2024-06-14T14:12:32.331Z

Spielvorbericht
Fühlt sich beim FC Bierstadt wohl: der Kolumbianer Alejandro Garcia.
Fühlt sich beim FC Bierstadt wohl: der Kolumbianer Alejandro Garcia. – Foto: Garcia

Der Südamerikaner beim FC Bierstadt

VORSCHAU GRUPPENLIGA WIESBADEN +++ Kolumbien, Australien, Wiesbaden – die bewegende Vita des Fußball-Enthusiasten Alejandro Garcia

Wiesbaden. Alejandro Garcia feierte einen Einstand, der viel schöner nicht hätte sein können. Am vergangenen Spieltag gab er bei den A-Liga-Fußballern des FC Bierstadt II sein Debüt. Im Spiel gegen den SV Niedernhausen II erzielte der eigentliche Torwart als Einwechselspieler prompt den 5:0-Endstand.

Garcia (28) wurde in Kolumbien geboren, wuchs dort auf und schnürte mit fünf Jahren das erste Mal die Fußballschuhe. Mit neun Jahren musste er aber einen schweren Schicksalsschlag hinnehmen. Die Ärzte entdecken bei ihm einen Tumor im Wadenbein, der glücklicherweise mit drei Operationen entfernt werden konnte. Schnell trat der Kolumbianer wieder gegen den Ball und kämpfte sich zurück. „So etwas ist als Kind natürlich schwer und du hast Probleme darüber hinwegzukommen. Der Fußball hat mir in dieser Zeit sehr geholfen, sowohl mental als auch physisch“, sagt Garcia.

Neben dem Tumor hatte er in seiner Kindheit zudem Probleme mit Asthma, entwickelte sich fußballerisch aber immer weiter und wagte einen großen Schritt. Garcia ging mit 13 Jahren zu Academia F.C.. Dieser ehemalige kolumbianische Verein spielte unter anderem in der Zweiten Liga. Der Kolumbianer fand Begeisterung für die Position des Torhüters und erhoffte sich, es einmal bis ganz nach oben schaffen zu können. Doch das Abenteuer Academia F.C. endete, da die Medikamente gegen das Asthma für Wachstumsstörungen sorgten und er deshalb für die Position des Torhüters als untauglich eingestuft wurde.

Trotz des geplatzten Traums und den Rückschlägen blieb der Torhüter dem Fußball treu. 2017 zog er mit seiner Freundin nach Australien. Das Paar, das das Reisen liebt, kehrte nach zwei Jahren in die Heimat zurück. Im März vergangenen Jahres heirateten die beiden in Kolumbien, wagten im Juli den Schritt nach Deutschland und zogen nach Frankfurt. Dort kam Garcia zum ersten Mal in Kontakt mit dem deutschen Fußball. Er schloss sich der SFD Schwanheim an und bekam erste Einsätze in Kreisliga B und D Main-Taunus. „Der Fußball in Kolumbien ist ein ganz anderer als hier in Deutschland. In Kolumbien legt man vor allem Wert auf die Technik, es ist vergleichbar mit dem brasilianischen Fußball. In Deutschland ist der Fußball direkter, schneller und taktischer“, erklärt er Unterschiede.

Doch das Kapitel Schwanheim endete im Februar mit dem Umzug nach Bierstadt. Der Keeper, dessen Vorbild Boca Juniors Torwartlegende Oscar Cordoba ist, wollte weiterhin Fußball spielen und entdeckte den Platz des FC Bierstadt zufällig bei einem Spaziergang. Er nahm Kontakt zum FCB auf und gehört heute zur zweiten Mannschaft. „Die Mannschaft hat mich super aufgenommen. Ich versuche, mich Tag für Tag zu verbessern. Natürlich gibt es starke Torhüter in Bierstadt, von denen man lernen kann. Aber ich werde jedes Mal alles geben, wenn ich eine Chance bekomme“, sagt Garcia, der im St. Josefs-Hospital als operationstechnischer Assistent arbeitet. Besonders begeistert ist der Südamerikaner, der schon Deutsch spricht, außerdem vom Amateurfußball: „Diese Organisation hier ist unglaublich, es ist fast wie in professionellen Ligen. In Kolumbien haben wir so etwas nicht.“ Am Sonntag (12.45 Uhr) könnte Alejandro Garcia gegen Schwarz-Weiß Wiesbaden erneut im FCB-Trikot zum Zug kommen.

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Aufrufe: 06.3.2020, 12:00 Uhr
Alexander KnittelAutor