2024-05-22T11:15:19.621Z

Allgemeines

Der 12. Mann heißt Vernunft

HINTERLAUFEN: +++ Gastautor Florian Spies appelliert, angereichert von prägender Berufserfahrung, an cleveres und soziales Verhalten während der Zwangspause +++

Was für eine Entwicklung in den letzten Wochen. Ein Virus hat uns im Griff. Er bestimmt unser Handeln, zwingt uns zum Verzicht. Verzicht auf Hobbies, Verzicht auf alles, was uns sonst selbstverständlich erscheint: Freunde treffen, Essen gehen, Parties feiern. Unser aller Leidenschaft, das "runde Leder" ruht natürich auch. Kein Fußball, von ganz unten bis ganz oben, das gab es so noch nie. Und alle treibt die Selbe Unsicherheit um, denn keiner hat je eine solche Situation erlebt. Dabei ist die Entscheidung hart, aber unbedingt richtig.

Wie lange setzen wir aus, wie lange gibt es uns als Verein und Mannschaft auf dem Papier, ohne aber persönlich Kontakt haben zu können? Wie lange fällt der Trainingsbetrieb aus und wie lange können wir nicht um Punkte kämpfen? Es ist mit Sicherheit unschädlich, nicht verkehrt und legitim, sich darüber Gedanken zu machen, aber trotzdem trage ich in mir die Überzeugung, dass es völlig zweitrangig und um nicht zu sagen sch...egal ist in der derzeitigen Situation...

Man trägt soziale Verantwortung als Verein für die Gesellschaft, in der man Sport und Gemeinschaft anbietet. Aber mehr als das trägt jeder Einzelne von uns als Bürger in diesem Land. Vater einer Familie, Sohn oder Enkel Tugenden und Werte in sich, die dieser Tage mehr denn je gefragt sein sollten MENSCHLICHKEIT und NÄCHSTENLIEBE... Jeder Einzelne von uns entscheidet durch sein Handeln mit, in welche Richtung sich unser Leben in den nächsten Wochen und Monaten entwickelt.

Wieso fällt es so vielen schwer, vernünftig und gewissenhaft den Anweisungen und Tipps der Experten zu folgen? Einfach gesagt, man muss nicht mal sonderlich tief im Thema drin sein, um bei der derzeitigen Informationslage schnell erfassen zu können, wie ernst die Lage ist und worauf es jetzt ankommt. Es gibt trotzdem zu viele Unverbesserliche, die denken, sie stünden über dem System. Aber jedes System funktioniert nur so gut wie seine schwächste Komponente. Deshalb, denke ich, ist es durchaus erlaubt, sogar erwünscht, dem besten Freund, Bruder oder Nachbar die Meinung zu sagen, wenn sich an Regeln, die für alle gelten, nicht gehalten wird.

Man kann bzw. muss halt selbst für Abstand zu den Besserwissern und Skeptikern sorgen, indem man für sie nicht greifbar ist und ihnen so die Grundlage nimmt, sich einem anzunähern. Nicht primär wir sind die, die als Risikogruppe gelten, aber wer von uns möchte der Grund für eine dramatische Infektion eines Menschen sein, der den Kampf gegen Corona vielleicht verliert?

Alles, was unseren Sport und die Art und Weise, wie wir wieder zurück zur Normalität kommen, ausmacht, werden wir erfahren, sobald dies wieder möglich, aber vor allem wieder wichtig ist. Eins steht jedoch fest, solange es Menschen in unserer Mitte gibt, die glauben, dass sie unbesiegbar sind, über dem System stehen oder sich nicht an Regeln halten wollen, wird sich überhaupt nichts normalisieren. Und dass ich das sage, als Fußballer durch und durch, der den Sport und auch den Sportkreis schätzt und dort sehr tief verwurzelt ist, sollte zu denken geben. Aber in meiner täglichen Arbeit am Uniklinikum Gießen erlebe ich auch die andere Seite und nehme mir hier das Recht heraus, zu behaupten, dass ich weiß, wovon ich rede.

Bleibt daheim, probiert Dinge aus, denen ihr euch sonst nicht unbedingt widmen würdet. Jetzt habt ihr die Zeit dazu! Ihr verliert keine Zeit, sondern ihr sammelt derzeit neue Erfahrungen mit Dingen, denen ihr unter normalen Umständen keine Zeit schenken würdet. Nutzt die Entschleunigung.

Nehmt euch die Zeit und geht nur mal im Geiste eure Verwandten und Liebsten durch, euch fallen mit Sicherheit einige Personen, die euch sehr viel bedeuten und für die es sich lohnt zuhause zu bleiben! Ich habe es nicht aufgegeben, daran zu glauben, dass es auch die Letzten noch verstehen werden. Passt auf euch und eure Liebsten auf und bitte, bleibt gesund und vor allem zuhause.

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Nun wie immer noch zu den Votings. Erst die Auflösung des "alten" Votings zum Thema Relegation: Hier zeigte sich eine überraschend starke Mehrheit, die den Vorschlag unseres Gastautoren Björn Watzke unterstützt hat, die Relegation klarer zu regeln oder gar abzuschaffen. 46,5 Prozent der Befragten sprachen sich für feste Auf- und Absteiger aus, und 35,4 Prozent wünschen sich eine klarere Regelung des Saisonfinales. Planbarer, Nachvollziehbarer. Damit ist schon klar, die Befürworter des aktuellen Systems sind nicht besonders viele gewesen, um genau zu sein 8,1 Prozent, wobei man hier noch die 3 Prozent der Befragten hinzuzählen kann, die bekennen: "Ich bin süchtig nach Spannung bis zum Schluss". Für ein alternatives System der Playoffs- und Playdowns votierten 7.1 Prozent. Fazit: Wenn der HFV die Relegation in klarere Linien fassen würde, scheint die absolute Mehrzahl der Vereine dahinter zu stehen.

Aufrufe: 025.3.2020, 09:30 Uhr
Gastautor Florian SpiesAutor