2024-05-24T11:28:31.627Z

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Auch in seiner jetzigen Rolle als Trainer des Bezriksligisten ATS Kulmbach herrscht bei Armin Eck nicht immer eitel Sonnenschein. F: Mularczyk
Auch in seiner jetzigen Rolle als Trainer des Bezriksligisten ATS Kulmbach herrscht bei Armin Eck nicht immer eitel Sonnenschein. F: Mularczyk

Das ständige Bangen um den Dino

Der Ex-Bayreuther Armin Eck, fünf Jahre beim Hamburger SV, macht sich Gedanken über die Situation beim Bundesliga-Gründungsmitglied

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Dietmar Beiersdorfer hat gewiss unzählige Glückwunsch-SMS erhalten, als sich der Hamburger SV Anfang der Woche ein weiteres Jahr in der Bundesliga erkämpft hatte. Eine Gratulation an den Vorstandsvorsitzenden des HSV kam von einem alten Kumpel aus Oberfranken. Absender: Armin Eck, früherer Zweitligaspieler der SpVgg Bayreuth, Deutscher Meister mit Bayern München (1989) und – Spieler des Hamburger SV, vier Jahre gemeinsam mit dem gebürtigen Fürther Beiersdorfer.
„Bei solchen Spielen und solchen Anlässen, wie es jetzt die Relegation gegen Karlsruhe war, fiebere ich schon mit meinen ehemaligen Vereinen“, gibt Eck zu. Und er fiebert mit ehemaligen Mitspielern wie eben „Didi“ Beiersdorfer. Die Kontakte sind eher lose, an Festtagen gratuliert man einander. Und ein Festtag war – aus Hamburger Sicht – ja auch das in der Verlängerung vom Ex-Fürther Nicolai Müller erzielte 2:1 gegen den KSC, der Klassenerhalt.

Der Dino der Bundesliga, seit der Gründung dabei, nie abgestiegen, darf in sein 53. Jahr der Erstklassigkeit gehen. Fünf Jahre davon, von 1989 bis 1994, ging Armin Eck mit. Da ist es nur zu logisch, dass der Mann, der in Kulmbach geboren wurde, als die Bundesliga ihre zweite Saison spielte, ein HSV-Sympathisant ist. Den Blick für die Realitäten muss man dabei aber nicht verlieren. Die landauf, landab zu hörenden Stimmen, wonach die Hamburger (seit 2012 zweimal 16. und einmal 15.) nun eigentlich den Abstieg verdient hätten, kann Eck nachvollziehen. „Als neutraler Beobachter des HSV und seiner Leistungen in den letzten beiden Jahren kann man schon auf solche Aussagen kommen“, sagt er, schiebt aber schnell hinterher: „Als Sympathisant denkt man natürlich anders. Und hofft, dass Kontinuität eintritt und Ruhe reinkommt.“ Der Bundesliga würde etwas fehlen, wenn Hamburg nicht mehr dabei wäre, hatte Eck schon vor einem Jahr geäußert, als die Lage ähnlich brenzlig war wie jetzt wieder.

Die Analyse aus der Ferne fällt dem Ex-Spieler und jetzigen Trainer (ATS Kulmbach) sowie Fußballschulen-Betreiber natürlich nicht leicht. Doch Begriffe wie Kontinuität, Ruhe, Seriosität oder Neuaufbau gebraucht er recht häufig, wenn er die Lage beim Uwe-Seeler-Club beschreiben soll. Beiersdorfer „steht für Seriosität“, formuliert es der 50-Jährige. „Es wird noch eine Weile dauern, bis sich die Wogen glätten, aber Didi ist der richtige Mann für diesen Posten.“ Wer oder was sich an der Elbe störend auswirkt, glaubt Eck auch zu wissen: Die zahlreichen Medien in der Millionenstadt sorgten für enormen Druck auf den Verein. Intern seien die vielen Kontrollgremien („Der HSV ist ja nach wie vor ein großer Verein.“) eher ein Hemmschuh. Eck: „Es ist dort eine Mammutaufgabe, alles in geordnete Bahnen zu lenken.“

Natürlich ist dem Ex-HSVer nicht entgangen, dass sich auch die aktuelle Mannschaft merkwürdig präsentierte. „Da fragte man sich schon, ob auf dem Spielfeld alles zusammenpasst. Bisweilen sah es so aus, als mache jeder sein eigenes Ding“, sagte Eck. „Und wenn dann Leute, die eigentlich schon ausrangiert waren, entscheidend dazu beitragen, dass sich der Club rettet, wirkt das merkwürdig.“ Insofern übt Eck auch Kritik an der sportlichen Leitung des HSV: „Mit permanentem Nachrüsten und viel Aktionismus wurde versucht, Lücken zu schließen oder das Abrutschen zu verhindern.“

Auch nach der Rettung mit viel Glück sieht Armin Eck Probleme für seinen einstigen Arbeitgeber: „Transfers könnten einen Neuanfang einleiten, aber da hinkt der HSV schon wieder hinterher, weil er seine Zukunft bis Montagabend ja nicht planen konnte.“

Und so kann es gut sein, dass – täglich grüßt das Murmeltier – Eck auch im kommenden Jahr wieder ein gefragter Interviewpartner ist, wenn die Relegation ansteht. 2014 mussten die Norddeutschen gegen die SpVgg Greuther Fürth ran, und in einem Gespräch mit dem Magazin „11 Freunde“ durfte der Ex-Bayreuther da bereits aus dem Nähkästchen plaudern. Er erinnerte sich an eigene Abstiegsängste 1990, die erst durch einen 1:0-Sieg am letzten Spieltag gegen Waldhof Mannheim besiegt wurden: „Die Beine waren wackelig, jedes Mal, wenn die Mannheimer über die Mittellinie kamen, stockte uns kurz der Atem.“ Er durfte auf die Schnelllebigkeit in diesem Geschäft verweisen: „Eine Saison später spielten wir mit Thomas Doll plötzlich um die Meisterschaft mit.“ Der HSV wurde Fünfter. Und Eck konnte Einblicke gewähren: „Ich habe in Hamburg mit Dietmar Beiersdorfer eine meiner besten Fußballfreundschaften geschlossen.“

Übrigens: 95 Spiele bestritten Eck und Beiersdorfer in der Bundesliga gemeinsam für den HSV, haben dabei mehr verloren (38) als gewonnen (31). Dennoch: „Eine großartige Zeit mit tollen Leuten“, schwärmte Eck bei den „11 Freunden“. Namen? Kaltz, Jakobs, Babbel, Letschkov, von Heesen, Furtok, Spörl und andere. Nostalgie, bei einem Dino durchaus angebracht.

Aufrufe: 07.6.2015, 12:14 Uhr
Jürgen Schott / NKAutor