2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
Sinnbildlich für das Spiegelbild zwischen RW Erfurt & Neuhof: Angelos Kerasidis, der für beide Vereine spielt(e).
Sinnbildlich für das Spiegelbild zwischen RW Erfurt & Neuhof: Angelos Kerasidis, der für beide Vereine spielt(e). – Foto: © Michael Schepp / Marcel Junghanns

Das hessische Pendant

In der Oberliga Süd wird der FC Rot-Weiß Erfurt nach dem Auftaktsieg bei INTER Leipzig (3:0) am Wochenende ausgebremst. Corona-Fälle beim Gegner aus Wernigerode sorgen für eine Liga-Zwangspause der Erfurter.rn

Doch die Verantwortlichen machen aus der Not eine Tugend und testen am Samstag um 14 Uhr gegen den ambitionierten Hessenligisten vom SV 1910 Neuhof. Nimmt man die Mannschaft aus dem Speckgürtel Fuldas genauer unter die Lupe, lassen sich einige Parallelen mit dem FC Rot-Weiß Erfurt ziehen.

Regionalliga als Ziel

Denn die Saisonziele bei der Elf von Alexander Bär sind identisch mit denen der Erfurter. Gerne würde der SV 1910 Neuhof im Sommer den Aufstieg in die Regionalliga feiern. Doch anders als beim Testspiel-Gegner aus Erfurt wäre dies für den hessischen Verein eine absolute Premiere. Erst 2018/19 ging es für die Grün-Weißen von der Verbandsliga in die Hessenliga (ebenfalls die fünfthöchste Spielklasse, wie die Oberliga Süd). 60 Jahre zuvor spielte Neuhof zuletzt in dieser Spielklasse. Nun peilt der Klub den Gang in die Viertklassigkeit an, wo etablierte Teams wie Hessen Kassel, Kickers Offenbach oder der VfR Aalen die Gegner in der Regionalliga Südwest sein würden. In der Hinserie qualifizierte sich die Mannschaft von Alex Bär, der seit seinem 13. Lebensjahr im Verein ist, für die Aufstiegsrunde, die in einem Monat startet. Im Winter legte der SV 1910 dann für den Regionalliga-Traum personell nochmal nach - ähnlich wie der Testspielgegner vom FC Rot-Weiß Erfurt.

Gemeinsamer Start in Deutschland

Und auch bei den Neuzugängen beider Vereine sind einige Gemeinsamkeiten zu finden. Beim Sportverein aus Neuhof spielt seit Ende Januar mit Nireas Igbinoba ein Kicker, der im Jahr 2017 gemeinsam mit Romario Hajrulla den Weg nach Deutschlang beschritt. Damals starteten die Freunde mit hohen Ambitionen beim FC INTER Leipzig, um sich auf deutschen Fußballboden zu akklimatisieren. Was hoffnungsvoll für beide Kicker begann, wurde durch schwere Verletzungen immer wieder ausgebremst. Der 22-Jährige, dessen familiäre Wurzeln in Nigeria und auf Kreta liegen, erlitt schon zwei Kreuzbandrisse. „Wie Romario hatte er viel Pech. Ich hatte sie damals 2017 gemeinsam zu INTER gelotst. Für sie wäre es sicher das Schönste, wenn sie noch einmal zusammenspielen könnten“, sagt Dimitrios Papatrechas, der die beiden Griechen begleitet.
Am Samstag könnten die beiden Freunde zumindest auf dem Feld ein Wiedersehen feiern - wenn auch als sportliche Gegner. Romario Harjulla nimmt seit dieser Woche am Mannschaftstraining des FC Rot-Weiß Erfurt teil. Über einen Einsatz am Wochenende werden die Trainer nach Abwägung der Risiken entscheiden. Und falls die beiden Griechen auflaufen werden bzw. dürfen, wird es wohl das ein oder andere direkte Duell geben. Denn dann trifft der Offensivspieler Hajrulla auf den Defensivallrounder Igbinoba, der sowohl auf der Sechs wie auch als Rechtsverteidiger agieren kann. „Er ist gut im Eins-gegen-Eins, hat eine sehr gute Übersicht und richtig Power und Biss in seinem Spiel“, beschreibt Dimitrios Papatrechas den 22-jährigen Igbinoba.

Probetraining in Erfurt - Vertrag in Neuhof

Neben Igbinoba haben zwei weitere junge Spieler aus dem Südosteuropäischen Raum den Weg nach Neuhof gefunden. Martin Mihaylov und Dimitris Fytopoulos schlossen sich ebenfalls dem ambitionierten Hessenligisten an. Mihaylov ist dabei auch bei RWE kein Unbekannter und hinterließ dort im Probetraining einen guten Eindruck ohne aber einen Vertrag zu erhalten. Dafür klappte es für den 19-jährigen bulgarischen Innenverteidiger, der wie Igbinoba ebenfalls U-Länderspiele für sein Heimatland absolviert hat, in Neuhof. „Er ist technisch sehr beschlagen und kann sowohl in der Innenverteidigung, wie auch auf der Sechs spielen. Er ist ein sehr höflicher und gut gebildeter junger Mann. Er war auf einer Schule in Bulgarien, in der er auch Deutsch lernte. Er spricht quasi fließend“, beschreibt Papatrechas den jungen Bulgaren, der zudem Spiele in der UEFA Youth League für Sofia in seiner Fußballer Kartei stehen hat.

Griechische Offensivspieler mit Parallelen

Der dritte Neuzugang in Neuhof - Dimitris Fytopoulos - ist in der Offensive beheimatet. Er genoss seine fußballerische Ausbildung beim griechischen Traditionsklub Olympiakos Piräus und absolvierte dann bei Panetolikos Agrinio erste Partien in Griechenlands erster Liga. Nach einem Trainerwechsel bekam der 21-Jährige allerdings nicht mehr die erhoffte Spielzeit und sucht nun sein Fußball-Glück in Deutschland. „Er soll sich beim SV 1910 Neuhof erstmal in Deutschland akklimatisieren und Spielpraxis sammeln“, sagt Papatrechas über den klassischen Zehner mit guter Schusstechnik. Und direkt in seinem ersten Test für Neuhof zeigte der kleingewachsene Edeltechniker seine Qualität und traf beim 2:0-Sieg gegen den Ligarivalen vom FSV Fernwald am letzten Wochenende. Sein Pendant auf Erfurter Seite ist Angelos Kerasidis, der seit seinem Wechsel im RWE-Mittelfeld die Fäden zieht. Und auch der vom FC Carl Zeiss Jena gekommene „Box-to-Box“-Spieler verfügt wie sein griechischer Landsmann Fytopoulos über Torgefahr. Dies stellte er in seiner ersten Partie für RWE (Testspiel gegen Hessen Kassel) und direkt beim ersten Ligaspiel letztes Wochenende gegen INTER Leipzig unter Beweis. Übrigens spielte Angelos Kerasidis vor seinem Wechsel nach Jena für den SV Neuhof...

Ein Wermutstropfen bleibt

Auf dem Sportplatz in Gispersleben werden sich am Samstag ab 14 Uhr zwei Teams mit internationalem Flair und deckungsgleichen Saisonzielen gegenüberstehen. Zwei Vereine, die ab dem Sommer gerne in der Regionalliga spielen wollen. Es scheint alles für ein tolles Fußballfest bereitet. Der einzige Wermutstropfen dürfte für die Akteure aber der Blick an die Seitenlinie werden. Denn aus organisatorischen Gründen sind keine Zuschauer zugelassen. So bleibt nur der Ticker auf FuPa oder die Übertragung auf RWE.tv um die Partie zwischen dem Thüringer und Hessischen Aufstiegsaspiranten live zu verfolgen…

Aufrufe: 011.2.2022, 08:00 Uhr
André HofmannAutor