„Aus meinem Mund wird kein negatives Wort über Dergahspor kommen“, sagt er. Das war nach der ersten Trennung nicht anders. Karali ist ein Gentleman, er wirft nicht mit Dreck. Es hat halt einfach nicht sein sollen mit der aufgewärmten Liebe und so richtig Schuld am Zerwürfnis hat ja eigentlich niemand. Karali spricht von „unglücklichen Umständen“, die ein erfolgreiches Arbeiten verhinderten. Starke Abgänge und schwache Zugänge in der Winterpause sowie viele Verletzte. Was soll man da schon machen?
Jedenfalls hat Dergahspor, so wie es sich für einen Landesligisten gehört, die Entlassung Karalis per Pressemitteilung bekanntgegeben. Die Verantwortlichen sahen sich zu diesem Schritt gezwungen, weil ihre erste Mannschaft nur noch selten ein Spiel gewinnt und sie den Fall vom Mittelfeld der Tabelle auf einen Abstiegsplatz befürchten. In der Mitteilung stehen Worte, die nicht unbedingt auf ein beidseitiges Einvernehmen schließen lassen. Genau das gab es aber laut Karali. Dieter Rebel, stellvertretender Vorsitzender des Vereins und Verfasser der Pressemitteilung, sagt dazu: „Da habe ich wohl in der Hektik ein paar Sätze falsch formuliert.“
Überhaupt scheint in der Hektik bei Dergahspor mehr passiert zu sein, was für Außenstehende nicht nachvollziehbar ist. Die angebliche Personalnot ist hierfür das beste Beispiel. Offiziell gab es zwischen Karali und der Vorstandschaft die Absprache, dass verletzte Spieler, die sich trotz ihrer Blessuren fit genug fühlen, um Fußball zu spielen, in der zweiten Mannschaft aushelfen dürfen. Inoffiziell sagen Vertreter des Vereins: Spieler lassen sich lieber in der Rumpelliga A-Klasse auf die Füße steigen, als unter dem als autoritär geltenden Trainer Karali aufzulaufen. So wogen die Sorgen dermaßen schwer, dass der gelernte Torwart Karali sich gezwungen sah, am Samstag beim TSV Kirchenlaibach als Stürmer aufzulaufen. Diese Entscheidung war für „manche Zuschauer nicht nachvollziehbar“ und „Karali kam lediglich zu wenigen Ballkontakten“ schreibt Rebel in seinem Spielbericht für fupa.net. Seine Mannschaft verlor mit 0:3, vier Stammspieler blieben lieber zu Hause — und spielten am Sonntag mit Dergahs zweiter Mannschaft. Für ein 6:2 gegen den VfL III Germes waren sie fit genug.
Fit genug, um in den verbleibenden vier Spielen an der Seitenlinie zu stehen, ist der sportliche Leiter Thomas Ziemer. Allerdings hat der ehemalige Clubprofi wenig Zeit, weshalb erfahrene Spieler das Training leiten werden und der Verein für die kommende Saison einen neuen Trainer finden muss. Einen Trainer, der Dergah endlich in die Bayernliga führen soll. „Das ist unser Ziel, dafür bin ich zu Dergahspor gekommen“, sagt Ziemer.
Es wird, verspricht er, beim Verein einen großen Umbruch geben und zahlreiche Spieler verpflichtet werden. Die ersten Zusagen habe er bereits. Präsentiert werden sollen sie „in einem Aufwasch, am besten zusammen mit dem neuen Trainer“. Bislang gab Dergahspor jeden Transfer einzeln via Pressemitteilung bekannt — versehen mit einem Bild, auf dem der Neuzugang immer neben einem grinsenden Dieter Rebel in die Kamera guckte.
Ob die neuen Spieler dann auf dem Sportplatz der Bertolt-Brecht-Schule auflaufen werden oder auf einem anderen Gelände, steht noch nicht fest. Dass Dergahspor gerne eine eigene Anlage hätte, ist kein Geheimnis. Momentan befindet sich Rebel nach Informationen der Nürnberger Nachrichten in Gesprächen mit dem TSV 1846 Nürnberg. Er würde gerne dessen Vereinsgelände in Erlenstegen nutzen und am besten gleich mit ihm fusionieren.
Turgay Karali will weiterhin als Trainer arbeiten und mit anderen Mannschaften „neue Geschichten schreiben“. Die Entwicklungen bei seinem alten Verein wird er trotzdem beobachten: „Ich drücke Dergah weiterhin die Daumen.“ Karali spricht immer noch von „wir“, wenn er seine Ex meint. Ob er sich einen dritten Anlauf mit ihr vorstellen kann? „Ich glaube nicht. Die Trennung tut zwar weh, aber es ist besser so.“