2024-06-14T14:12:32.331Z

Vereinsnachrichten
– Foto: Manfred Gembalies

„Der Fußball hat mir sehr viel fürs Leben gegeben“

Das Interview: SFL-Coach Marcus Klame gibt Traineramt zum Saisonende auf

In vier Monaten, am 16. Mai gegen 14.45 Uhr, wird nicht nur die Saison der Bremenliga abgepfiffen, sondern dann ist nach 20 ereignisreichen Jahren auch Schluss für SFL-Erfolgsgarant Marcus Klame, der nicht nur als Trainer im Leherheider Verein eine große Lücke hinterlassen wird. Über den selbst gewollten Rückzug, seine Arbeit, dankbare Erinnerungen sowie die Zukunft im Kreis der Familie sprach der 45-Jährige mit Olaf Theuring.

Wenn am letzten Spieltag bei der SG Aumund-Vegesack der Vorhang fällt, was werden da Ihre Gedanken sein?

Na, ich hoffe doch, mich mit einem Sieg und einem Tabellenrang unter den Top-Drei-Teams zu verabschieden. Dann werde ich alles herzen, was mir in die Arme läuft, und wohl einige Biere trinken.

Wann und wie ist Ihre Entscheidung gereift, nach so langer Zeit das Amt als Trainer der 1. Herrenmannschaft sowie als Funktionär aufzugeben?

Ich bin nun 45 Jahre alt. Mein bisheriges Leben drehte sich größtenteils um das runde Leder und die „Heidjer“, denen ich natürlich im Herzen weiterhin verbunden bleibe. Meine beiden Kinder sowie meine Frau Yvonne hätten sicherlich mehr Zeit verdient gehabt. Insbesondere Yvonne hat mir immer den Rücken freigehalten, wofür ich sehr dankbar bin. Wir haben uns schon einige Zeit mit diesem Umbruch beschäftigt, der um die Weihnachtszeit konkret wurde. Im Sommer muss ich dann zum ersten Mal nicht an Mannschaftszusammenstellung und Trainingsformate denken.

Ist der Urlaub denn bereits gebucht, oder könnte diese Entscheidung noch kippen?

Nein (lacht). Es ist noch nichts geplant. Ich bin Sternzeichen Löwe: Eine Änderung meiner Entscheidung wird es nicht geben.

Der frisch eingeweihte Kunstrasenplatz dürfte eines Ihrer letzten Projekte sein. Sie waren als verwurzelter Ur-„Heidjer“ auch außerhalb des Platzes ein Macher.

Zu Projektentwicklungen gehören schon einige Leute, ohne die das nicht zu schaffen wäre. Mir liegt Leherheide, der Verein am Herzen. Für den neuzeitlichen Fußballsport sind diese Plätze unerlässlich. Seit drei Jahren haben wir uns jeden Montag außer an Feiertagen getroffen. Wir sind alle stolz, das geschafft zu haben. Auch die Aktion „Sticker Stars“ war ein echtes Highlight für den Club. Mit Unterstützung von Edeka-Cord haben wir erstmals in Bremerhaven ein Sammelheft mit 350 Bildern von Funktionären, Trainern, Betreuern und Spielern sowie unserer Frauenmannschaft verkauft. Es war ein großer Erfolg bei rund 10 000 Stickern und 500 Heften. Nach Abzug der Herstellungskosten landete der Erlös komplett in unserer Jugendabteilung. Dort war ich ebenso Leiter wie zudem auch Passwart und Spielleiter. Daneben war ich in der Personalplanung/Organisation für den Gewoba-Cup involviert.

Das hat alles auch dazu geführt, dass Sie vom DFB die höchste Auszeichnung im Ehrenamt erhalten haben. Sie gehören für ein Jahr zum „Club 100“. Was ist damit verbunden?

Aus den Fußballverbänden bundesweit werden 280 Personen ausgewählt, von denen die engagiertesten 100 eine Auszeichnung erhalten. SFL hat Jugendtore sowie Bälle erhalten. Ich durfte im vergangenen September mit meiner Frau nach Hamburg zum Länderspiel gegen die Niederlande. Das Spiel lief mit 2:4 zwar gegen uns, aber die anschließende Gala, Hotel und die Betreuung waren einfach spitze.

Bei so viel Engagement: Wie geht es im Verein, mit der Mannschaft weiter?

Das wird mit der Abteilungsleitung um Andreas Iversen momentan geklärt. Ich wünsche mir einen sozial kompetenten Trainer als Nachfolger mit entsprechendem Sachverstand. Dann bleibt der Kader weitestgehend zusammen. Mit mir gehen auch mein Co-Trainer Jörn Baumann und längster Wegbegleiter „Siggi“ Hoyer mit von Bord. Wir sind ein tolles Team. Vor der Verlässlichkeit und der Arbeit der beiden ziehe ich meinen Hut und sage mit höchstem Respekt: Danke.

Sie wohnen etwa 500 Meter vom SFL-Gelände entfernt. Wenn Sie die Geräuschkulisse vom Platz hören werden, wie wird Ihre Reaktion ausfallen?

Ich glaube, ich entspanne auf unserer neu möblierten Terrasse mit meiner Familie, mit Freunden – und nach etwas Abstand werde ich sicherlich das ein oder andere Spiel meiner „Heidjer“ besuchen. Vielleicht spiele ich aber auch Darts in der Garage und versuche meinem Idol, Phil Taylor, nachzueifern. Ich arbeite schließlich auch weiter im Schichtdienst im Hafen und da werde ich nach dem Nachtdienst endlich einmal ausschlafen und mit unserer Hündin „Lucy“ ausgiebig Gassi gehen. Ich wollte immer Verantwortung übernehmen. Jetzt lege ich meinen Focus auf das etwas zu kurz gekommene Privatleben. Aber erst nach der Saison. Bis dahin gebe ich wie immer 100 Prozent. Ich will mit meiner Elf unser Ziel in der Spitzengruppe erreichen. Der Fußball hat mir schließlich sehr viel fürs Leben gegeben.

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Aufrufe: 01.2.2020, 15:30 Uhr
ot / Nordsee-Zeitung Autor