2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
F: Axel Kammerer
F: Axel Kammerer

"Die Foh­len zum An­fas­sen" - pro­fes­sio­nell ge­führt

So steht es um die Weisweiler-Elf

En­de 2009 war Ex-Pro­fi Chris­toph Bud­de, da­mals „Ma­cher“ der Weis­wei­ler Elf, völ­lig un­er­war­tet ge­stor­ben. „Oh­ne ihn stand erst ein­mal al­les auf Kip­pe“, sagt Jörg Jung. Aber es fand sich ei­ne Lö­sung: Am 1. Ja­nu­ar 2010 trat, un­ter­stützt von dem frü­he­ren Mas­seur Char­ly Stock, ein neu­es Trio an: die ehe­ma­li­gen Bo­rus­sen-Pro­fis Karl­heinz Pflip­sen, Pe­ter Wyn­hoff und Jörg Jung tei­len sich die Ge­schäfts­füh­rung.

Ei­ne ih­rer ers­ten Ak­tio­nen: Sie lie­ßen den Na­men Weis­wei­ler Elf beim Pa­tent­amt schüt­zen. Jung: „Sonst hät­te ja auch noch der 1. FC Köln die­sen Na­men wäh­len kön­nen.“

Das neue Füh­rungs­trio be­schloss, die Weis­wei­ler Elf pro­fes­sio­nel­ler zu füh­ren, sie als Fir­ma un­ter dem Na­men „Tra­di­ti­ons­fuß­ball Weis­wei­ler Elf UG (haf­tungs­be­schränkt)“ ein­tra­gen zu las­sen. „Es war ei­ne gu­te Ent­schei­dung“, sagt Jörg Jung. „Für uns ist es so­zu­sa­gen ein Voll­zeit-Hob­by ge­wor­den. Aber es macht viel Spaß zu se­hen, wie je­der Spie­ler auf sei­ne Wei­se die Weis­wei­ler Elf mit Le­ben er­füllt.“ Die drei Ge­schäfts­füh­rer tei­len sich die Auf­ga­ben: Kal­le Pflip­sen macht die Buch­hal­tung, Pe­ter Wyn­hoff küm­mert sich um den Ka­der und die Zu­sam­men­set­zung der Mann­schaft für die Spie­le. Und in Jörg Jungs Er­go-Agen­tur auf der Doh­ler Stra­ße in Rhe­ydt lau­fen die Fä­den zu­sam­men.

Aus der Ära Weis­wei­ler (1964 bis 1975) sind na­tür­lich kei­ne Spie­ler mehr ak­tiv. Aber vor al­lem Män­ner mit Bo­rus­sia-Ver­gan­gen­heit wie die drei Ge­schäfts­füh­rer, oder Ewald Li­e­nen, Hans-Jörg Cri­ens, Bernd Krauss, Arie van Lent und Oli­ver Neu­vil­le. Zum fünf­köp­fi­gen Trai­ner- und Be­treu­er-Stab ge­hört auch Her­bert Lau­men, hin­ter Jupp Heynckes Bo­rus­si­as im­mer noch er­folg­reichs­ter Tor­schüt­ze mit 97 Bun­des­li­ga-Tref­fern.

41 Spie­ler sind der­zeit auf der Home­page www.weisweiler-elf.de auf­ge­führt, zwei Dut­zend Spie­le pro Jahr wer­den ab­sol­viert. „Wir ste­hen heu­te für die Ge­schich­te Bo­rus­si­as, mit Spie­lern aus ver­schie­de­nen Ge­ne­ra­tio­nen, dar­un­ter et­li­che aus der Mann­schaft, die 1995 als DFB-Po­kal­sie­ger den letz­ten Ti­tel nach Glad­bach hol­te. Wir ma­chen so auch ein Stück Fa­n­ar­beit, sind ge­wis­ser­ma­ßen die Foh­len zum An­fas­sen. Der Ver­ein sieht das und un­ter­stützt uns ent­spre­chend“, sagt Jung.

Die Weis­wei­ler Elf soll bei al­ler „Pro­fes­sio­na­li­sie­rung“ kein ge­winn­ori­en­tier­tes Un­ter­neh­men wer­den, auch wenn sie in der Re­gel für ih­ren Auf­tritt ei­ne Ga­ge kas­siert, an der die Spie­ler als Ge­gen­leis­tung für ih­ren Ein­satz be­tei­ligt sind. Jung: „Doch die Kos­ten für die Ver­ei­ne, die uns bu­chen, sind über­schau­bar und ori­en­tie­ren sich auch an ih­ren Mög­lich­kei­ten. Bis­her hat je­der Ver­ein, der uns ha­ben woll­te, uns auch be­kom­men.“ Und zwei- oder drei­mal im Jahr tritt die Weis­wei­ler Elf nur für den gu­ten Zweck an, um in Not ge­ra­te­nen Men­schen in Mön­chen­glad­bach und Um­ge­bung zu hel­fen. Zu­letzt war das zum Bei­spiel ein an Leuk­ämie er­krank­tes Kind aus Net­te­tal.

Für die in die Jah­re ge­kom­me­nen „Foh­len“ steht der Spaß im Vor­der­grund: der am noch ak­ti­ven Fuß­ball und die Er­in­ne­run­gen, die in der „drit­ten Halb­zeit“ ge­pflegt wer­den. Jörg Jung: „Da hat je­der aus sei­ner Zeit et­was In­ter­es­san­tes zu er­zäh­len.“ Er selbst zum Bei­spiel, wie er mit dem Rhe­ydter Spiel­ver­ein 1990 deut­scher Vi­ze­meis­ter der Ama­teu­re wur­de und mit dem Rhe­ydter SV drei bis vier Spiel­zei­ten lang an die Tür zur Zwei­ten Bun­des­li­ga klopf­te . Und die wie­der­hol­ten Spie­le der Weis­wei­ler Elf ge­gen die Aus­wahl des Va­ti­kan mit ei­ner Au­di­enz 2015 bei Papst Fran­zis­kus („er war rich­tig sym­pa­thisch, ei­ne tol­le Be­geg­nung“) ge­hö­ren auch da­zu.

Aufrufe: 013.3.2019, 09:01 Uhr
RP / Otto E. SchützAutor