Eric Klaas wird wohl gewusst haben, was da zum Start der Oberliga auf ihn zukommt. Und der Torhüter der Sportfreunde Baumberg (SFB) war auch direkt gefordert gegen den Top-Favoriten 1. FC Bocholt, er parierte nach sechs Minuten eine Doppelchance von Alexander Lipinski und Kento Wakamiya.
Auch Klaas’ Vorderleute wussten sicher, dass sich da ein jetzt schon Regionalliga-reifer Gegner an der Sandstraße vorstellen würde, aber zwischen dem Wissen und dem Erleben gibt es dann doch noch Unterschiede.
Bocholt drückte von Anfang an, und nach 17 Minuten war dann das erste Tor dieser Oberliga-Saison gefallen: Die Gäste spielten direkt, Wakamiya zog vor dem Strafraum nach rechts, passte nach links auf seinen Mitspieler im Strafraum, der den Ball wieder direkt nach rechts zum durchgestarteten Marcel Platzek spielte – der war allein vor Klaas und ließ ihm keine Chance. Das ging eindeutig zu schnell und zu präzise für die Defensive der SFB.
Drei Minuten nach dem 0:1 mussten die ohnehin schon personell mehr als arg gebeutelten Baumberger den nächsten Ausfall hinnehmen: Tim Knetsch musste verletzt vom Feld – und noch bevor sich sein Team wieder neu sortiert hatte, stand es 0:2, weil Ben Harneid am eigenen Strafraum etwas ungeschickt agierte. Lipinski luchste ihm den Ball ab und überwand Klaas problemlos. Die rund 60 mitgereisten Bocholter Fans sangen: „Spitzenreiter, Spitzenreiter, hey, hey!“.
Es dauerte dann bis zur 35. Minute, bis die Hausherren eine Chance bekamen, und das war gleich eine veritable: Koray Kacinoglu war bei einem Vorstoß rund 20 Meter vor dem gegnerischen Tor gefoult worden, den anschließenden Freistoß zirkelte Alon Abelski wunderbar um die Mauer herum – nur die Latte verhinderte den Anschlusstreffer. Anschließend stand Klaas wieder im Mittelpunkt: Der Keeper hatte sich gerade erst von Al-Hassan Turay eine Trinkflasche zuwerfen lassen und stand danach noch weit vor seinem Kasten, als Bocholt einen tiefen Pass auf Wakamiya spielte – der Bocholter wäre frei durch gewesen, aber Klaas grätschte den Ball so gerade noch weg.
So ging es mit einem 0:2 aus Sicht der SFB in die Pause, und als diese vorbei war, rief Linksverteidiger Kacinoglu seinen Mitspielern noch zu: „Wir haben nichts zu verlieren – mehr Mut, Männer!“. Keine Minute später foulte er an der Außenlinie, kassierte Gelb, und den folgenden Freistoß nutzte Bocholt per Kopf von Kapitän Tim Winking zum 3:0.
Das Spiel war da entschieden, aber die Hausherren gaben sich nicht auf. Harneid brachte nach einer Ecke nicht genug Druck auf seinen Kopfball, es wäre in der 48. Minute die schnelle Antwort auf den dritten Gegentreffer gewesen. „Da wäre dann noch was drin gewesen, ebenso, wenn der Freistoß von Alon gesessen hätte“, fand SFB-Trainer Salah El Halimi später. Das galt auch für die nächste gute Chance seines Teams in der 51. Minute: Nach einem langen Ball sah Bocholts Keeper Sebastian Wickl nicht gut aus, im Anschluss versuchte es Abelski von der Strafraumkante mit einem Schuss aufs fast leere Tor – doch Winking klärte mit einem tiefen Flugkopfball spektakulär. Zwei Distanzschüsse von Gianluca Cirillo (55./60.) und ein etwas zu unpräziser Lupfer von Melva Luzalunga nach guter Einzelleistung (81.) waren die weiteren Möglichkeiten, noch einen Treffer zu erzielen.
So musste El Halimi die erste Saisonniederlage quittieren – angesichts der eigenen Probleme und der Qualität des Gegners sicher nicht ganz unerwartet. „Wir haben eigentlich gut angefangen und haben Bocholt zu langen Bällen gezwungen, weil wir gut draufgegangen sind“, analysierte der Coach und ergänzte: „Am Ende braucht man aber auch nicht um den heißen Brei herumzureden: Der Sieg der Bocholter ist verdient. Sie haben unheimlich clever gespielt, jeder wusste schon bei der Ballannahme, wo sich der Mitspieler hinbewegen wird. Das war unheimlich ballsicher und routiniert. Die Qualität dieses Kaders war gut zu sehen.“
Den eigenen hatte El Halimi mit drei Akteuren aus der Bezirksliga-Reserve auffüllen müssen, und nach den nächsten Ausfällen von Knetsch und Kacinoglu wurde ihm „mit Blick auf die Trainingswoche angst und bange. Es wird noch schwieriger“. Und dann heißt der Gegner SSVg Velbert – der zweite große Favorit der neuen Saison.