2024-05-02T16:12:49.858Z

FuPa Portrait
Auf dem Platz hatte es Mathias Heckel oft mit Bayerns Jungprofi Oliver Markoutz (rechts) zu tun.
Auf dem Platz hatte es Mathias Heckel oft mit Bayerns Jungprofi Oliver Markoutz (rechts) zu tun.

Das Spiel seines Lebens

Der Neu-Donauwörther Mathias Heckel ist gegen die Profis des FC Bayern aufgelaufen +++ Euphorie mit in die neue Saison nehmen

Lob von einem WM-Torschützenkönig bekommt man nicht allzu oft. „Der Gegner hat sich gut angestellt“, sagte Thomas Müller, Offensivspieler des FC Bayern München, anerkennend. Gemeint war die Paulaner-Traumelf – eine gecastete Mannschaft, die im Rahmen des Bayern-Trainingslagers im Trentino gegen den Champions-League-Sieger antrat

Zu dieser 26-köpfigen Auswahl gehörte auch der Marxheimer Mathias Heckel. Er war zuletzt fünf Jahre für den TSV Rain am Ball und wechselte im Sommer zum Bezirksligisten FC Donauwörth. Mit seinen fußballerischen Fähigkeiten und einer überzeugenden Präsentation – dabei imitierte er die legendäre Wutrede von Giovanni Trapattoni – schaffte der 23-Jährige den Sprung in den Kader, für den sich europaweit mehr als 19.000 Kicker beworben hatten. Heckel stand gegen die Bayern sogar in der Startelf und traf dabei neben Thomas Müller unter anderem auf Franck Ribery, Philipp Lahm und Mario Mandzukic. Als Heckel – wie übrigens die gesamte Paulaner-Anfangsformation – zur Pause ausgewechselt wurde, stand es nur 2:0 für den FCB. „Von dem Ergebnis und der Leistung waren wir natürlich hellauf begeistert“, berichtet der Marxheimer.

In der zweiten Halbzeit schraubten die Profis, ebenfalls in komplett neuer Besetzung, das Resultat noch auf 13:0. „Da sind die taktischen Vorgaben unserer Trainer nicht mehr so gut umgesetzt worden“, analysiert Heckel. Sein Teamchef Waldemar Hartmann habe eine zweistellige Niederlage eigentlich vermeiden wollen, waren doch auch Akteure von hochklassigen Amateurvereinen mit dabei. Dennoch spricht Heckel von „einem der schönsten Tage in meinem Leben“.

Eine 18-köpfige Fangruppe, bestehend aus Familie und Freunden, legte eigens zum Spiel die rund 500 Kilometer lange Strecke an den Gardasee zurück, um ihn zu unterstützen. „Ich hatte definitiv die besten Fans. Sie haben mich während der 45 Minuten permanent angefeuert“, so der 23-jährige Student, der als linker Verteidiger auflief. Dabei fühlt er sich eigentlich im zentralen Mittelfeld am wohlsten.

„Da habe ich im Training anfangs auch gespielt, aber hinten links herrschte offenbar noch Verbesserungsbedarf. Ich habe die ungewohnte Position aber gerne angenommen, ich bin ja vielseitig“, scherzt Heckel. Rund 5000 Zuschauer im Stadion von Arco gaben der Begegnung einen würdigen Rahmen. Der Platz sei „ein Traum“ gewesen, sagt Heckel, das Bergpanorama sorgte für eine besondere Atmosphäre. „Als Fußballer wünscht man sich, unter solchen Bedingungen kicken zu dürfen.“ Die anfängliche Nervosität sei dabei schnell in Begeisterung umgeschlagen.

Seine direkten Gegenspieler waren meistens Nachwuchsmann Oliver Markoutz, Müller oder Lahm. „Die Trainer haben uns gut auf die Bayern eingestellt, wir haben kaum etwas zugelassen.“ In der Anfangsphase traf Heckel nach einer Flanke auch einmal auf Mario Mandzukic. „Der ist ein echtes Kopfballungeheuer. Ich habe gedacht, der Ball ist weg.“ Doch der Kroate stieg regelrecht in die Luft, köpfte das Leder aber an die Latte. Die körperliche Verfassung, die Athletik und das Tempo – das sind die größten Unterschiede, die der Amateur Heckel zu den Profis des Rekordmeisters ausgemacht hat.

Große Starallüren bei diesen gab es kaum. Ribery und Lahm etwa seien schon im Spielertunnel offen und freundlich auf die Paulaner-Elf zugegangen, in der Pause ließ Heckel für seine Verwandten von Müller, David Alaba, Sportdirektor Matthias Sammer und Toni Kroos Trikots signieren. Letzterer stand wie auch Xherdan Shaqiri gerne für ein Erinnerungsfoto bereit. „Das bekommt alles einen Ehrenplatz bei mir zu Hause“, verrät der Marxheimer. Einen Trikottausch aber gab es nicht. Darauf hatten die Hobbykicker schon ein wenig hingefiebert, gesteht er. „Produktionsfehler“, so lautete die offizielle Begründung.

Am Abend nach der Partie machten Heckel und seine Teamkollegen noch das Nachtleben im Trentino unsicher. „Da haben wir uns selber gefeiert.“ Mit einigen hat er Handynummern getauscht, außerdem gibt es eine eigene Facebook-Gruppe. „Ich habe auch neue Freunde gefunden.“

Die Abreise mit der Mannschaft trat er nicht an, sondern verbrachte mit Familie und Freunden noch einen weiteren Tag am Gardasee. Das Spiel, das live auf Sport1 übertragen wurde, will er sich bei einem Grillfest in privater Runde noch einmal anschauen. Bisher hat er nur Ausschnitte gesehen. „Offenbar haben aber viele Leute den Fernseher eingeschaltet, ich bin in letzter Zeit jedenfalls oft darauf angesprochen worden“, berichtet Heckel. Der Tenor sei durchweg positiv gewesen. Mit seiner eigenen Leistung auf dem Platz ist der 23-Jährige zufrieden, auch wenn er beim ersten Gegentor durch Emre Can den Ball nicht mehr von der Linie kratzen konnte.

„Dieses Spiel gegen Bayern war der Höhepunkt meiner sportlichen Laufbahn“, ist sich Heckel sicher. Dass er es in die Auswahl geschafft hat, sei aber nicht alleine sein Verdienst gewesen. „Ich möchte allen danken, die mich immer unterstützt haben. Ganz besonders meinen Eltern.“ Die Euphorie nach der Begegnung gegen die Profis aus München will er nun mit in seine erste Saison in Donauwörth nehmen. Er möchte seiner neuen Mannschaft beim Erreichen der Ziele helfen. „Der Aufstieg in die Landesliga wäre nach dieser Geschichte natürlich die Krönung“, sagt Heckel. Einen WM-Torschützenkönig dürfte er aber auf dem Platz so schnell nicht wiedersehen. Muss er auch nicht. Das Duell gegen den FC Bayern wird er wohl nie vergessen.

Aufrufe: 011.7.2013, 19:39 Uhr
Donauwörther Zeitung / Manuel WenzelAutor