2024-04-25T14:35:39.956Z

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Ein Höhepunkt: Bernd Geinzer (weiß), der in 112 Pflichtspielen 129 Mal traf, mit den Kickers im Viertelfinale des Drei-Königs-Turniers gegen Bruck. F: Schreiter
Ein Höhepunkt: Bernd Geinzer (weiß), der in 112 Pflichtspielen 129 Mal traf, mit den Kickers im Viertelfinale des Drei-Königs-Turniers gegen Bruck. F: Schreiter

Der FC Kickers Erlangen zieht sich zurück

Einst am Stammtisch gegründete Mannschaft feiner Fußballer spielt fortan nur noch Freundschaftsspiele

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Nach nur sieben Jahren ist Schluss: Der FC Kickers Erlangen, am Stammtisch von feinen Fußballern dieser Stadt gegründet, beendet zum Saisonende den offiziellen Spielbetrieb.
Ein bisschen traurig wird es schon werden, sagt Sandro Cescutti. Am Samstag um kurz vor 15 Uhr wird auf dem Sportgelände der SpVgg Heroldsbach schließlich eine Ära zu Ende gehen. Das letzte Punktspiel vielleicht für immer, sehr wahrscheinlich aber für eine längere Zeit, das der FC Kickers dann bestreiten wird – und mit dem Schlusspfiff ist Schluss, auf besondere Weise.

Eine Mannschaft, ja, ein ganzer Fußballverein, an einem Stammtisch im Oktober 2010 von feinen Amateurfußballern dieser Stadt in Eigeninitiative gegründet, ist dann Geschichte. Naja, nicht ganz: „Wir werden weiterbestehen“, sagt Sandro Cescutti, der Vorsitzende. Einst war er U21-Nationalspieler, ausgestattet mit einem Profivertrag, als der TSV 1860 München noch Bundesliga spielte. „Wir werden nur noch Freundschaftsspiele mit den Alten Herren bestreiten.“ Die feinen Fußballer sind älter geworden.

Anfangs war das anders. Auf der Suche nach zwanglosem, eigenverantwortlichem Fußballspiel, hatten sich einige Kicker, deren Schnittmenge vor allem beim BSC Erlangen lag, zusammengefunden und einen Verein gegründet. „Die ersten drei Jahre“, sagt Cescutti, „waren wundervoll.“ Erst zur Miete beim BSC, dann beim ATSV Erlangen, stiegen die Kickers mit ehemaligen Landesliga- und Bezirksoberligaspielern erst in die A- und dann in die Kreisklasse auf. Das 2:3 im ersten Saisonspiel gegen die SG Siemens war die erste Niederlage seit fast zwei Jahren, die erste überhaupt in einem Heimspiel in der Vereinsgeschichte. Fusionsgespräche mit dem BSC Erlangen scheiterten. Der Verein zog später wieder um, bis zuletzt spielte er beim FSV Erlangen-Bruck. Doch aus der einstigen Herzensangelegenheit war längst eine normale Mannschaft geworden. „Der Geist vom Anfang aus dem Papa Joe’s“, sagt Cescutti, „war verloren gegangen.“ Die Spieler waren älter geworden, hatten Familien gegründet. Auch das Papa Joe’s gibt es ja längst nicht mehr.

Junge Spieler kamen dazu, alte zogen sich zurück oder traten kürzer. Nicht einmal mehr zum Training traf sich eine Mannschaft. „Es wurde schwierig, für die Punktspiele genug Spieler zusammenzutrommeln. Eine ewige Telefoniererei“, sagt Cescutti, der selbst ein paar Kurzeinsätze absolvierte – trotz Kniebeschwerden, die seine Karriere schon beendet hatten, bevor sie richtig losgegangen war. Es wuchs der Gedanke daran, das einst so liebenswürdige Projekt auf Eis zu legen. „Es war gar nicht schwer, diese Entscheidung zu treffen, sondern mehr vernünftig“, sagt Cescutti: „Wir haben einfach andere Interessen entwickelt.“ Die jungen Spieler verlassen jetzt den Verein, der ältere Kern möchte gelegentlich Freundschaftsspiele bestreiten. Aber nur noch auswärts – der Mietvertrag mit dem FSV Bruck wurde gekündigt.

Was bleibt, sagt Sandro Cescutti, sind die Erinnerungen an eine besondere Zeit. An Viertelfinals beim Brucker Drei-Königs-Turnier, Pokaltriumphe gegen Kreisligisten. Und eine eindrucksvolle Statistik: In 112 Pflichtspielen traf Stürmer Bernd Geinzer 129-mal für die Kickers. Die Alt-Herren-Teams dieser Stadt, hört man, fürchten sich schon ein wenig vor dem nächsten Kapitel der FC Kickers.

Aufrufe: 02.6.2017, 09:46 Uhr
Christoph Benesch (EN)Autor