2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Serdar Dayat will Türkspor Augsburg stabilisieren.
Serdar Dayat will Türkspor Augsburg stabilisieren. – Foto: Walter Brugger

Dayat hat mit Türkspor Augsburg viel vor

Der Start war für den neuen Trainer des Bayernligisten nicht einfach +++ Im Interview spricht er aber nicht nur über sein aktuelles Team

Seit Anfang Oktober sitzt Serdar Dayat wieder bei Türkspor Augsburg auf der Trainerbank. Zum zweiten Mal, nachdem er zwischenzeitlich für Fenerbahce Istanbul tätig war und den Drittligisten Türkgücü München coachte. Im Interview spricht der 52-Jährige über die Vergangenheit, aber auch die Zukunftspläne.

Herr Dayat, die Winterpause kam für Türkspor Augsburg durch die aktuelle Corona-Situation früher als gedacht. Kommt das Ihnen und Ihrer Mannschaft gelegen oder hätten Sie gerne weitergespielt?

Dayat: Wenn ich ehrlich bin, kommt mir das sehr gelegen. Die letzten Wochen hatte ich, seit ich mein Amt hier angetreten habe, keine komplette Mannschaft zur Verfügung. So haben wir vier Wochen ohne einen Stürmer trainiert. Die vielen Krankheiten und Verletzten haben uns das Genick in den vergangenen Wochen gebrochen.

Sie waren sieben Spiele an der Seitenlinie von Türkspor und hatten wöchentlich mit Personalproblemen zu kämpfen. In dieser Zeit holten Sie nur einen Sieg. Welches Fazit ziehen Sie zur Winterpause?

Dayat: In den sieben Spielen gab es einen Sieg, drei Remis und drei Niederlagen. Wobei ich sagen muss, dass die Niederlagen zu erwarten waren. Das hat mit unserer Personalsituation zu tun. Wenn man als Spieler niemanden auf der Ersatzbank sieht, der einen nach vorne pusht, dann ist die Psyche nicht hundert Prozent vorhanden. Wir haben in fünf Spielen Tore geschossen. Deswegen ist es wichtig, dass unsere Defensivarbeit stabiler wird.

Dayat muss im Training immer wieder improvisieren

Konnten Sie schon etwas verändern?

Dayat: Seit ich da bin, arbeiten wir an unserem Ballbesitzverhalten und an der Abstimmung. Aber da gibt es, wie in vielen Bereichen innerhalb des Teams, noch einiges zu trainieren. Ich musste mehrere Trainingseinheiten improvisieren. Wenn man aus der zweiten Mannschaft, die in der Kreisklasse spielt, Leute dazuholen muss, um das Training gestaltungsfähig zu machen, dann leidet die Qualität.

Im Frühjahr 2021 standen Sie noch in der 3. Liga für Türkgücü München an der Seitenlinie, zudem agierten Sie bereits für zwei Jahre als Nachwuchskoordinator beim türkischen Traditionsklub Fenerbahce Istanbul. Ist der Schritt in die Bayernliga dann nicht ein Rückschritt?

Dayat: Ich habe in der Kreisklasse als Trainer angefangen und da schon viel selbst gemacht. Es gab viele Ebenen im Fußball, auf denen ich bereits tätig war. Ich war Sportdirektor, NLZ-Leiter bei Fenerbahce, ich war Trainer, ich war sportlicher Leiter in Schweden, ich war Co-Trainer und Amateurtrainer. Deshalb stört mich der Schritt in die Bayernliga überhaupt nicht. Ich habe zu Adem Gürbüz und Türkspor Augsburg noch aus der Landesliga-Zeit einen guten Draht und viele Freunde rund um den Klub. Ich habe mich dafür entschieden, Türkspor zu helfen – obwohl ich eigentlich ein Jahr Pause nach der Zeit bei Türkgücü machen wollte.

Angebote aus der ganzen Welt

Hatten Sie auch andere Angebote?

Dayat: Ich hatte ein paar Angebote, auch aus der ganzen Welt. Aber ich wollte aus privaten Gründen in Deutschland bleiben. Da ich nicht so hochklassig trainiere, bleiben mir nun auch mehr Freiräume für meine privaten Angelegenheiten in München. Aber ich habe eine gute Beziehung zu Türkspor und es gefällt mir, etwas aufzubauen und zu helfen.

Inwiefern verfolgen Sie gerade die Ereignisse bei Ihrem Ex-Verein? Ihr Name fiel vor kurzer Zeit nach der Entlassung von Peter Hyballa wieder. Sie sind einer von vier Trainern, die seit dem Aufstieg in die 3. Liga im Juni 2020 wenig Zeit bei Türkgücü bekommen haben.

Dayat: Ich kenne natürlich viele Leute, die dort um den Verein tätig sind. Und die Verbundenheit ist auch noch da. Aber was das Trainer-Karussell dort betrifft, ist der Vorstand in der Verantwortung. Peter Hyballa, Petr Ruman, Alexander Schmidt oder auch ich hatten jeweils einen eigenen Stil. Und jeder von uns hätte vielleicht mehr Zeit gebraucht, um sich dort zu entfalten. Man kann nicht in wenigen Wochen sagen, dass alle schlecht sind. Von uns hatte mein Vorgänger Alexander Schmidt fast noch die beste Zeit, weil er fast 23 Wochen mit der Mannschaft hatte.

Türkspor-Spieler sollen wieder mehr aus der Region kommen

Danach folgten Sie. Sie hatten wie Ihr Nachfolger Ruman neun Ligaspiele, Hyballa bekam sogar nur fünf Partien.

Dayat: Ich hatte allerdings auch Rückenschmerzen und Beschwerden, weswegen ich damals gehen wollte. Unter mir sind wir damals immerhin gegen Unterhaching und 1860 München im Pokal weitergekommen und haben so den Weg zum DFB-Pokal geebnet. Das hat dem Verein viel Geld gebracht. Aber im Endeffekt ist es für keinen Trainer schön, wenn man so wenig Zeit bekommt – auch mit dem Blick auf die eigene Karriere. Nehmen wir Peter Hyballa: Er hatte sieben Wochen Zeit und hat dort zwei Siege gefeiert und fünf Mal verloren. In so einer kurzen Zeit ist es für einen Trainer unmöglich, seinen Stil umzusetzen und einem Verein einen Stempel aufzusetzen.

Sie haben bereits angesprochen, dass Sie gerne etwas aufbauen. Wie sehen Ihre Pläne mit Türkspor aus?

Dayat: Ich würde gerne ein Team aufbauen, das verstärkt aus Spielern besteht, die aus Augsburg und der Umgebung kommen. Natürlich steckt in unserem Namen ein türkischer Name, aber wir haben Akteure aus allen Nationen. Bei uns soll jeder eine Chance bekommen.

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Aufrufe: 013.12.2021, 09:53 Uhr
Augsburger Allgemeine / Fabian KapferAutor