2024-06-04T08:56:08.599Z

Allgemeines
Hängepartie: In der Diskussion um den Wechsel von Krystian Borowski (Mitte) verhärten sich die Fronten zwischen Ingelheim und Hechtsheim zunehmend. 	Archivfoto: hbz/Sämmer
Hängepartie: In der Diskussion um den Wechsel von Krystian Borowski (Mitte) verhärten sich die Fronten zwischen Ingelheim und Hechtsheim zunehmend. Archivfoto: hbz/Sämmer

,,Dann haben sie zu viel Geld"

Hechtsheims Vorsitzender Stefan Simon legt im Ablösestreit um Krystian Borowski gegen Ingelheim nach / Freiwilliger Kirn-Abschied

Ingelheim. Dennis Kirn wählt seine Worte mit viel Bedacht. ,,Manchmal passt es einfach nicht", sagt der 30-Jährige, der die aktuelle Saison in der Fußball-Verbandsliga bei der Spvgg. Ingelheim noch als Cotrainer des neuen Chefcoaches Jasmin Sinanovic begonnen hatte. Seit vergangener Woche ist die Trennung, die sich vor rund 14 Tagen angebahnt hatte, offiziell. Aber warum eigentlich? „Ein Trainerteam muss sich verstehen, der eine muss denken, was der andere sagt“, betont der 30-Jährige. Und: „Wenn das Verhältnis mal angeknackst ist, wird es schwierig weiterzuarbeiten.“

Nach AZ-Informationen gab es eine heftige Auseinandersetzung auf dem Trainingsplatz zwischen Sinanovic und Kirn, nach der Sinanovic seinen Co-Trainer in die Kabine geschickt hat. Es folgte ein Gespräch zwischen Sportlichem Leiter Gerhard Huber und Kirn mit dem Ziel, die Situation zu entkrampfen. Kirn selbst bat nach einigen Tagen Bedenkzeit dann aber doch um seine Demission.

,,Kam mit Trainer nicht klar"

In der Vorwoche hatten sich bereits die Sommer-Neuzugänge Krystian Borowski und Amin Ouachchen vom Ingelheimer Spielbetrieb abgemeldet und sich dem Landesligisten TSG Hechtsheim angeschlossen. Beide waren vor Saisonbeginn auf Kirns Zutun hin an den Blumengarten gewechselt, betonen aber, dass kein Zusammenhang mit dem sich abzeichnenden Abgang des Co-Trainers bestanden habe. „Ich kam mit dem Trainer nicht klar“, sagt Borowski mit Blick auf Sinanovic. Am zweiten Spieltag gegen Mechtersheim (1:2) saß Borowski 90 Minuten auf der Bank. „Am Tag darauf habe ich meine Abmeldung geschrieben“, sagt der 25-Jährige. „Es ist allein Sache des Trainers, die Mannschaft aufzustellen“, kommentiert Ingelheims Präsident Wolfgang Bärnwick. Kurz darauf, so Borowski, habe er einen Amateurvertrag in Hechtsheim unterschrieben: „Ich hoffe, schon am Sonntag spielen zu können“, blickt er auf das Spiel gegen RWO Alzey voraus. Da wird wohl nichts draus: Denn solange Ingelheim und Hechtsheim sich nicht auf die Ablösesumme geeinigt haben, hilft auch der Status als Vertrags-Amateur nichts. Das hat Franz-Josef Kolb, Leiter des Sport- und Spielbetriebs beim SWFV, bestätigt.

Die Spielvereinigung habe, so Präsident Bärnwick, an Fortuna Mombach eine beträchtliche Summe gezahlt. „Wenn ein Spieler aus freien Stücken wieder geht, ist es doch selbstverständlich, dass wir unser Geld wieder reinholen wollen", sagt der Vereinsboss, ohne Summen zu nennen. „Das ist bei uns kein Thema, das in der Öffentlichkeit behandelt wird. ,,Wir haben keinen Passantrag beim Verband gestellt, der Vertrag liegt unterschrieben bei uns", erklärt der TSG-Vorsitzende Stefan Simon. Mit dem sportlichen Leiter der Spvgg., Gerhard Huber, habe er zwei Gespräche über die Ablöse geführt, die Ingelheimer würden auf 1500 Euro beharren, Simon habe 500 geboten - und denke nicht daran, aufzustocken: ,,Herr Borowski ist wohl unter völlig falschen Voraussetzungen zu einem Verein gegangen und dann auf uns zugekommen, nicht wir auf ihn. Wir haben mit dem Angebot unser Goodwill gezeigt. Wenn Ingelheim mit einem Minus von 1500 Euro statt 1000 Euro leben will, haben sie zu viel Geld." Sollten sich die Klubs nicht einig werden, müsste Borowski ein halbes Jahr auf die Freigabe warten.

Kirn hat bislang noch keinen neuen Verein: ,,Entweder ich mache eine Pause und kümmere mich um meinen Trainerschein, oder ich schließe mich noch einem unterklassigen Verein an." Ein Wechsel wäre in dieser Periode bis zum 31. August nur noch per Amateurvertrag möglich, der laut Statuten mindestens 250 Euro monatlich beträgt. Höherklassiger Fußball sei aufgrund der Nachwirkungen diverser Verletzungen nicht mehr möglich. ,,Ich schätze Jasmin als Fachmann ungemein und bin der Spielvereinigung dankbar, dass sie mir diese Chance gegeben haben", stellt Kirn klar, ,,wir sind im Frieden auseinander gegangen."

Bärnwick: Chemie stimmt

Ganz anders äußert sich Borowski: „Viele der jüngeren Spieler kommen mit der sehr direkten Art des Trainers nicht klar und sind verunsichert. Das sieht man ja auch am Tabellenstand.“ Im Vereinsumfeld ist von weiteren bevorstehenden Abgängen die Rede. Dem widerspricht Bärnwick: „Wer nach der Niederlage gegen Idar-Oberstein gesehen hat, wie die Mannschaft noch zusammensaß, der weiß, dass der Zusammenhalt groß ist, die Chemie stimmt.“ Von weiteren abwanderungswilligen Spielern sei ihm nichts bekannt. Trainer Sinanovic sagt: „Borowski war unzufrieden, wohl auch mit seinen Leistungen. Mich interessiert nicht, was er im Kopf hat“, erklärt der 50-Jährige, „die Atmosphäre in der Mannschaft ist gut. Wer denkt, sie sei nicht gut, soll ruhig weggehen.“ Zur Trennung von Kirn ist laut Sinanovic „alles schon gesagt“. Der Bosnier arbeitet nun mit dem neuen Co-Trainer Sven Woschnitza, der eigentlich als Coach der inzwischen abgemeldeten Ib vorgeshen war, weiter. Der Kader sei groß genug, Nachverpflichtungen in dieser Woche sind beim Verbandsligisten nicht mehr geplant. „Das Einzige, was uns fehlt, ist ein Erfolgserlebnis“, sagt Sinanovic.

Aufrufe: 025.8.2015, 14:08 Uhr
Torben Schröder und Andreas SchererAutor