"Das ist kein Zufall, sondern gewachsen"

Es ist eine angenehme Mischung aus Bescheidenheit, aber auch enormem Selbstbewusstsein, die einem im Gespräch mit der sportlichen Leitung der Spvgg. Quierschied begegnet. Kai Berrang (33) ist seit 2014 Spielausschussvorsitzender des Traditionsvereins. Seit dem vergangenen Jahr wird der Club von Christian Meiser (27), Sohn von Klaus Meiser, der zugleich 2. Vorsitzender der Sportvereinigung, Präsident des Saarländischen Landtages und Präsident des Landessportverbandes ist, unterstützt.

Christian Meiser fungiert im Club als Koordinator Sport. Kai Berrang und Christian Meiser betonen im Gespräch mit dem Saar.Amateur unisono, dass sie beide viel Wert auf Teamwork legen. „Christian und ich sind Mannschaftsspieler. Niemand nimmt sich wichtiger, als er ist. Wir sehen uns als Team“, so Kai Berrang, der auch die aktuelle Tabellenführung entspannt und gelassen kommentiert. Berrang: „Dass wir momentan an der Tabellenspitze stehen, freut uns, wir genießen es auch, doch von Meisterschaft redet bei uns niemand. Allerdings ist es kein Zufall, dass wir in dieser Saison vorne mitspielen, denn wir haben uns in den letzten Jahren kontinuierlich weiterentwickelt. Da ist etwas gewachsen. Wir vergessen aber auch nicht, wo wir herkommen.“ Heute Tabellenführer in der höchsten saarländischen Liga, hatte die Spvgg. Quierschied in der Saison 2009/10 den absoluten Tiefpunkt erlebt, den Abstieg in die Kreisliga A, von Spöttern auch „Unterhemden-Liga“ genannt. Damals übernahm Lutz Maurer (heute Bürgermeister der Gemeinde Quierschied) als 1. Vorsitzender die Geschicke des Vereins und leitete eine beispiellose Erfolgsgeschichte ein, die mit dem Aufstieg in die Karlsberg-Liga Saarland im Jahr 2016 ihren vorläufigen Höhepunkt erlebte. Während Lutz Maurer und seine Vorstandskollegen viel für die Infrastruktur des Vereins leisteten – unter anderem wurde ein moderner Kunstrasenpatz gebaut – schrieb im sportlichen Bereich ein anderer Mann Geschichte: Markus Woll. Der damals 25-jährige ehemalige Jugendspieler der Spvgg. Quierschied übernahm nach dem Abstieg in die Kreisliga auf Initiative von Vorstandsmitglied Sebastian Zenner das Amt des Spielertrainers und feierte vier Aufstiege in Folge. Seit 2014 spielte Quierschied in der Verbandsliga und in seinem letzten Spiel als Trainer der Sportvereinigung setzte sich Markus Woll 2016 die Krone auf: Im Relegationsspiel um den Aufstieg in die Karlsberg-Liga Saarland lag Quierschied gegen Ballweiler bis in die Schlussminute 1:2 hinten. Markus Woll wechselte sich selbst ein, glich zunächst zum 2:2 aus und erzielte dann in der Verlängerung auch noch das 3:2. Quierscheid gewann mit 4:2. „Markus hätte eigentlich in Quierschied ein Denkmal verdient gehabt“, schwärmt Kai Berrang noch heute.

Nach dem Aufstieg in die Karlsberg-Liga Saarland lernte die Spvgg. nach vielen Jahren erstmals wieder die Schattenseiten des Fußballs kennen. Unter den Spielertrainern Mike Brückerhoff und Manuel Allard lief es von Beginn an nicht rund. Der erfahrene Lothar Pesch übernahm und schaffte, wenn auch mit etwas Glück, den Klassenerhalt. Doch auch während dieser Schwächeperiode sorgte die Spvgg. für Furore. Beim Hallenmasters wurde Quierschied sensationell Zweiter hinter dem FC Wiesbach. Fast noch sensationeller als Platz Zwei war der Auftritt der 350 in Vereinsfarben gekleideten Fans, die die Saarlandhalle in einen Hexenkessel verwandelten. Und diese Fans sind ein Pfund, mit dem die Spvgg. Quierschied auch in dieser Saison nach wie vor wuchern kann. Wie beispielsweise am vergangenen Freitag in Köllerbach, als beim 1:0-Erfolg mehr als die Hälfte der 300 Zuschauer aus Quierschied kamen. Seit Saisonbeginn ist Pascal Bauer (25) Trainer beim derzeitigen Primus der Liga, der sich im Sommer mit Johannes Britz, Dominik Engel, Janosch Scherer und Patrick Nickels, die nicht unwesentlich am sportlichen Aufschwung beteiligt sind, verstärkt hat. Das sieht auch Benni Schmitt, Routinier und klasse Torwart der Sportvereinigung, so: „Wir haben uns auf den wichtigen Positionen, in der Innenverteidigung und auf der Sechs, verstärkt“, so Schmitt. Mit Dominik Engel gelang der Spvgg. der Königstransfer. Schon beim SV Saar 05 hatte Engel zu den absoluten Leistungsträgern gezählt, genauso wie jetzt in Quierschied, wo er seine Mannschaft als Kapitän aufs Feld führt und im nächsten Jahr eventuell sogar in die Oberliga führen kann? Doch dieses Thema ist in Quierschied noch tabu. Noch!