2024-05-02T16:12:49.858Z

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Mike Probst in Aktion als »Elfmetertöter«. F: privat
Mike Probst in Aktion als »Elfmetertöter«. F: privat

Der unverhoffte UEFA-Pokalsieger

FuPa erzählt die kuriose Geschichte des Ex-Bayernspielers Michael "Mike" Probst

Michael "Mike" Probst hat eine bewegte Torhüter-Karriere hinter sich. Sein Name taucht in vielen Chroniken und Geschichtsbüchern auf, als unverhoffter UEFA-Pokalsieger, als Deutscher Vize-Meister und als unfreiwilliger Hauptdarsteller beim kuriosen Wechselfehler des damaligen Bayern-Interimstrainers Klaus Augenthaler. FuPa erzählt die außergewöhnliche Geschichte des aktuellen BOL-Trainers beim TuS Holzkirchen.

Bevor die Karriere von Mike Probst so richtig begann, war sie im Alter von 30 Jahren im Grunde genommen schon wieder vorbei. Eine schwere Sprunggelenksverletzung versetzte dem ambitionierten Keeper einen schmerzhaften Karriereknick: "Die Diagnose lautete Fersenbruch, Wadenbeinbruch und Riss des Syndesmosebandes. Ich bin vom Trainingsplatz ins Krankenhaus nach Bogenhausen gekommen und mir war bewusst, dass diese Verletzung das Ende meine Karriere bedeuten kann." Der gebürtige Trierer, den es im Alter von zwölf Jahren mit seiner Familie nach Taufkirchen bei München zog, hatte zu diesem Zeitpunkt bereits etliche Stationen hinter sich gebracht, unter anderem beim TSV 1860 München II und III, beim MTV München, der SpVgg Unterhaching und später beim SV Lohof in der dritten Liga. Nach dieser Verletzung packte Probst aber der Ehrgeiz.

Probst schnappt späterem Löwen-Keeper Hofmann Platz bei den Bayern weg.

Bereits nach einem halben Jahr stand er wieder auf dem Fußballplatz. Lohhof-Coach Wolfgang Dremmler, der wenig später Scout bei den Münchner Bayern wurde, lotste den Keeper als "Halbprofi" zum deutschen Rekordmeister. Im Zweikampf mit dem jetzigen Jahn Regensburg-Schlussmann Michael Hofmann setzte sich Probst durch, schnappte sich Torwart-Position drei hinter Oliver Kahn und Sven Scheuer. Probst stand fürs Regionalligateam zwölfmal in der Liga und einmal im DFB-Pokal zwischen den Pfosten und kam wenig später sogar über 90 Minuten zum Einsatz gegen Fortuna Düsseldorf, im Dezember 1995 als beide etatmäßigen Keeper verletzt fehlten. "Außerdem war ich bei zwölf UEFA-Pokalspielen auf der Bank mit dabei. Für jedes Auswärtsspiel musste ich drei Tage Urlaub nehmen", erzählt der EDV-Leiter der Gemeinde Unterhaching. "Als ich nach dem Finalrückspiel gegen Girondins Bordeaux die Sieger-Medaille überreicht bekam, war das nach meinem Bundesligaeinsatz das zweite große Highlight meiner Karriere. Und das alles nach dieser schweren Verletzung. Unglaublich."

Augenthalers Wechselfehler bringt Mike Probst unfreiwillig in den Fokus.

Im Mai 1996 - drei Tage nach dem UEFA-Pokal-Triumph - rückte Probst noch einmal in den Blickpunkt, diesmal allerdings unfreiwillig. Interimstrainer Klaus Augenthaler wechselte am 34. Spieltag zur Halbzeit mit Andreas Herzog, Alex Zickler und Marcel Witeczek drei Feldspieler ein. Der Niederbayer brachte allerdings auch einen neuen Torhüter ins Spiel: Mike Probst ersetzte Oliver Kahn. Geahndet wurde dieser in der Bundesliga bisher einmalige Regelverstoß übrigens nicht. Schiri Lutz Wagner und sein Team bemerkten das Vergehen der Bayern nicht, die Fortuna und der Rest der Liga verzichtete im Nachhinein auf einen Einspruch. Die Düsseldorfer hatten den Klassenerhalt nämlich schon in der Tasche und der FC Bayern hätte die Dortmunder Meisterschaft ohnehin nicht mehr verhindern können. "Das war schon sehr kurios, zumal wir beim Halbzeitstand von 0:2 durch zwei Klinsmann-Tore letztlich unberechtigterweise ein 2:2 gegen die Fortuna geholt haben."

Die aktive Laufbahn hat der sympathische Keeper nach Stationen beim TuS Geretsried, beim TSV Eching, der SpVgg Landshut und dem 1. FC Miesbach mittlerweile beendet und sich vollends dem Trainerjob gewidmet. Der A-Lizenz-Inhaber coachte bisher den TuS Geretsried, den FC Anadolu München, den FC Neuperlach, den FC Deisenhofen und seit Saisonbeginn den oberbayerischen BOL-Aufsteiger TuS Holzkirchen. Beim FC Neufahrn leitete er als Assistenztrainer sogar seinen jüngeren Bruder Dirk im Torwartspiel an. "Böse Zungen behaupten, dass wir beide mit Torwarthandschuhen auf die Welt gekommen sind. Denn auch mein Vater Michael war Torhüter. Er hat bei Eintracht Trier und später in Luxemburg gespielt", blickt der mittlerweile 48-Jährige zurück. Nun konzentriert sich der Ex-Bundesligakeeper - neben seiner regulären Berufstätigkeit bei der Gemeinde Unterhaching - auf das Unternehmen Klassenerhalt beim TuS Holzkirchen. Bereits am morgigen Samstag steht das wichtige Ligamatch bei der SpVgg Feldmoching auf dem Programm. Sollte da ein Sieg gelingen, wäre die Probst-Elf wieder dick im Geschäft um Rang zwölf. "Wir könnten zwar ein paar Punkte mehr auf der Habenseite haben, aber wir wollen dennoch unbedingt die Qualifikationsplätze zur neuen Landesliga erreichen", erklärt der erfahrene Trainer. Kein Wunder, denn seine erfolgreiche Karriere hat den Schlussmann eines gelehrt: nie aufzugeben.

Aufrufe: 030.9.2011, 15:48 Uhr
Sebastian Ziegert / Dirk MeierAutor