2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Benjamin Plötz freut sich über die Untersützung der Fans von Lichtenberg 47.
Benjamin Plötz freut sich über die Untersützung der Fans von Lichtenberg 47. – Foto: Anne Gründer

"Die Folgen lassen sich momentan schwer abschätzen"

Benjamin Plötz erklärt, dass auch Lichtenberg 47 unter der derzeitigen Situation leidet. Zum Glück haben die Fans dem Verein bei verschiedenen Aktionen unter die Arme gegriffen. Eine Fortsetzung der Saison unter Ausschluss der Öffentlichkeit hält er für das Ende vieler Vereine. Er hält den Abbruch für die sinnvollste Lösung.rn

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Ein Interview von Marcel Peters - https://www.facebook.com/AmateurberichterstattungMarcelPeters/ - regelmäßig Berichte über Berliner und Brandenburger Amateurfußballer oder Vereine. Gesprächspartner: Benjamin Plötz

Herr Plötz, die aktuelle Situation macht auch den Fußball-Vereinen zu schaffen. Wie kann man sich das derzeit vorstellen, welche Kosten fallen weiterhin an, welche Einnahmen brechen weg? Ist die Zukunft von Lichtenberg 47 ungewiss, sollte es weiterhin finanzielle Einbußen geben?

Wir müssen nach wie vor die Kosten für die Mannschaft bedienen, ob Sozialabgaben, Lohnbüro oder Kosten der BG. Die Einnahmen sind doch recht einfach zu beschreiben, Spieleinnahmen aus unseren Heimspielen fehlen natürlich an allen Ecken und Enden.

Lichtenberg 47 hat erst durch zwei virtuelle Spiele, dann durch den Verkauf von „Fanpaketen“ Unterstützung von vielen Zuschauern erhalten. Warum wurden die Aktionen im Leben gerufen?

Wie alle Vereine, haben auch wir mit der aktuellen Situation zu kämpfen. Durch diese Aktionen haben wir in erster Linie versucht die fehlenden Einnahmen zu kompensieren und somit die gegenwärtigen Ausgaben ein stückweit zu decken. Ich habe damit gerechnet das alle 47er, wie auch in der Vergangenheit, zusammen stehen.

Mittlerweile wurden fast alle Fanpakete an den Mann gebracht. Hätten Sie mit dieser Resonanz gerechnet?

Unser Verein und das ganze Umfeld funktioniert schon seit Jahren genauso. Dass die Resonanz aber in diesem Ausmaß stattfindet, hatte wohl keiner für möglich gehalten. Wir sind unendlich dankbar für all die Unterstützung die wir in den letzten Wochen erfahren konnten.

Es Maßnahmen, die kurzfristig helfen. Kann sich das Corona-Virus aber auch langfristig auf die finanzielle Situation im Gesamtverein auswirken, wenn z.B. Sponsoren wegbrechen (um sich selber erstmal wieder zu orientieren, finanzielle Schwierigkeiten in den Griff zu bekommen) oder wenn dauerhaft Zuschauer fern bleiben (einfach aus Angst vor Ansteckung)?

Die evtl. länger anhaltende Situation und die dann daraus resultierenden Folgen lassen sich momentan schwer abschätzen, wir hoffen das sich die Lage für alle schnell entspannt. Natürlich wird es langfristig zu finanziellen Schwierigkeiten kommen aber wir denken positiv und hoffen das unsere Partner durch die schwere Zeit so unbeschadet wie nur möglich kommen, man muss immer wieder festhalten das wir als Sportverein ganz sicher in einer anderen Situation stecken als ein Unternehmen welches täglich darum kämpft Arbeitsplätze zu erhalten und ihre Kosten zu decken.

Nicht nur die Situation vieler Unternehmen ist ungewiss. Auch wie die Saison fortgeführt oder beendet wird, steht noch in den Sternen. Wie steht Lichtenberg 47 dazu, kann die Saison möglicherweise auch unter Ausschluss der Öffentlichkeit fortgesetzt werden?

Ich habe bereits in den letzten Tagen mehrfach dazu Stellung bezogen. Spiele unter Ausschluss der Öffentlichkeit sind für den Amateurbereich zugleich der Untergang vieler Vereine. Es entstehen Kosten um Spiele durchzuführen, ob Heim- oder Auswärtsspiele, aber dem gegenüber stehen keinerlei Einnahmen. Wie lange soll dieses Thema gut gehen? Daher wäre das für mich persönlich keine sinnvolle Option auch wenn mir bewusst ist, dass viele Vereine in diversen Ligen sportlich großartige Leistungen bisher erzielt haben und natürlich um Aufstiege oder Pokal kämpfen und somit sicher ein anderes Bild für die Dinge besitzen.

Gibt es ein anderes Szenario, welches Sie favorisieren?

Es gibt kein Szenario was alle zufrieden stellt. Ich denke das ein Abbruch der Saison der sinnvollste Weg ist. Es ist kaum vorstellbar wie in kurzer Zeit so viele Spiele nachgeholt werden sollen. Eine Verlängerung der Saison steht ebenfalls im Raum, das schafft so viele Probleme und damit verbunden offene Fragen zu Wechselfristen, Verträgen, Urlaubszeiten, Schulferien und viele andere Dinge werden zu einer großer Zerreißprobe. Es geht hier um jeden einzelnen Verein, in jeder Spielklasse, in jeder Altersklasse und es ist nicht von der Hand zu weisen was da alles dran hängt. Es wird keinen Mittelweg geben, es gilt eine Entscheidung zu treffen und somit Klarheit und Planbarkeit für die Clubs herzustellen.

Wie sieht der Kontakt zu anderen Regionalligisten in Berlin aus. Tauscht man regelmäßig Erfahrungen aus, beratschlagt sich?

Ich tausche mich zum Großteil mit meinem Trainerteam, den Spielern und meinen ehrenamtlichen Mitarbeitern im Bereich aus, hier gilt es erstmal Bescheid zu wissen wie es allen geht, wo Probleme sind und wie wir diese lösen können.

Ansonsten habe ich mich mit dem einen oder anderen Club zur aktuellen Lage und Situation ausgetauscht aber nicht nur zwingend mit den Regionalligisten, betroffen sind alle. Einigkeit herrscht überall, wir brauchen Transparenz in der Kommunikation der Verbände mit den Clubs und müssen gemeinsam dafür sorgen das vorallem alle gesund, unbeschadet aber auch gestärkt durch diese schwere Zeit kommen und wir hoffentlich bald wieder zum „Normalbetrieb“ übergehen können.

Die Spieler halten sich individuell fit, mit mannschaftstraining aber nicht zu vergleichen. Welche Vorlaufzeit würde benötigt werden, um die Jungs wieder ins Laufen zu bekommen / in den Zustand der für die regional notwendig ist?

Die Spieler absolvieren seit Wochen individuelle Trainingspläne und sind dahingehend sehr diszipliniert und fleißig das ihr körperlicher Zustand gehalten wird.

Das kann ich nur schwer abschätzen, gerade weil das Mannschaftstraining fehlt, taktische Abläufe, Abläufe mit dem Ball und auch das wirkliche Fußball spielen. Einige Wochen wird man sicher benötigen um wieder den Rhythmus zu finden.

Aufrufe: 013.4.2020, 08:09 Uhr
Marcel PetersAutor