2024-05-28T14:20:16.138Z

FuPa Portrait
Den vielleicht zweitmächtigsten Schnauzer nach Heiner Brand trägt Walter Modick immer noch: Zu den Zeiten als Ulmer Torhüter war der Bart noch schwarz, beim zufriedenen Privatier in seinem Heim in Obenhausen ist er weiß geworden.
Den vielleicht zweitmächtigsten Schnauzer nach Heiner Brand trägt Walter Modick immer noch: Zu den Zeiten als Ulmer Torhüter war der Bart noch schwarz, beim zufriedenen Privatier in seinem Heim in Obenhausen ist er weiß geworden. – Foto: imago sportfotodienst/Stefan Kümmritz

Der berühmte Schnauzer ist weiß geworden

Walter Modick ist als Torhüter in Ulm zur Legende geworden +++ Eine Saison lang gehörte er zum Kader des FC Bayern München +++ In der Bundesliga hat er nie gespielt, aber der Kontakt zu den Altstars besteht immer noch

Man hat sich seit vielen Jahren nicht gesehen, dann steht man sich gegenüber und erkennt sich sofort wieder. Klar: Walter Modick ist auch viel älter geworden. Sein Markenzeichen, der dicke und einst schwarze Schnauzer, ist inzwischen fast schneeweiß. Aber ansonsten hat sich der frühere Klasse-Torhüter des SSV Ulm 1846 anscheinend kaum verändert. Doch dieser Eindruck täuscht, denn Modick hat sich von seiner einstigen großen Liebe, dem Fußball, fast komplett verabschiedet.

Er schaut inzwischen nur noch höchst selten beim SSV Ulm 1846 vorbei. Privat hat er eine neue Liebe gefunden, die er vor zwei Jahren heiratete und mit der er in Obenhausen bei Buch ein hübsches Heim bewohnt. Anstatt sich wie früher als Spieler und dann als Trainer um Fußball zu kümmern, unternimmt Modick jetzt Wanderungen im Allgäu und Radtouren, er dreht im Sommer täglich seine Runden im eigenen Swimmingpool und geht mit großer Leidenschaft nach Wain zum Golfen. Dort trifft er dann auch alte und neuere Fußball-Kumpels wie den aktuellen Ulmer Trainer Holger Bachthaler. Walter Modick macht im Alter von 69 Jahren den Eindruck eines ruhigen, zufriedenen und gut situierten Mannes, der nach seiner Zeit als Torhüter und im Hauptberuf als Lehrer nun den Ruhestand genießt.

Seine Karriere hätte durchaus noch erfolgreicher verlaufen können – verhindert hat das Sepp Maier, der Torhüter des FC Bayern München und der deutschen Nationalmannschaft. Die Bayern hatten Modick, der schon in jungen Jahren in Ulm und beim FC Memmingen sein Talent unter Beweis gestellt hatte, für ihre Bundesligamannschaft verpflichtet. „Das war natürlich toll“, erinnert sich Modick an das eine Jahr in München. Länger blieb er dort nämlich nicht. „Ich war hinter Sepp Maier die Nummer zwei und an dem war kein Vorbeikommen“, sagt Modick: „Er war damals nie verletzt und hatte auch kein Formtief.“ Die Namen der prominenten Teamgefährten von damals kennt Modick noch alle: Neben Sepp Maier waren das Franz Beckenbauer, Paul Breitner, Georg „Schorsch“ Schwarzenbeck, Jupp Kapellmann, Johnny Hansen, Franz „Bulle“ Roth, Rainer Zobel, Gerd Müller und natürlich Uli Hoeneß. Trainer war Udo Lattek, Manager Robert Schwan. Namen, die die Augen von älteren Fußballfreunden zum Leuchten bringen. „Ich hatte zwar in der Bundesliga keinen Einsatz“, sagt Modick: „Aber es war trotzdem eine schöne Zeit, ich habe viel erlebt.“ Schließlich wurden die Bayern in dieser Saison Meister vor Mönchengladbach und sie holten sich in Brüssel durch einen 4:0-Finalsieg über Atletico Madrid den Europapokal der Landesmeister.

Modick wechselte dann zum FC Augsburg in die Zweite Liga und bestritt dort von 1974 bis 1977 insgesamt 72 Partien und erinnert sich: „Robert Schwan hat mir damals erklärt, dass der FCA mich haben will. Da habe ich sofort gesagt, dass ich dorthin gehe. Auch das war eine tolle Zeit. Helmut Haller war nach Augsburg zurückgekehrt und dort herrschte eine Rieseneuphorie. Zu den Spielen kamen immer 30.000 Zuschauer.“ Die Rückkehr nach Ulm hat für den gebürtigen Bellenberger noch immer einen bitteren Beigeschmack: „Weil wir für die einteilige Zweite Liga zu wenig Punkte gesammelt hatten, mussten wir als Dritter der Südstaffel in die Oberliga zurück. Das war sehr bitter.“

Modick blieb bei den Spatzen von 1979 bis 1984 als klare Nummer eins zwischen den Pfosten – in der Oberliga ebenso wie nach der Rückkehr in die Zweite Bundesliga. In München und Augsburg hatte er zuvor nebenher fürs Lehramt studiert, um später eine berufliche Basis zu haben. Denn reich geworden ist Walter Modick durch den Fußball nicht. In Ulm beendete er schließlich mit 33 Jahren seine Karriere. „Das war eigentlich kein Alter“, sagt Modick, während er genüsslich seinen Kaffee schlürft: „Aber ich hatte in einem Spiel gegen Duisburg einen Kreuzbandriss erlitten, den lange Zeit kein Mediziner erkannte. Ich war ein Jahr lang verletzt, dann war klar, dass das nichts mehr wird.“ Immerhin blieb der Mann mit dem zweitmächtigsten Schnauzer nach Heiner Brand dem Fußball noch eine Weile als Trainer treu: In Ulm, dann beim FV Biberach, der SpVgg Au, dem FC Gundelfingen und dem VfR Aalen, wo er auch diese Karriere im Prinzip beendete. In Ulm war Modick später noch kurz für die A-Junioren zuständig, dann war endgültig Schluss.

Der Mann, der zweimal zum besten Torhüter der Zweiten Liga gewählt wurde, der mit Ralf Rangnick, Sepp Beller, Walter Kubanczyk, Günter Berti oder Dieter Kohnle in einer Mannschaft spielte, der zu Trainer Jörg Berger ein tolles Verhältnis hatte („Der wollte mich mit nach Düsseldorf nehmen, aber ich hätte hier alles aufgeben müssen. Ich habe nicht bereut, geblieben zu sein“) und der die Zeit mit Trainer Fritz Fuchs als „absolutes Chaosjahr“ bezeichnet, hängte die Kickschuhe an den Nagel und widmete sich ganz seinem Beruf an der Vöhringer Uli-Wieland-Mittelschule.

„Ich tue nur noch, was mir Spaß macht und bin nur noch mit Menschen zusammen, die mir wichtig sind“, versichert Walter Modick, der als ganz junger Mann zudem den Beruf des Starkstromelektrikers gelernt hat. Zu seinen Freizeitbeschäftigungen gehörte vor Corona der Besuch bei der Ulmer Männerakademie, regelmäßiges Fitnesstraining, Kochen, Gartenarbeit und der Tagesausklang mit einem guten Glas Wein. Zudem ist die Verbindung zum FC Bayern München nie ganz abgerissen: „Vor Corona wurde ich 20 Jahre lang vom Verein zum Golfturnier eingeladen und ich bin immer hingefahren, auch wenn mir nach 18 Loch alles wehtut. Da gibt es keinen Standesdünkel, obwohl die ganzen alten Stars dabei sind.“ Mitten unter ihnen Walter Modick, der nie für die Bayern in der Bundesliga gespielt hat.


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Aufrufe: 019.12.2020, 19:18 Uhr
Neu-Ulmer Zeitung / Stefan KümmritzAutor