2024-05-02T16:12:49.858Z

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Am Freitag gewann Dergah deutlich mit 3:0 gegen Landesliga-Spitzenreiter TSV Nürnberg-Buch. F: Woiwode
Am Freitag gewann Dergah deutlich mit 3:0 gegen Landesliga-Spitzenreiter TSV Nürnberg-Buch. F: Woiwode

Dergah: Weltauswahl aus den Tiefen des Tabellenkellers

Die Nürnberger haben kräftig aufgerüstet und schlagen jetzt sogar den Landesliga-Spitzenreiter TSV Buch

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Wochenlang war es traurig, Dergahspors Entwicklung mitanzusehen. Elf Spieler hatte Trainer Turgay Karali nur zur Verfügung, dann schickte er Sportvorstand Dieter Rebel zum Einkaufen. Nun ist mit den neuen Spielern auch der Erfolg zurückgekehrt – ausgerechnet im Derby gegen Buch.

Auch wenn Trainer Helmut Rahner die Bezeichnung Derby nicht so wirklich schmeckte, sollte doch keiner sagen können, man hätte sich in Buch nicht gebührend vorbereitet. Also trat man an zum Testspiel gegen den von Zico trainierten Al-Gharafa Sports Club aus Katar, der am Valznerweiher weilte. Gegen die Mannschaft um Lisandro Lopez, der argentinische Ex-Nationalspieler war für sechs Millionen Euro aus Lyon an den persischen Golf gewechselt), gab es eine 0:3-Niederlage und viele Erkenntnisse, die es dann im Nürnberger Landesliga-Derby umzusetzen galt.

Da war Dergahspor zu Gast und trat trotz des katastrophalen Saisonstarts mit dem Selbstbewusstsein an, „an guten Tagen jede Mannschaft der Liga schlagen zu können“; außerdem hatte man kräftig eingekauft, unmittelbar vor Ende der Wechselfrist hatte Sportvorstand Dieter Rebel sogar Regionalligastürmer Engin Kalender vom SV Seligenporten geholt. Im Duell mit Buch ging es um mehr als den Kampf heraus aus dem Tabellenkeller, es ging auch um den prestigeträchtigen Status der „Nummer zwei“ des Stadtgebietes hinter dem großen 1. FC Nürnberg.

Die rund 250 Zuschauer mussten nicht lange auf die Highlights warten; nach einem Eckball in Spielminute zwölf schob der völlig alleingelassene Orhan Akgül aus kurzer Distanz zur Führung für die Gäste ein. Dergahspor-Trainer Turgay Karali sah ohnehin eine souverän aufspielende Mannschaft, bei der all die Misserfolge der ersten Wochen aus der jungen Saison wie vergessen schienen. Einziges Manko: Mehrere teils hochkarätige Gelegenheiten ließ Dergahspor bis zum Pausenpfiff aus.

Fokus auf die Standards

In der zweiten Hälfte setzte sich die Überlegenheit der Gäste nahtlos fort, dabei war doch Buch eigentlich der Tabellenführer. Erneut Akgül Orhan scheiterte am TSV-Schlussmann Kosuchowski, und langsam aber sicher zeichnete sich eine Überraschung ab. In der 69. Minute trat Ferdinand Ehrl einen Freistoß von halbrechts ins lange Eck – die Vorentscheidung.

„Die Standards haben wir heute nicht gut verteidigt, da müssen wir unter der Woche den Fokus drauf legen“, zeigte sich Rahner nach der Partie geknickt.

Dem ehemaligen beinharten Verteidiger des 1. FC Nürnberg stieß das eher lässige Defensivverhalten seiner Bucher sauer auf, und so kam es in der Konsequenz sogar noch dicker: Nach einem Freistoß der Gäste zeigte Schiedsrichter Martin Götz aus Steppach auf den Punkt, der starke Engin Kalender, einst sogar bei den Amateuren der Spielvereinigung Greuther Fürth für höhere Aufgaben getestet, trat an und vollendete in der 85. Spielminute zum 0:3-Endstand.

Ein Ergebnis, das Jubelstürme bei Dergahspor auslöste, Chefeinkäufer Dieter Rebel feierte mit der Mannschaft im Mittelkreis. Der zweite Sieg hintereinander für den Verein vom Pferdemarkt, der zuletzt ja vor allem neben dem Platz in die Schlagzeilen geraten war.

Trainer Turgay Karali zwar von einem „normalen Spiel wie jedes Wochenende“, aber ihm war eine gewisse Genugtuung nach dem Sieg im Prestigeduell trotzdem anzusehen. Dass ihm zu Saisonbeginn lediglich ein Kader mit elf Spielern zur Verfügung stand, machte den Erfolg nur noch schmackhafter: „Der jetzige Konkurrenzkampf macht jeden Spieler besser, und heute hat man gesehen, was in dieser Mannschaft steckt.“

Die Bucher gratulierten artig, konnten sich jedoch die ein oder andere Spitze nicht ganz verkneifen. So sprach Trainer Rahner von einer „verdienten Niederlage gegen die gefühlte Weltauswahl“ und machte deutlich, dass der bodenständige Bucher Weg weitergehe — egal ob als Nummer eins oder zwei des Nürnberger Amateurfußballs. So gab es am Ende im Grunde nur Gewinner. So ist der Fußball doch am schönsten.

Aufrufe: 09.9.2013, 11:58 Uhr
Felix Wolfrum (NN)Autor