2024-05-08T14:46:11.570Z

Allgemeines
Führungsfigur: Christoph Wallner (vorne) gibt in Rosenheim die Richtung vor.
Führungsfigur: Christoph Wallner (vorne) gibt in Rosenheim die Richtung vor. – Foto: Stephan Müller

»Das tut mir extrem weh«

Rosenheims Kapitän Christoph Wallner (26) steht Rede und Antwort

Schön anzusehen ist es ja meistens, aber auch erfolgreich? Spiele des TSV 1860 Rosenheim haben hohen Unterhaltungswert, 86 Tore sind in den Partien der Innstädter schon gefallen. Das Problem: Hinten schlägt`s doppelt so oft ein wie die Sechziger vorne treffen. FuPa hat sich nach der Entscheidung, dass die Saison 2019/20 definitiv fortgesetzt wird, mit Kapitän Christoph Wallner (26) über die Lage bei den Südost-Oberbayern unterhalten.

Christoph Wallner über...

...die Re-Start-Bemühungen:

"Seit Mitte April haben wir uns mit Cyber-Training fitgehalten. Das behalten wir derzeit montags immer noch bei. Dienstag und Freitag stehen wir jetzt wieder in Kleingruppe auf dem Platz. Ich muss schon sagen, das ist ein befreiendes und unvergleichliches Gefühl, endlich wieder den Ball am Fuß zu haben. Wir werden aller Voraussicht nach jetzt dann zwei bis drei Wochen Pause machen und dann Anfang Juli mit der Vorbereitung loslegen."

...die endgültige Entscheidung, die Saison 2019/20 fortzusetzen:

"Meine Meinung dazu: Es gab für beide Szenarien - Fortsetzung oder Abbruch - gute Argumente. Fakt ist jetzt, dass weitergespielt wird. Es herrscht endlich Klarheit und wir können uns ab Juli zielgerichtet vorbereiten."

...seine schwere Verletzung im Herbst:

"Das war wieder mal so eine Sache, verletzungstechnisch nehme ich leider so gut wie alles mit. Ich haben mir die Hamstringsehne im Oberschenkel gerissen, dass musste per Operation wieder in Ordnung gebracht werden. Im Wintertrainingslager in der Türkei bin ich dann wieder voll ins Mannschaftstraining eingestiegen."



...eine Spielzeit, die wieder einmal im Zeichen des Abstiegskampfes steht:

"Wir haben qualitativ einen guten Kader, bringen aber unsere Fähigkeiten viel zu selten zu 100 Prozent auf den Platz. Das ist meiner Meinung nach das Problem. Zudem müssen wir im Kollektiv noch besser gegen den Ball arbeiten."


...die mit 56 Gegentoren löchrigste Defensive der Regionalliga Bayern:

"Das tut mir als Kapitän und Abwehrchef extrem weh, dass wir uns so viele Gegentore fangen. Es muss in unsere Köpfe rein, dass der Stürmer an vorderster Front nach Ballverlust der erste Verteidiger ist."

...die enttäuschende Zuschauerresonanz in Rosenheim - immerhin eine Stadt mit über 60.000 Einwohnern:

"Zumindest würde es bei uns nicht so sehr ins Gewicht fallen, wenn wir im September mit Geisterspielen starten müssten. (lacht) Nein im Ernst, ich sag`s mal diplomatisch: In der schon etwas weiter zurückliegenden Vergangenheit haben einige Akteure von 60 mit ihrem Auftreten dafür gesorgt, dass wir nicht unbedingt der beliebteste Verein in Stadt und Landkreis waren. Das hat sich aber in den letzten 10, 15 Jahren geändert. Warum es trotzdem eher mau aussieht bezüglich der Zuschauerzahlen? Rosenheim ist seit jeher eine Eishockeystadt. Vielleicht sollten wir versuchen, unseren Heimspielen noch mehr Eventcharakter zu verleihen, öfters Freitagabend spielen. Das wäre ein Ansatz."

Als Innenverteidiger gefordert: Christoph Wallner (re.) im Zweikampf mit Türkgücüs Furkan Kircicek.
Als Innenverteidiger gefordert: Christoph Wallner (re.) im Zweikampf mit Türkgücüs Furkan Kircicek. – Foto: Sven Leifer


...seine Zeit beim 1. FC Nürnberg:

"Ich habe die beiden Spielzeiten in Nürnberg extrem genossen. Ich konnte zwei Jahre lang professionell Fußball spielen und habe davon sportlich wie sozial enorm profitiert. Allein die Strukturen samt dem riesigen Trainingsgelände bei einem solchen Traditionsklub mal zu erleben, das war schon ein Riesending."

...seine Rückkehr nach Rosenheim 2018:

"Da hat mein Timing wieder mal gepasst - ironisch gemeint. Ich hätte einen neuen Vertrag bei der zweiten Mannschaft des Clubs erhalten, hatte auch Angebote aus der ersten österreichischen Liga und habe zudem ein Probetraining beim Drittligisten Hallescher FC absolviert. Zwei Wochen vor Saisonende habe ich mir dann das Schlüsselbein gebrochen. Klar, das Interesse der Vereine ist dann abgekühlt. Wer nimmt schon einen verletzten Spieler unter Vertrag? Wiederum andere Klubs waren zwar noch interessiert, hielten mich aber ziemlich lange hin. Irgendwann habe ich dann zu mir selbst gesagt: Ihr könnt mich alle gern haben, ich geh zurück nach Hause nach Rosenheim! Hier habe ich Familie und Freunde und kann doch auf einem hohen Niveau Fußball spielen."

...die verpasste Chance im Profibereich:


"Ich habe den Schritt zurück nach Rosenheim nicht bereut. Natürlich schießt mir hin und wieder durch den Kopf: Was wäre gewesen wenn? Es wäre schön gewesen, einmal in einer noch höheren Liga zu spielen. Aber ich bin glücklich hier bei den Sechzigern."


...seine sportliche Zukunft:

"Ich habe noch zwei Jahre Vertrag, da ist also keine Eile geboten. Was danach kommt, kann ich noch nicht sagen. Den Trainerschein will ich in Kürze in Angriff nehmen. Ich kann mir aber definitiv vorstellen, hier in Rosenheim bei den Sechzigern weite meine Ideen einzubringen. Derzeit bin ich schon in Prozesse eingebunden, wie wir die Kooperation mit der SpVgg Unterhaching weiter optimieren können. Das würde mir sicher auch in Zukunft Spaß machen."


Aufrufe: 06.6.2020, 08:00 Uhr
Mathias WillmerdingerAutor