2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview

Spaßminister und Sportlicher Leiter in einem

Beim FSV Eschfeld ist Ilija Kozulovic Mädchen für alles. Dabei wusste der Multifunktionär vor 15 Jahren nicht einmal, wo das Islek-Dorf liegt.

Einst war er Stürmer des SSV Boppard, einige Jahre später hütete der Fußball-Tausendsassa dann das Tor des B-Ligisten FSV Eschfeld. Der 36-Jährige ist beim B-II-Ligisten Standby-Spieler, Vorstandsmitglied, Bambinitrainer und Mann für besondere Ideen. Im TV-Interview spricht er über seinen plötzlichen Wechsel vom Rhein in die Westeifel, den Stellenwert des Ehrenamts und die künftige Ausrichtung des „Vereins meines Herzens“. Die Eltern des kaufmännischen Angestellten einer Firma für Abwassertechnik kamen Anfang der 70er Jahre aus Kroatien an den Rhein, wo Kozulovic auch geboren wurde. Heute lebt er in einer Lebensgemeinschaft mit Freundin Susi in Arzfeld und hat zwei Kinder.

Sie haben in Eschfeld ja einige Aufgaben. Was kann man sich darunter genau vorstellen?

KOZULOVIC Seit fünf Jahren bin ich in Eschfeld im Vorstand, Spaßminister (lacht) und eine Art Sportlicher Leiter. Ich organisiere das weit über die Grenzen der Eifel bekannte Sportfest mit, den Karnevalscup und bin seit zwei Jahren auch Bambinicoach, auch weil mein Sohn da mitspielt.

Wie äußert sich diese Fußballverrücktheit noch?

KOZULOVIC Fußball ist Leidenschaft für mich und nach der Familie mein größtes Hobby. Das Ehrenamt finde ich besonders wichtig, doch ich gehe auch gerne Spiele anderer Mannschaften schauen. Auch steckt ein bisschen Groundhopperblut in mir. Ich müsste so an die 400 Eintrittskarten gesammelt haben.

Das Video „Fußball-Floskeln“ wurde in den sozialen Medien fast Zehn-Millionen Mal angeklickt (TV berichtete). Wie ist die Idee dazu entstanden und wo wurde das zum ersten Mal veröffentlicht?

KOZULOVIC Die Idee, Fußballfloskeln wörtlich zu nehmen, wurde für die Kappensitzung geboren. Das Video hat dann ein positives und überwältigendes Feedback bekommen. Die Inspiration kam von der 'Sendung mit der Maus' und deren Film vor der WM 2014. Unser Beitrag wurde auch online von der Sendung „Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs“ veröffentlicht. Auch die Arzfelder, die im Video als Gegner auftreten, haben das super gut angenommen und sind vor Lachen fast explodiert.

Warum ist der FSV Eschfeld so interessant für Sie?

KOZULOVIC Das ist ein top geführter Verein, bei dem einfach alle mit anpacken. Wir haben jetzt sogar zwei Mähroboter für unseren Rasenplatz bekommen und den Anbau an unser Vereinsheim in Eigenregie fertig gestellt. Und das ohne jegliche Zuschüsse.

Sie kamen 2011 aus Boppard nach Eschfeld. Was waren die Gründe dafür?

KOZULOVIC Das war ein wunderschönes Eifeler Mädchen namens Susi aus Lünebach, mit der ich jetzt zwei Kinder und in Arzfeld ein Haus gebaut habe. Mein Vater war 2008 und meine Mutter drei Jahre später verstorben. So konnte ich quasi hier einen Neuanfang starten.

In Boppard waren Sie einst Stürmer, zuletzt beim FSV Torwart. Was macht Ihre Torwart-Karriere?

KOZULOVIC Augenblicklich pausiert sie noch, weil ich noch keine höherklassigen Angebote erhalten habe (lacht). Doch wenn unsere Trainer Uwe Zeimmes oder Florian Grimbach anrufen, bin ich da. Ich bin quasi Stürmer und Torwart auf Abruf.

Was ist der Vorteil, bei einem kleinen Verein Funktionärsaufgaben auszuüben?

KOZULOVIC In Eschfeld ist alles Herzblut. Von den 190 Einwohnern sind 90 Mitglieder beim FSV. Das sehr gesellige Sportfest ist weit über die Grenzen hinaus bekannt. Man erfährt Dankbarkeit und sehr viel Zuspruch. Ich habe beispielsweise den Dachdecker-Peters-Karnevalscup ins Leben gerufen. Das ist ein Fußballturnier im Sommer, an dem Karnevalsvereine aus der gesamten Region teilnehmen. Darauf freuen sich diese Vereine das ganze Jahr über. In Eschfeld hilft man sich gegenseitig. Hinzu kommt das organisatorische Talent von Achim Koster und Flo Grimbach, die immer wieder neue Spieler aus dem Hut zaubern und die sozialen Aspekte fördern. So wurden ja auch zehn Flüchtlinge integriert, die mit Stolz das grüne Dress anziehen.

Glauben Sie, dass es über kurz oder lang eine Spielgemeinschaft geben wird?

KOZULOVIC Man merkt den Spielerschwund überall, auch bei unseren Nachbarn in Arzfeld, Großkampen, Lambertsberg oder Lünebach. In der Frage habe ich keine ganz klare Meinung. Solange es aber machbar ist, eigenständig zu bleiben, sollte man es realisieren. Über die Jahre hinweg wird es aber schon notwendig sein, über eine Spielgemeinschaft nachzudenken, weil keine Jugendspieler nachkommen und viele aktuelle Spieler älter werden.

Was sind Sie privat für ein Mensch?

KOZULOVIC Ich bin entspannt, aber ungeduldig. Als Papa eines Jungen von fünf und eines Mädchens von zweieinhalb Jahren, bin ich natürlich auch Familienmensch, aber immer noch sehr fußballverrückt.

Interview: Lutz Schinköth

Aufrufe: 026.6.2020, 09:31 Uhr
Lutz SchinköthAutor