Deinste schreibt Vereinsgeschichte

Der Sprecher in Bliedersdorf vermutet in Deinstes Kapitän Marcel Rodehorst den Torschützen. SV-Trainer Sönke Kreibich ist sich nicht sicher, wer den Ball in der 30. Minute über die Linie bugsiert hat. Die Immenbecker Feldspieler haben es auch nicht gesehen. Eintracht-Torwart Florian Bente klärt mit einem Lächeln im Gesicht auf. Er war es selbst. Er hat es verdaddelt. Nach einem Einwurf wollte er den Ball fangen, griff nicht richtig zu und ließ ihn durch die Finger gleiten. Schön, dass er wieder lachen kann.

1000 Menschen sehen das Endspiel. Sie sehen kein schönes Spiel, aber ein hart umkämpftes. Der Favorit aus Immenbeck drückt in den ersten Minuten aufs Tempo. Nach 18 Minuten vergibt Jonathan Schmidt einen Foulelfmeter kläglich. Der Ball rollt gut zwei Meter am linken Pfosten des Deinster Tores vorbei. Dann stellt Florian Bente den Spielverlauf auf den Kopf.

Immenbeck gibt sich geschockt von dem Rückstand. Deinstes Offensivkräfte verpassen in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit die höhere Führung.Nach dem Seitenwechsel landet ein Immenbecker Kopfball auf der Latte. Die letzte Chance des Spiels. "Wir haben uns in der Offensive zu oft verzettelt", sagt TSV-Trainer Volker Wiede. Gerade heute im Endspiel. Für einen Kreisligisten, der in der laufenden Saison bereits 90 Tore geschossen hat, ist das ein ganz schlechter Zeitpunkt. Volker Wiede hat es kommen sehen. "Deinste hatte die bessere Ausgangsposition. Das Team war nicht Favorit", sagt der Immenbecker Coach. Feiern werde seine Mannschaft dennoch. Die Spieler zelebrierten die vorzeitige Meisterschaft und die Tatsache, dass sie im Pokalwettbewerb 32 Teams hinter sich gelassen haben am Abend auf ihrer eigenen Anlage in Immenbeck. Und Deinste? Schreibt Vereinsgeschichte. 1952 gründeten die Großväter der heutigen Spieler den Club. 64 Jahre später erkämpft sich die Mannschaft von Sönke Kreibich mit aufopferungsvoll geführten Zweikämpfen den Pokal. Sie spielen nicht besser, sie spielen bissiger und mit mehr Leidenschaft. Taktische und technische Defizite kompensieren sie mit läuferischem Einsatz.

Der Deinster SV war in der Liga längst weg vom Fenster. Nach neun Niederlagen in Serie stand das Team zur Winterpause am Tabellenende der Kreisliga. Das Selbstvertrauen ging zwischen den ganzen Misserfolgen verloren. Erst als in der spielfreien Zeit die verletzten Leistungsträger zurück in den Kader stießen und der Deinster SV dreimal in Serie unentschieden spielte, keimte wieder Hoffnung auf. "Wir haben gezeigt, dass wir noch wettbewerbsfähig sind", sagt Kreibich. Immenbeck bekommt das in Bliedersdorf zu spüren.