2024-05-10T08:19:16.237Z

Vereinstreue

Die "Mutter Teresa" des TSV Bleidenstadt

Serie: TSV-Urgestein Norman Schlabs ist fast sein komplettes Leben lang bei seinem Verein geblieben

BLEIDENSTADT. 0,93 Prozent ist ein kleiner Wert. Ein sehr kleiner Wert. Vor allem, wenn es im Fall unserer Vereinstreue-Serie um den Anteil an Lebenszeit geht, den die Protagonisten NICHT offiziell ihrem Herzensverein als Mitglied zugehörig waren. Im Fall von Norman Schlabs vom TSV Bleidenstadt sind das gerade mal drei von insgesamt 46 Lebensjahren. Das ergibt einen Wert von 0,93 Prozent – Tendenz sinkend. Denn bei Norman Schlabs wird dieser Wert in den kommenden Jahren wohl noch weitaus kleiner werden – und sich vielleicht sogar einmal der 0,0-Marke annähern.

Schließlich hat „Schläbby“, wie er seit langer Zeit genannt wird, nicht vor, sich jemals einem anderen Verein anzuschließen. Zudem ist er seit 1972 ab frühester Jugend im Verein. 1986 folgte dann der Sprung zu den Aktiven.


Die jungen Wilden - Schlabs (oben rechts) mit allen A-Jugendspielern aus der Saison 85/86. "Da galt noch: Elf Freunde sollt Ihr sein". Foto: Schlabs.

„Hier in Bleidenstadt bin ich so etwas wie Mutter Teresa. Ich habe so ziemlich alle Aufgaben beim TSV schon einmal übernommen“, meint Schlabs, der mittlerweile ab und zu in der AH aushilft und die zweite Mannschaft des TSV trainiert. Mit der Spielerkarriere von Schlabs ist es aus seiner Sicht jedoch vorbei, nachdem der 46-jährige in der vergangenen Saison noch ab und zu bei der personell gebeutelten Zweiten ausgeholfen hatte. „Manchmal juckt es noch in den Füßen, aber nach einem Bandscheibenvorfall kann ich nicht mehr so aktiv sein wie früher“, trauert Schlabs schon ein wenig der Zeit als aktiver Fußballer hinterher.

Diese erlebte ihren Höhepunkt in der Saison 1996/97 als „Schläbby“ mit seinem TSV in die Kreisoberliga (damals Bezirksliga) aufgestiegen war. „Das waren damals alles Jungs ungefähr im selben Alter gewesen. Als Abschlussfahrt ging es dann noch nach Mallorca – eine Riesensause“, schwelgt Schlabs in Erinnerungen an vergangene Erfolge. Damalige Kumpanen wie zum Beispiel Alex Plasch, Matthias Braun oder Dirk Seidel sind teilweise heute noch aktiv oder dem Verein in anderer Funktion erhalten geblieben.


Meister 1997 ! Der TSV Bleidenstadt steigt in die Bezirskliga (heute Kreisoberliga) auf. Quelle: Schlabs.

Dass ehemalige Aktive dem Verein Bleidenstadt die Treue halten – für Schlabs auch ein Zeichen von nachhaltiger Arbeit beim Taunussteiner Vorortverein: „Der TSV Bleidenstadt ist einer der wenigen Vereine aus der Umgebung, bei dem auch im schnelllebigen und weitläufigen Fußballgeschäft von heute die Philosophie von früher erhalten geblieben ist. Hier ist Kontinuität, soziale Einbindung und eine Fülle von Jugendspielern vorhanden, die wir allesamt versuchen, in den Aktivenbereich zu integrieren.“

Auch wenn dies zunehmend schwerer fällt, in Zeiten von manchen, mit größerem monetären Aufwand operierenden Vereinen, „über die ich etwas enttäuscht bin. Fußball ist in diesen Klassen immer noch ein Hobby und sollte vorrangig Spaß machen. Geld sollte man im Beruf verdienen.“

Mittlerweile hat Schlabs (inklusive der Jugendzeit) über 1000 Spiele für den TSV Bleidenstadt bestritten, davon über 600 Seniorenspiele.


Im Rahmen der 50-Jahr-Feier der TSV-Fußballabteilung wird Schlabs (links) für 250 Spiele im Bleidenstädter Trikot geehrt. Mittlerweile sind daraus über 1000 Partien geworden. Quelle: Schlabs.

Daher hat er dementsprechend auch schon mit zahlreichen Spielern zusammengespielt. So auch mit Stefan Wölfinger, der in den späten 80er Jahren aus der Landesliga zu Bleidenstadt kam und vorher sogar noch ein Probetraining bei Borussia Mönchengladbach absolviert hatte. „Das war schon eine verrückte Nudel, der konnte bis 6 Uhr morgens feiern und hat am nächsten Tag trotzdem überragend gespielt – ein Riesenkicker.“

Es ist anzunehmen, dass da auch noch weitere Spieler hinzukommen werden, mit denen es „Schläbby“ zu tun bekommen wird – ob als Trainer oder noch als Spieler. Fakt ist: Es wird unter normalen Umständen beim TSV Bleidenstadt sein. Und wenn Norman Schlabs einmal 100 Jahre werden sollte, wäre er nur 0,03 Prozent seines Lebens nicht bei seinem Herzensverein gewesen.

Weitere Bilder:



Ehrung des Kreishallenmeisters von 1997 durch den berühmten "Bonbon-Karl".



Aufrufe: 023.9.2014, 06:00 Uhr
Philipp DurilloAutor