SCHRODT In dieser schwierigen Situation eine absolut gerechte Entscheidung zu treffen, war für den Fußballverband sicher nicht möglich. Für den Weg des Saisonabbruchs stimmten ja immerhin über 80 Prozent der Vereine. Andererseits hätten wir uns schon noch einiges zugetraut. Mit dem Ziel, unter die ersten fünf in der Tabelle zu kommen, waren wir in die Saison gestartet. Wenn man dann zur Winterpause eine realistische Chance auf den Aufstieg hat, weckt das natürlich in der ganzen Mannschaft den Ehrgeiz, es zu schaffen.
Als eines der wenigen Teams im Fußballkreis Eifel kam die SG Dist/Röhl nach der Winterpause noch auf zwei Spiele – und es ging gleich gut los: Die Partie beim damaligen Abstiegskandidaten FSV Eschfeld wurde mit 1:3 verloren.
SCHRODT Was ein Spiel… Der Platz stand an einigen Stellen bestimmt zehn Zentimeter unter Wasser. In der 50. Minute sah Timo Weides rot. An diesem Tag lief alles schief, allerdings müssen wir uns auch an die eigene Nase fassen, da die Chancen, um das Spiel in Hälfte eins zu entscheiden, da waren. Rückblickend haben wir dort an diesem Tag den Meistertitel verspielt.
Danach haben Sie den FC Metterich noch mit 4:0 besiegt, ehe wochenlang gar nichts mehr ging. Mittlerweile ist Training unter Einhaltung von Abstands- und Hygieneregeln erlaubt. Ist auch die SG Dist wieder eingestiegen?
SCHRODT Ja. Wir sind froh, uns wieder mit dem Ball bewegen zu können und treffen uns bis auf weiteres immer mittwochs und freitags.
Fußball ohne Zweikämpfe mit allerlei Vorschriften – und vor allem ohne das anschließende gesellige Beisammensein im Vereinsheim: Macht das überhaupt Spaß?
SCHRODT Es ist definitiv was anderes, aber ein Schritt hin zur Normalität. Und so können wir uns ja auch wieder regelmäßig treffen. Nach der Einheit mit genügend Abstand auf einer unserer weitläufigen Sportanlagen noch zusammenzusitzen, ist ebenfalls möglich.
Kameradschaft scheint bei der Dist keine leere Worthülse zu sein.
SCHRODT Hier ziehen alle an einem Strang. Viele Spieler sind im Vorstand oder als Jugendtrainer engagiert. Wenn es bei Festen anzupacken gilt, sind wir ebenfalls in großer Anzahl vor Ort – vor oder hinter der Theke.
Sind Sie auch noch irgendwo im Verein tätig?
SCHRODT Ich war mal C- und B-Junioren-Trainer in unserer Jugendspielgemeinschaft. Aufgrund meines Berufs als Automobilkaufmann in Trier hat das zeitlich aber dann leider nicht mehr geklappt.
In der abgelaufenen Saison gelangen Ihnen in 17 Spielen genauso viele Treffer. Damit haben Sie Ihre Quote gegenüber der Vorsaison (21/17) noch einmal verbessert, wobei Sie eigentlich gar kein Stürmer sind.
SCHRODT Fürs Toreschießen ist bei uns in erster Linie Robin Strellen zuständig. Ich komme am liebsten aus dem rechten offensiven Mittelfeld. Da wir im Spiel nach vorne sehr variabel sind, kommen zum Beispiel auch Markus Nikolay als bester Vorlagengeber und ich zu unseren Chancen.
Mit Tobias Maier und Christopher Pint ist Strellen vor der abgelaufenen Saison vom FC Bitburg gewechselt. Dabei war er früher mal ein hochtalentierter Torwart, der unter anderem für den FSV Salmrohr und Eintracht Trier gespielt hat.
SCHRODT Wir sind froh, dass Robin zu seinem Heimatverein zurückgekehrt ist, er wollte aber nicht mehr in den Kasten. Er hat direkt klargestellt, dass er nur fürs Feld zu haben ist. Damit können wir bis jetzt sehr gut leben (lacht).
Wie wichtig war das aus Bitburg verpflichtete Trio für den starken zweiten Platz in der Corona-Saison?
SCHRODT Sie haben die Qualität bei uns schon enorm angehoben, allerdings haben auch die „alten Hasen“ eine tolle Saison gespielt. Unser Kapitän Benni Göbel war meiner Meinung nach zuletzt der beste Defensivspieler der ganzen Liga. Aber auch die aus der Jugend nachgerückten Talente haben das super gemacht – Tobias Mohr im Tor und unsere Verteidiger Jannis Schöben und Julius Idems. Alle sechs Neuzugänge haben sich vom ersten Tag menschlich und spielerisch hervorragend integriert. Wir sind in der Breite besser aufgestellt und vielseitiger geworden.
Was war Ihr Saisonhighlight?
SCHRODT Das 1:0 Anfang November bei der SG Echtersbach auf dem tiefen Platz in Wißmannsdorf. Es war ein totales Kampfspiel, bei dem das Spielerische zwar sehr kurz kam, aber jeder den unbedingten Willen hatte, das Spiel zu gewinnen. Robin Strellen kam wegen der Uni später. Dafür sprang mit Uwe Maas einer unserer Routiniers ein. Und obwohl er an Geschwindigkeit und Haaren mittlerweile eingebüßt hat, machte er das entscheidende Tor. Auch das 3:2 in letzter Sekunde gegen die SG Irrel war ein absolutes Highlight. Es ist ein kleines Wunder, dass es da beim ziemlich stürmischen Torjubel keinerlei Verletzte gab.
Zurück zu Ihnen. Wie sehr reizt es, mal höherklassig zu spielen?
SCHRODT Ich kann mich schon realistisch einschätzen und weiß, dass es für ein paar Ligen höher wohl nicht reicht. Ein, zwei Klassen höher zu spielen, ist mir nicht so wahnsinnig wichtig. Ich wünsche mir aber, dass wir mit der Dist in der Zukunft den Sprung in die A-Klasse schaffen.
Im vergangenen Sommer übernahm mit Jochen Schilz ein Spielertrainer aus den eigenen Reihen, der damals gerade mal 26 Jahre alt war. Wie bilanzieren Sie seine erste Saison?
SCHRODT Jochen hat das wirklich super hingekriegt. Für ihn sind alle im Kader wichtig. Er hat immer ein gutes Konzept. Ich kann nur den Hut vor seiner Arbeit ziehen.
Interview: Andreas Arens