2024-06-14T14:12:32.331Z

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Ihn erwischte es im April: Fabian Zimmermann (rechts, gegen den Weiler Hannes Kaiser) | Foto: Matthias Konzok
Ihn erwischte es im April: Fabian Zimmermann (rechts, gegen den Weiler Hannes Kaiser) | Foto: Matthias Konzok

Der TuS Efringen-Kirchen und die Krux mit dem Kreuzband

Seit dem Aufstieg in die Landesliga haben sich beim TuS Efringen-Kirchen vier Spieler schwer am Knie verletzt

Es ist eine Verletzungsmisere der besonderen Art. Seitdem der TuS Efringen-Kirchen vor anderthalben Jahren in die Fußball-Landesliga aufgestiegen ist, riss vier Spielern das Kreuzband. Im Rebland herrscht Ratlosigkeit.
„Das ist Pech, nichts anderes.“ Thomas Hauser klingt trotzig, wenn er die Verletzungsmisere seines Teams erklärt. Er ist derzeit nicht zu beneiden. Seit diesem Juli trainiert er den Landesligisten. Er sollte das Team, das als Drittletzter den Nichtabstieg packte, in sichere Gefilde führen. Derzeit steht der TuS auf einem Abstiegsplatz, zum rettenden Ufer fehlt ein Punkt.

Hauser, der 51-jährige Ex-Profi, ist auf dem Sprung zum Training. Lediglich acht Spieler haben ihr Kommen angekündigt. Zu fünf Langzeitverletzten gesellen sich die Urlauber Daniel Schäuble und Florian Maurer sowie der angeschlagene Stefan Hilpuesch. „Trainieren kann man da eigentlich vergessen“, nörgelt Hauser.

Rügert: „Schlimm, nicht mitmachen zu können“

Während Hauser zum Training aufbricht, sitzt Andreas Rügert daheim auf brennenden Kohlen. „Schlimm, nicht mitmachen zu können“, stöhnt Rügert. Es juckt unter den Nägeln, der Ball am Fuß fehlt. Seit 17 Jahren kickt er am Hölzele. Er ist die Personifikation der TuS-Misere.

Seit dem Aufstieg in die Landesliga 2015 sind bei der ersten Mannschaft vier Kreuzbänder gerissen. Vergangenes Jahr traf es Schäuble bei einem Foul in Elzach-Yach. Im Laufe dieses Jahres folgten Fabian Zimmermann und eben Andreas Rügert. Jüngstes Opfer des Verletzungspechs war am vergangenen Samstag bei der 1:5-Niederlage in Stegen der 19-jährige Lukas Wenk. Just nachdem er sich aus der Kreisliga-A-Jugend in die Startelf gekämpft hatte. Zudem fehlt Kapitän Peter Wassmer mit Muskelfaserriss. Wie gesagt, Hauser ist nicht zu beneiden.

„Das ist Schicksal und der Preis dafür, dass wir letztes Jahr in der Landesliga bleiben durften“, scherzt der 22-jährige Rügert. An den 23. Juli dieses Jahres erinnert er sich nur ungern. Dabei hätte es sein Tag werden können. Drei Tage zuvor hatte er seine Ausbildung zum KfZ-Mechatroniker abgeschlossen und im Verbandspokal in Wutöschingen winkte die Qualifikation für die nächste Runde. Pustekuchen, nach nicht einmal sechzig Minuten musste Rügert mit Kreuzbandriss und Meniskusschaden vom Platz und der TuS scheiterte am niederklassigen Gegner. Bis in die erste Oktoberwoche war er krank geschrieben. Die abgeschlossene Ausbildung brachte ihm vorerst nichts. Auch jetzt kann er noch nicht Vollzeit arbeiten. „Ich bin fünf Mal die Woche im Fitnessstudio und beim Physio für meine Rückkehr“, sagt Rügert. Daher wird er erst im Januar wieder voll beruflich einsteigen. Zur selben Zeit will er auch wieder am Mannschaftstraining teilnehmen.

„Ich weiß nicht, was derzeit läuft“, sagt einer, der den Verein kennt wie kein anderer. Seit acht Jahren ist Uwe Berger Sportvorstand im Rebland. „Wir hatten die ersten sechs Jahre keinen einzigen Kreuzbandriss“, erzählt Berger. „Ich dachte, es läge vielleicht am Kunstrasen“, so Berger. Aber weit gefehlt: Alle Verletzungen fanden auf Rasen statt. Ganz verzweifelt ist Berger aber nicht: „Mittlerweile kommen die Spieler ja viel schneller zurück als früher.“ Vor 15 Jahren hätte ein Kreuzbandriss schon mal das Karriereende bedeutet. „Da ist das medizinische Niveau mittlerweile schon wahnsinnig“, findet Berger.

Wie sehr die Verletzungen dem Verein zu schaffen machen, verdeutlicht die Erfahrung vom vergangenen Sonntag. Gegen Stegen fehlten Hauser acht Akteure. Er füllte den Kader mit Spielern aus der zweiten Mannschaft auf. Diese wiederum zog Spieler aus dem dritten Team hoch. Mit der Folge, dass die dritte Mannschaft aufgrund Spielermangels ihr Spiel verlegen musste. „Wir müssen uns jetzt in die Winterpause retten“, lautet Bergers Durchhalteparole. Dann sollte sich das Lazarett lichten. Dann wäre auch Trainer Hauser endlich mal wieder zu beneiden.
Aufrufe: 027.10.2016, 22:00 Uhr
Jakob Schönhagen (BZ)Autor