2024-04-29T14:34:45.518Z

Allgemeines
– Foto: Alexander Fischer

Der Missionar in Sachen Kinderfußball

Rolf Mauritz betreibt in Issum seit sechs Jahren eine Fußballschule. Seit Langem bemängelt der A-Lizenz-Trainer die Nachwuchsförderung in Deutschland. Er hat ein Buch geschrieben, das den Weg in die richtige Richtung weisen soll.

In jungen Jahren hat Rolf Mauritz einmal ein Probetraining bei Borussia Mönchengladbach absolviert. Als die Fohlen noch von Hennes Weisweiler trainiert wurden. Für die große sportliche Laufbahn sollte es zwar nicht reichen.

Doch seinem Heimatverein SV Issum leistete er als zuverlässiger Allrounder treue Dienste. Beruflich avancierte der leidenschaftliche Fußballfreund zum erfolgreichen Unternehmer, der unter anderem nach dem Mauerfall Stahlhallen in den neuen Bundesländern hochzog.

Inzwischen ist er 70 Jahre jung und zählt längst noch nicht zum alten Eisen. Denn Rolf Mauritz, der bereits seit 1985 im Besitz der Trainer-A-Lizenz ist, hat eine große Antriebsfeder. Das Herz des sechsfachen Großvaters schlägt für den Nachwuchs, speziell für den Kinderfußball. Und in diesem Bereich liegt in seinen Augen hierzulande einiges im Argen. „Kinder haben beim Deutschen Fußball-Bund einfach keine Lobby. Dabei hat der DFB in Paragraph 4 seiner Satzung fest verankert, dass die Förderung der Jugend zu seinen wichtigsten Aufgaben zählt“, sagt Mauritz.

Vor sechs Jahren hat er am Issumer Nordring seine eigene Fußballschule gegründet. Auf einem kleinen Kunstrasenplatz, den Mauritz in mühsamer Handarbeit selbst verlegt hat, bringt er den Kleinen das Einmaleins des Kickens bei. „Dieser schöne Sport existiert seit rund 150 Jahren. Die Grundlagen haben sich seitdem nicht verändert“, sagt der Issumer und nennt Ballannahme, Pass- und Schusstechnik.

Seine Forderung: Diese Basics sollten den Kleinen nach Möglichkeit schon im Kindesalter von vier bis sechs Jahren beigebracht werden. Und zwar von professionellen Trainern, die in der Lage sind, den Mädchen und Jungen das richtige Kicken kindgerecht zu vermitteln. „Der jüngste Nachwuchs wird oftmals entweder sich selbst oder ehrenamtlichen Betreuern überlassen, die leider nicht das nötige Fachwissen mitbringen. Deshalb können viele Kinder gar nicht die Automatismen erlangen, die wichtig sind, um die Freude am Sport nicht zu verlieren und später einmal ein guter Fußballer zu werden“, bemängelt Mauritz.

Der erfahrene Trainer belässt es nicht bei der Kritik. Mauritz liefert konkrete Verbesserungsvorschläge. Diese hat er in einem rund 100 Seiten starken Buch zusammengefasst, das er demnächst in Eigenregie in einer Startauflage von rund 1000 Exemplaren auf den Markt bringt. Titel: „Schluss mit dem falschen Beginn“. Darin geht der Issumer hart mit dem Milliardengeschäft Fußball ins Gericht, das die Basis längst aus den Augen verloren hat. Auch für die Stützpunkte des DFB und Nachwuchs-Leistungszentren der großen Vereine, die sich in der Regel ab der D-Jugend (Altersklasse U 12) auf die stärksten Talente konzentrieren, hat Mauritz nicht allzu viel übrig. Sein Motto: „Sichten ist Silber, Lehren ist Gold.“

Sobald die Corona-Krise ein Ende hat, wird Rolf Mauritz seine Mission wieder intensivieren. Der 70-Jährige hat noch große Pläne. „Das Leben geht weiter. Und ich habe noch einiges vor“, versichert er glaubhaft. Der Issumer möchte endlich wieder Vorträge bei interessierten Vereinen halten. Und neben seinen Thesen zur Zukunft des Fußballs auch den großen Praxisteil vorstellen, der zu seinem Erstlingswerk gehört und gezielte Trainingsmethoden umfasst. Unterwegs im Dienst der Kinder, die mit viel Freude einmal gute Kicker werden sollen.

Dabei betrachtet Mauritz den Förderer der TSG Hoffenheim als Bruder im Geiste. „Dietmar Hopp hat einmal gesagt: ,Wer an der Jugend spart, kann sich die Zukunft sparen.’ Recht hat er.“

Aufrufe: 028.3.2021, 10:00 Uhr
RP / Volker HimmelbergAutor