2024-05-02T16:12:49.858Z

Transfers

´Der Verein hat sein Wort nicht gehalten`

Jandelsbrunns Ex-Trainer Jochen Fröschl rückt Aussagen des Vorstands zurecht

Ex-SSV-Trainer Jochen Fröschl stellt die Entlassung beim Kreisklassisten Jandelsbrunn aus seiner Sicht klar. Einen Umschwung innerhalb der Mannschaft habe es nicht gegeben, im Gegenteil: bis zuletzt standen sämtliche Spieler hinter ihrem Trainer.
Herr Fröschl gestern haben wir über ihre Entlassung beim SSV Jandelsbrunn berichtet. Von Vereinsseite war davon die Rede, dass die Stimmung innerhalb der Mannschaft gekippt sei, und der Verein zu Ihrer Entlassung gezwungen worden sei. Schildern Sie uns Ihre Sicht der Dinge.

Jochen Fröschl (37): Vielen Dank, dass ich dieses Thema auch aus meiner Sicht schildern darf, denn ich möchte bestimmte Sachverhalte klarstellen. Ich hatte zwei sehr schöne Jahre beim SSV und möchte auch keine schmutzige Wäsche waschen, aber die Umstände meiner Entlassung war doch sehr unschön und die Begründung, die Mannschaft sei nicht mehr hinter mir gestanden, ist schlichtweg falsch.

Einen Stimmungsumschwung innerhalb der Mannschaft hat es also nicht gegeben?

Nein, lassen Sie mich die Situation kurz erläutern: Vor zwei Wochen sind von Vereinsseite Gespräche mit den Spielern geführt worden. Jeder Spieler hat sein Weitermachen für die neue Saison zugesichert. Ein paar Spieler haben sogar gesagt, sie machen nur weiter, wenn ich weiter als Trainer tätig bin. Kein einziger hat gesagt, er will nicht mehr mit mir weiterarbeiten. Daraufhin sind der zweite Vorstand und der Spartenleiter auf mich zugegangen und haben versucht, mit mir zu verlängern. Nach kurzer Bedenkzeit habe ich zugesagt, auch im Falle des Abstiegs. Ich wollte die Mannschaft nicht im Stich lassen. Die Spieler wurden in der Spielerversammlung von meiner Verlängerung unterrichtet und waren sehr glücklich über diese Entscheidung. Zwei Wochen später bin ich nun vom Verein entlassen worden.

Welche Gründe könnte der Verein gehabt haben?

Ich möchte nicht spekulieren, ich wüsste da schon einen Grund, aber ich möchte aus Respekt dem Verein gegenüber nur Fakten weitergeben, alles andere wäre Spekulation. Was ich klarstellen möchte: Die Spieler haben mir persönlich versichert, sie waren weder gegen mich, noch hat es irgendwelche Abstimmungen gegeben oder sind von Vereinsseite in den letzten Tagen befragt worden. Daher finde ich es sehr schade, dass das von Vereinsseite so dargestellt worden ist, dass die Stimmung innerhalb der Mannschaft gekippt wäre. Das ist nicht richtig. Jeder weiß, wenn die Mannschaft nicht mehr hinter ihrem Trainer steht, merkt man das zuallererst an der Trainingsbeteiligung. Bei uns sind aber seit Wochen und Monaten konstant 16-25 Mann im Training. Das spricht, glaube ich, für meine Arbeit und ist mir auch zwei Jahre lang von Vereinsseite so bestätigt worden.

Wenn Sie sagen der zweite Vorstand und der Spartenleiter hat Ihnen eine Verlängerung zugesichert, hat es dann vielleicht Stimmen in einer Vorstandssitzung gegen Sie gegeben, die zu Ihrer Entlassung geführt haben?

Es hat ja soviel ich weiß keine Vorstandsitzung in den letzten Tagen gegeben. Am Dienstag wurde ich vom Ersten Vorstand telefonisch von meiner Entlassung unterrichtet. Ich kann es mir schon denken warum, aber ich möchte mich aus Respekt gegenüber dem Verein nicht klarer äußern. Man kann es ja vielleicht zwischen den Zeilen deuten.

Die Entscheidung des Vereins muss sehr enttäuschend für Sie gewesen sein, wenn Ihnen kurz vorher noch die Weiterarbeit zugesichert worden ist.

Ich hätte mein Wort gehalten, aber der Verein hat das nicht getan. Das finde ich sehr bitter, denn wenn ich das als Trainer so machen würde, erst zusagen und eineinhalb Wochen später wieder absagen, würde ich vermutlich in der Öffentlichkeit zerrissen werden. Ich habe der Mannschaft nach meiner Entlassung versprochen, dass es unfair gegenüber mir aber auch gegenüber der ganzen Mannschaft wäre, wenn die falschen Aussagen des Vorstands so stehen bleiben würden. Deshalb habe ich ihnen verspochen, dass ich das zurechtrücken werde.

Wie schaut's mit Ihrer sportlichen Zukunft aus. Heuern Sie in naher Zukunft wieder bei einem Verein der Region an?

Ich bin eingefleischter Fußballer und Trainer und werde wieder versuchen, einen Verein zu finden. Im Sommer absolviere ich zunächst meine B-Lizenz und mal schauen welche Angebote dann auf mich zukommen.

Letzte Frage: Wird man Sie jetzt noch auf dem Fußballplatz in Jandelsbrunn bei den Spielen des SSV antreffen?

Die Nachholpartie zwischen Lackenhäuser und Waldkirchen II heute abend werde ich mir anschauen, weil ich durch und durch fußballbegeistert bin. Die Spiele des SSV würden mich zwar sehr interessieren, aber das würde zu viel Unruhe rein bringen in die Mannschaft, wenn ich neben dem Platz stehen würde. Ich würde es der Mannschaft aber von ganzem Herzen gönnen, wenn Sie den Abstieg noch abwenden könnte.

Herr Fröschl, danke fürs Gespräch.

Gern geschehen. Wie gesagt, ich möchte hier keine schmutzige Wäsche waschen und nachtreten. Aber der Vorstand hat die Situation aus seiner Sicht geschildert und ich habe es hier versucht, aus meiner Sicht zu erörtern. Die Mannschaft hat mir gegenüber angedeutet, sie möchte sich bei einer offiziellen Vereinssitzung zu Wort melden und die Aussagen des Vorstands kritisieren. Das möchte ich aber nicht und möchte die Mannschaft durch meine Aussagen in gewisser Weise in Schutz nehmen.

Das Interview führte Sebastian Ziegert.

Aufrufe: 07.5.2010, 17:33 Uhr
Sebastian ZiegertAutor