2024-05-15T11:26:56.817Z

Spielvorbericht
Meisenheim-Coach Andy Baumgartner und Idar-Obersteins Trainer Uwe Hartenberger begegnen sich erstmal in der Liga auf Augenhöhe.
Meisenheim-Coach Andy Baumgartner und Idar-Obersteins Trainer Uwe Hartenberger begegnen sich erstmal in der Liga auf Augenhöhe. – Foto: André Nückel

"Derby mit Brisanz" im Aufstiegskampf

VERBANDSLIGA SÜDWEST +++ Zuletzt schwächelnder Oberliga-Absteiger SC Idar-Oberstein gastiert beim formstarken Aufsteiger SG Meisenheim

Meisenheim. Am Samstag kommt es beim Verbandsliga-Aufsteiger Meisenheim um 16.30 Uhr zum Derby gegen den Oberliga-Absteiger SC Idar-Oberstein. In der jüngsten Vergangenheit trafen die beiden Teams in keinem Ligaspiel aufeinander, Idar-Oberstein spielte stets höherklassiger als die Gastgeber. Aktuell ist man jedoch punktgleich und liegt mit jeweils vier Punkten Rückstand hinter dem Relegationsrang.

Ungleiche Saisonziele

Die frisch aus der Landesliga aufgestiegenen Gastgeber aus Meisenheim gaben den Klassenerhalt als Saisonziel aus. Und auch nach dem starken Saisonstart mit 15 von 24 möglichen Punkten und dem daraus resultierenden Anschluss an die Spitzenpositionen hat sich daran nichts geändert. "Dabei bleibt's", betont Cheftrainer Andy Baumgartner, denn "mit 15 Punkten, die wir jetzt haben, hat noch niemand die Liga gehalten." Die Ambitionen seien laut Baumgartner der "größte Unterschied zwischen Idar und uns."

Damit liegt er nicht falsch. Der Absteiger aus Idar-Oberstein, der in den letzten Jahren häufiger als gewollt den Fahrstuhl zwischen Verbands-, Ober- und Regionalliga nutzte, gab "Platz eins bis fünf" als Saisonziel aus, so Trainer Uwe Hartenberger. Dabei liege man mit Rang vier "im Soll, aber wir sind auch nicht hochzufrieden", so der Coach weiter. Klar ist nämlich, dass Idar-Oberstein mittelfristig wieder Oberliga spielen möchte. Dabei verfolge man einen Zweijahresplan mit dem Ziel Aufstieg in der kommenden Saison. Im ersten Jahr müsse man der Mannschaft "Zeit geben, sich zu finden." Schließlich forcierte der Verein im Sommer eine Neuausrichtung, die Mannschaft wurde stark verjüngt, besonders in der im letzten Jahr löchrigen Defensive. "Das ist auch der Weg, den wir in den nächsten Jahren gehen wollen", gibt Hartenberger Einblick. Er sehe die "defensive Stabilität als Basis des sportlichen Erfolgs". Die bisherige Bilanz kann sich sehen lassen, mit nur sechs Gegentoren stellt Idar-Oberstein aktuell die beste Defensive der Liga. Großen Anteil daran haben auch die jungen Neuzugänge wie Torwart Lukas Gibbert (20) sowie die Verteidiger Martin Schultheis (21) und Achille Romuald Ebongue Pidy (24).


Ungleiche Form

Eine gute Defensive allein reicht jedoch bekanntlich nicht aus, um ganz oben mitzuspielen. In den vergangenen beiden Spielen kassierte man zwar jeweils nur einen Gegentreffer, verlor jedoch aufgrund der Torlosigkeit beide Partien und damit auch den Relegationsplatz. Der gute Saisonstart mit fünf Siegen in sechs Spielen konnte somit nicht bestätigt werden. Auch im Verbandspokal schied man im Heimspiel gegen Dudenhofen mit 0:3 aus. Grund für die zuletzt schwache Form sei laut Trainer Hartenberger hauptsächlich die Personallage. "Die Verletzungen haben uns in den letzten Wochen extrem gebeutelt", so der 51-Jährige. Auch für Samstag sehe es personell düster aus. Kapitän Christian Henn und vier weitere Leistungsträger seien nicht einsatzbereit. Vom eigentlich bevorzugten 4-2-3-1-System musste man in den letzten Wochen aufs ungewohnte 4-3-3 umstellen. Dennoch könne man an einem guten Tag jeden Gegner in der Liga schlagen, so Hartenberger selbstbewusst. Auch die formstarken Meisenheimer?

Die ersten zwei Spiele liefen für den Aufsteiger nicht gerade nach Plan. "Am ersten Spieltag sind wir auf die Schnauze gefallen", blickte SGM-Trainer Andy Baumgartner zurück. "Da haben wir so richtig gemerkt, dass wir in einer neuen Liga spielen." Anschließend habe man in der Defensive einiges geändert und diverse Abläufe umgestellt. Die Fehleranalyse scheint gefruchtet zu haben: Von den darauffolgenden sechs Ligaspielen wurden vier gewonnen, die anderen beiden endeten unentschieden. Nach acht Spieltagen und sieben ungeschlagenen Spielen steht man nun also punktgleich mit Idar-Oberstein auf Rang vier. Erfolgsgaranten sind dabei Kapitän Felix Frantzmann und das 21-jährige Talent Leon Walter, die mit jeweils fünf Toren zusammen mehr als die Häfte der Meisenheimer Tore erzielten. Zudem herrsche aufgrund des Aufstiegs sowie des milden Saisonziels kein Ergebnisdruck, so Baumgartner. "Wir können befreit aufspielen."


Gleicher Respekt vor dem "Derby"

Selbiges gelte auch für das Spiel am Samstag, schließlich liege die Favoritenrolle laut dem Meisenheim-Coach eindeutig beim Absteiger aus Idar-Oberstein. Baumgartner erwartet, dass die Gäste stark sein werden und mit "breiter Brust" auftreten, ein Sieg sei schließlich ihr Anspruch. Eine klare Forderung von drei Punkten lässt er nicht verlauten. Die Frage danach, welches System er denn aktuell bevorzuge, beantwortete er knapp mit: "Wir spielen zu elft." Ingesamt präferiere er bei seiner extrem jungen Mannschaft (Alterdurchschnitt unter 21 Jahren) aber eine offensive Ausrichtung. Den Trainerkollegen Hartenberger kennt er gut, er beschreibt ihn als "akribischen Arbeiter, der seinen Job sehr gut macht. Ich mag ihn." Hartenberger geht ebenfalls "mit Blick auf die Tabelle davon aus, dass er gute Arbeit macht." Er erwarte "maximal motivierte Meisenheimer" und nannte das Auswärtsspiel beim Tabellennachbarn sogar eine "Herkulesaufgabe". "Wir sind aber gewappnet." Für die SG Meisenheim sei dieses "Derby mit Brisanz" sicher als das "Spiel des Jahres" zu bezeichnen.
Auch sein Kollege Baumgartner sieht die Partie als Derby an und spricht von einem "ganz besonderen Spiel". Die Brisanz werde noch einmal daduch gesteigert, dass viele Meisenheimer Spieler früher von einem Wechsel zum höherklassigen SC Idar-Oberstein geträumt hätten. Leon Walter beispielsweise, der aktuelle Top-Torjäger der SG, wechselte nach über 50 Toren in zwei Saisons von Meisenheim zu Idar-Oberstein. Dort blieb er in der Saison 2017/18 in nur acht Oberligaeinsätzen jedoch torlos. Zur vergangenen Saison kehrte er zurück zur SG und traf in 29 Spielen satte 40 mal ins Schwarze. Seine wiedergewonnene Treffsicherheit soll am Samstag nun sein Ex-Klub zu spüren bekommen.

Aufrufe: 027.9.2019, 16:00 Uhr
Marco RauchAutor