän Daniel Distler und Arthur Dutt entschieden, dass man Testspiele doch häufiger erlebt als die bestenfalls einmalige Trauung von Oliver Skuza. Es folgten Suspendierungen, Interviews, Solidaritätsbekundungen, Interviews, geplatzte Friedensgipfel, Interviews und am Ende war alles gesagt, das Tischtuch zerschnitten — Feucht ohne sechs Leistungsträger, sechs ohne Verein zum Leistungtragen.
Als Erstes fanden nun Markus Bauer und Daniel Wolf eine neue Bleibe, beim SV Schwaig — das macht durchaus Sinn, denn beide verfügen über Qualitäten, die den personell gebeutelten Schwaigern momentan weiterhelfen können. Insbesondere Bauer belebte das zuletzt lahmende Offensivspiel des SVS schon bei seinem Debüt gegen einen heillos überforderten Post-SV: Neben seinem hitzigen Gemüt zeigte er eine feine Technik, war viel unterwegs und schaltete sich immer wieder selbst in die Angriffe ein. Etwas schwerer tat sich Daniel Wolf, der sich vor allem durch seine Qualität auszeichnet, Tore zu schießen.
Das ist für einen Stürmer an sich eine durchaus nützliche Qualität, nur haben die Schwaiger eben schon jemanden, der wie am Fließband trifft: Fabian Dünfelder. Der hat Schwaig vor zwei Jahren mit 25 Toren überhaupt erst in die Bezirksliga geschossen, letztes Jahr lief er als Innenverteidiger auf. Torgaranten waren andere, die nun fehlen: Fabian Waldmann (22 Tore) versucht sich in Erlangen-Bruck, Christoph Weber (34 Tore) wartet auf das baldige Zusammenwachsen eines Innenbandes.
Dünfelder ging wieder nach vorn, machte einfach da weiter, wo er in der Kreisliga aufgehört hatte, erzielte gegen Post seine Saisontore elf und zwölf im neunten Spiel. „Er arbeitet viel für das Team, das Team arbeitet für ihn und momentan belohnt er sich eben einfach extrem gut dafür“, adelte Trainer Denis Opcin die außergewöhnliche Effektivität seines Mittelstürmers.
Dem neuen Sturmkollegen Wolf schien beim Debüt dagegen noch ein wenig die Bindung zum Schwaiger Spiel zu fehlen — auch ein Tor war ihm deshalb nicht vergönnt. Seinen besten Versuch, es war ein Freistoß von der Strafraumgrenze, köpfte Post-Kapitän Kühnlein zum zwischenzeitlichen 3:0 vorsichtshalber ins eigene Tor. Mehr Glück war Bauer beschieden, der das 5:0 mit einer direkt verwandelten Ecke selbst besorgte und das 6:0 von Zitting perfekt vorbereitete.
„Für das erste Spiel war das okay, aber sie sind natürlich noch lange nicht da, wo sie sein können“, meinte Trainer Opcin nach dem Spiel zur Leistung seiner beiden namhaften Debütanten. „Gerade wenn dann noch ein Christoph Weber zurückkommt, haben wir noch mehr fußballerische Qualität auf dem Platz. Und dann werden die schon sehen, dass wir nicht umsonst da oben stehen.“ Eine Ansage, die in Heßdorf oder Erlangen durchaus als Warnung verstanden werden darf. Christian Bauer