2024-06-14T14:12:32.331Z

Interview
Hans Dollinger (56) ist seit dieser Saison Trainer der SpVgg Deiningen. Zuvor war der Weilheimer fünf Jahre beim SV Wechingen tätig. 	F.: Klaus Jais
Hans Dollinger (56) ist seit dieser Saison Trainer der SpVgg Deiningen. Zuvor war der Weilheimer fünf Jahre beim SV Wechingen tätig. F.: Klaus Jais

Deininger Schicksalsspiel

Mit einem Sieg in Unterthürheim kann die SpVgg auf den Relegationsplatz vorrücken +++ Trainer Dollinger spricht Klartext über seine schwierige erste Saison

Der zur Dramatisierung neigende Sportjargon spricht oft von Schicksalsspielen, wenn weichenstellende Vergleiche anstehen. Folgt man diesem Bild, dann ist der Kreisliga-Duell zwischen dem TSV Untertürheim und der SpVgg Deiningen solch eine „Do-or-Die“-Angelegenheit. Frei übersetzt: Pack die Chance beim Schopf oder hak’s ab. Wir sprachen mit dem Deininger Trainer Hans Dollinger darüber.

Herr Dollinger, nach dem 1:0-Sieg gegen den Tabellenzweiten TSV Wertingen kann man über Ihr Team nur sagen: Totgesagte leben länger! Jetzt winkt bei einem Sieg in Unterthürheim sogar der Relegationsplatz ...

Dollinger: So sieht es aus, aber wir haben beim SV Wörnitzstein schon Punkte verschenkt, als wir in Überzahl spielten und uns der Gegner mit Moral und Einsatz in Unterzahl überlegen war. Wir wollten aus den ersten beiden Spielen etwas Positives holen, um noch eine minimale Chance zu haben. Dass wir das gegen Wertingen umsetzen konnten, war umso erfreulicher und tut der Mannschaft und dem Umfeld so richtig gut. Der Sieg wurde natürlich auch ordentlich gefeiert, obwohl wir nur zwei Tage später schon wieder im Pokalhalbfinale spielen mussten und auch hier eine sehr gute Leistung gezeigt haben trotz des Ausscheidens im Elfmeterschießen.

Ihre Mannschaft hat in dieser Saison viel Pech gehabt, diverse Spiele unglücklich verloren. War das 1:0 ausgleichende Gerechtigkeit?

Dollinger: Wir hatten in der Vorrunde nicht immer das Glück auf unserer Seite und zum Teil kamen auch seltsame Schiedsrichter-Entscheidungen dazu. Wir konnten in den meisten Spielen gut mithalten und mitspielen, wurden nie vorgeführt, waren aber leider vor dem Tor zu harmlos. Man braucht immer etwas Glück im Leben und im Spiel, aber das 1:0 gegen Wertingen war auf Grund der zweiten Halbzeit verdient und wir hatten ja das Hinspiel auch sehr unglücklich in der 95. Minute verloren.

Mit Unterthürheim haben die Deininger noch eine Rechnung offen: Ausgerechnet das Kirchweih-Heimspiel ging Mitte September mit 1:2 verloren ...

Dollinger: Die Hinspielniederlage und ausgerechnet an Kirchweih war damals sehr bitter. Wir hatten in diesem Spiel zu wenig aus unseren Möglichkeiten gemacht und zwei kleine Fehler wurden vom Gegner eiskalt bestraft. Unterthürheim ist eine kämpferische Mannschaft und auf eigenem Platz kommen da noch einige Prozent dazu, deshalb wird das am Sonntag kein einfaches Spiel und sehr umkämpft sein. Wir wissen, was wir mit einem positiven Ergebnis erreichen können und deshalb sind wir gut vorbereitet.

Das Saisonziel war nach dem personellen Aderlass von Anfang an der Klassenerhalt. War Ihnen klar, dass es so schwer werden würde, dieses Ziel zu erreichen?

Dollinger: Klassenerhalt ja, aber nicht so weit hinten in der Tabelle. Ich bin im Sommer vergangenen Jahres unter anderen Voraussetzungen nach Deiningen gekommen, denn dass es so viele Spieler sein würden, die durch Vereinswechsel oder Verletzung nicht mehr zur Verfügung stehen, wurde jedem erst so richtig klar, als man mit den Tatsachen im Laufe der Hinrunde konfrontiert wurde. Es fehlten dann bis zu sieben Spieler gegenüber der vergangenen Runde und es mussten nun die jungen Spieler ran, die in der letzten Saison nicht wirklich in der Ersten zum Einsatz kamen. Das braucht Zeit. Ich bin aber sehr zufrieden, wie sich der eine oder andere junge Spieler inzwischen entwickelt hat und mit welchem Einsatz und Leidenschaft sie dabei sind.

Wenn’s nicht läuft, ist meistens der Trainer schuld. Nicht so in Deiningen: Trotz der schwierigen sportlichen Lage hat der Verein in der Winterpause ein Zeichen gesetzt und den Vertrag mit Ihnen verlängert. Hat Sie das selber überrascht?

Dollinger: Ich war selber in der Hinrunde einige Male nah dran, alles hinzuschmeißen, aber gute Gespräche mit meinem beiden Spartenleitern, die sehr gute Trainingsbeteiligung und die absolut positive Stimmung in der Mannschaft haben mich dann immer wieder bewegt, weiter zu machen. Die Vertragsverlängerung für ein weiteres Jahr hat mich dann schon überrascht und gleichzeitig auch stolz gemacht, denn dann kann meine Arbeit bis jetzt nicht so schlecht gewesen sein, auch wenn es sportlich oft nicht so aussah. Man ist als Trainer auch gefordert, die Mannschaften und den Verein zusammen zu halten, wenn es nicht so läuft. Das haben alle erkannt und gehen diesen Weg gemeinsam, egal in welcher Liga.

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Aufrufe: 06.4.2019, 09:12 Uhr
Rieser Nachrichten / Robert MildeAutor