2024-06-14T14:12:32.331Z

Halle
Weiches Torhüter Florian Kirschke  verwandelt abgezockt seinen Neunmeter, der dem  ETSV Weiche  den Sieg bescherte. Foto: Stieh.
Weiches Torhüter Florian Kirschke verwandelt abgezockt seinen Neunmeter, der dem ETSV Weiche den Sieg bescherte. Foto: Stieh.

Die große Show von Keeper Florian Kirschke

Weiches Torhüter entscheidet das Finale des Hallenmasters

Florian Kirschke strahlte hinter seinen Schweißtropfen. ,,Moment, ich muss mir erst die Handschuhe ausziehen", meinte der Keeper des ETSV Weiche noch kurzatmig. Dann die Gratulation. Im spannenden Finale des 18. Hallen-Masters gegen den VfB Lübeck in der Kieler Arena hatte der 23-Jährige im Neunmeterschießen für den zweiten Turniersieg des Flensburger Regionalligisten nach 2014 gesorgt. Nach dem 4:3 von Torge Peatow hielt Kirschke den Schuss von Christopher Kramer und verwandelte selbst den fünften Neunmeter zum 5:3 für sein Team. Zuvor hatten Jonas Walter, Florian Meyer und Fiete Sykora souverän sowie Torge Paetow mit Dusel verwandelt. ,,Das war echt spannend. Ich mag gerne Neunmeterschießen. Einen halten, einen treffen, schon toll", meinte der Matchwinner zu seiner großen Show vor 8659 Zuschauern, den Blick zur Freundin auf die Zuschauer-Tribüne gerichtet. Dann folgte noch vor der großen Siegerehrung sein nächster Einsatz. Auszeichnung (300 Euro) für den besten Torhüter des Turniers. Scheck, Urkunde und Blitzlichtgewitter, eingerahmt von Innenminister Stefan Studt und SHFV-Präsident Hans-Ludwig Meyer.

Auch Teamkollege Benjamin Safo-Mensah spendete seinem Torhüter Beifall: ,,Geil, ein geiles Gefühl. Es war eine tolle Mannschaftsleistung. Ein bisschen Glück war am Ende auch dabei", meinte der 19-Jährige bei seiner ersten Masters-Teilnahme gleich mit dem Titelgewinn in toller Atmosphäre. ,,Hammer. Einfach eine geile Stimmung."

Und als Kapitän Marc Böhnke zum zweiten Mal in seiner Karriere so gegen Viertel nach elf endlich den Pokal in die Höhe reckte, kannte der Jubel keine Grenzen. Siegerposen, Tanzen und Feiern mit den Fans. An die Bande gelehnt, dem Trubel etwas entrückt, Daniel Jurgeleit. ,,Wir haben gut gestanden und den Lübeckern kaum etwas zugelassen. Das Neunmeterschießen hatte eine tolle Dramaturgie", sagte der ETSV-Trainer mit leichtem Lächeln. ,,Und wenn so einer wie der von Paetow reingeht..."

Der Flensburger Abwehrspieler war - wie einst Philipp Lahm und Xabi Alonso bei den Bayern - beim vierten Neunmeter auf den grünen Kunstrasen ausgerutscht, der Ball hoppelte mehr oder weniger ins Tor. ,,Das war mein Trick. Das mach' ich jetzt immer so", frotzelte der 20-Jährige freudestrahlend auf dem Weg in die Kabine.

Mannschaftskapitän Böhnke sah in dieser Aktion den Schlüssel zum Erfolg. ,,Als der Ball reinging, hatte ich ein sehr gutes Gefühl. Und als ich Kirschke sah, wie er sich den Ball nahm, wusste ich, der Pokal gehört uns."

Im vergangenen Jahr war Weiche im Halbfinale gegen Lübeck nach schlechtem Neunmeterschießen ausgeschieden. ,,Insofern ein gerechter Ausgleich." Das ganze spielte sich eine knappe halbe Stunde vor Mitternacht ab.

Fünfeinhalb Stunden zuvor, um 18.05 Uhr war Weiche als zweite Mannschaft bei der Eröffnungszeremonie eingelaufen. Das Auftakt-Spiel gegen den SH-Ligisten Eutin 08 war eine souveräne Vorstellung mit dem Sahnehäubchen des 3:0 von Florian Meyer. Drei Monate nach seinem Mittelfußbruch sprühte der 28-Jährige vor Spielfreude und Einsatz, spielte selbst mit sich Bande und schlenzte den Ball aus spitzem Winkel ins Dreieck. ,,Das hat er echt klasse gemacht. Das reizt zur Nachahmung", kommentierte Hendrik Ostermann den Zungenschnalzer.

Die beiden Treffer zuvor hatten Torge Peatow (2.) und Fiete Sykora (6.) erzielt. Als ,,dummes Gegentor, das viel zu früh fiel", bezeichnete Jonas Walter das darauf folgende 0:1 im zweiten Gruppenspiel gegen Holstein Kiel. Fabian Arndt hatte nach 38 Sekunden völlig frei Keeper Kirschke keine Chance gelassen - das spielentscheidende Tor und ein Treffer, mit dem die Souveränität des ETSV verloren ging.

Das 0:0 gegen den Heider SV im ,,Endspiel" um den Einzug ins Finale bestritten die Flensburger mit Ruhe, Routine und Robustheit, ebenso wie die Halbfinal-Partie gegen den SV Eichede. 1:53 Minuten zeigte der Video-Würfel an, als Fiete Sykora mit seinem zweiten Turnier-Treffer das 1:0 markiert hatte.

Körpertäuschung nach rechts und überlegt links unten ins Eck geschossen. 20 Sekunden vor der Schlusssirene machte Jonas Walter mit einem Kontertor das 2:0 perfekt . ,,Wir haben unglücklich, aber verdient verloren", erklärte SV-Trainer Oliver Zapel, war aber mit dem gesamten Auftreten seiner Mannschaft sehr zufrieden.

Weiches Finale war unspektakulär. Fast wäre Neuzugang Jannik Drews (SV Frisia 03 Risum-Lindholm) bei seinem gelungenem Masters-Debüt in der regulären Spielzeit ein Treffer gelungen, aber Torhüter Eric Schlomm parierte.

Mehr Tore gab es im Neumeterschießen. ,,Wir haben richtig gute Schützen gehabt", lobte Keeper Kirschke seine Mitstreiter im finalen Einsatz. Eine ausgiebige Feier allerdings musste sich der Torhüter wegen der Teilnahme am Sparda-Bank Cup am Sonntag verkneifen. ,,Vielleicht ein Bierchen beim Freund der Schwester meiner Freundin."
Aufrufe: 010.1.2016, 20:45 Uhr
SHZ / Michael BockAutor