2024-06-17T07:46:28.129Z

Interview

Daniel Gonzalez: „Meine Fußball-Zukunft ist komplett offen“

Coach des FC Wanna-Lüdingworth gibt Trainerposten zum Ende der Saison ab und findet lobende Worte für seinen aktuellen Verein

Daniel Gonzalez wird zum Saisonende seinen Trainerposten beim Kreisligisten FC Wanna-Lüdingworth an Tobias Faust übergeben. Warum sich Gonzalez zu diesem Schritt entschieden hat, was er vorhat und welches Angebot ihm der FC Wanna-Lüdingworth gemacht hat, verrät er uns im Interview.

Daniel, wie kam es zu deinem Entschluss den FC Wanna-Lüdingworth am Ende der Saison zu verlassen?

Es ist einfach so, dass irgendwann auch das Ende kommt, wenn man lange bei einem Verein tätig war . Im Sommer war ich fünf Jahre hier und ich bin immer der Meinung gewesen, dass irgendwann mal ein neues Gesicht vor einer Mannschaft stehen muss. Irgendwann kennen die Spieler und auch der Vorstand den Trainer einfach zu gut.

Ansprachen und Motivationsreden greifen nicht mehr so wie sie sollten, da man sich über Jahre mindestens drei bis viermal die Woche gesehen hat, in den Vorbereitungsphasen sogar täglich. Ich bin der Meinung, dann sollte jemand neues kommen, um eine Veränderung in den Fußball-Alltag der jeweiligen Mannschaft zu bringen.

Als ich anfing, hatte der Verein keine große Erwartungen. Nach einem Aufstieg in die Bezirksliga haben wir es geschafft, den FC Wanna/Lüdingworth zu einer Größe des Cuxhavener Fußball zu machen und das ist glaube ich ein großer Erfolg. Wir haben drei Jahre hintereinander den Klassenerhalt mit ganz wenigen Mitteln geschafft und auch das Masters gewonnen. Auch der letztjährige Abstieg schmälert diese Erfolge nicht. Wir werden heute mit Vereinen wie RW Cuxhaven, Eintracht und Altenwalde verglichen. Das ist der Preis unserer guten Arbeit.

Es ist immer wieder zu beobachten, wie Trainer, die zu lange auf Ihren Posten beharren, irgendwann vermehrt Probleme mit den Spielern bekommen. Warum will man es darauf ankommen lassen? Am Ende würde irgendwann die jahrelange gute Zusammenarbeit mit dem Verein darunter leiden. Die Erinnerung an die Trainerstation wäre dann nicht mehr so schön.

Dieses ist auch keine Kritik an meine Trainerkollegen und ich meine damit auch niemand Bestimmtes, es gibt ja auch Ausnahmen und viele Trainer haben nach Jahren immer noch Erfolg.

Ich denke es ist für mich und für die Mannschaft der richtige Zeitpunkt, um Platz zu machen und daher wollte ich den Posten freigeben. Der Verein hat alles getan, um mich noch zu halten und das rechne ich dem Vorstand hoch an. Sie vertrauen mir immer noch wie am ersten Tag.

Welche Aufgabe folgt für dich im Sommer ?

Meine Fußballzukunft ist komplett offen. Es freut mich sehr und bestätigt meine Arbeit, dass ich seit der Bekanntgabe einige Anfragen und Anrufe erhalten habe. Diese gehen auch in die verschiedensten Richtungen. Die meisten Vereine sprechen mich zwar als Trainer an, aber ich habe auch schon anfragen für den Posten des Sportdirektors bzw. des Managers erhalten. Ich weiß, dass viele das Grinsen bekommen, wenn man solche Posten in einem Amateurverein verteilt, aber ich enthalte mich diesbezüglich. Das sind vereinsinterne Angelegenheiten, über die andere nicht urteilen sollten und ich eben auch nicht.

Ich persönlich habe noch zu viel Spaß als Trainer und denke solche Posten kann ich irgendwann ausüben, wenn ich älter bin und daher kommen solche Posten momentan für mich nicht in Frage.

Ich werde mir die Anfragen anhören und entscheide dann aus dem Bauch heraus. Da mache mir überhaupt keinen Stress. An erster Stelle steht für mich bis Juni der FC Wanna/Lüdingworth. Wir haben noch eine sehr schwere Rückrunde vor uns, die aufgrund der Spielausfälle und der Größe der Liga noch sehr lang wird. Es sind nicht einmal die Hälfte der Spiele absolviert, daher ist es auch schwer zu sagen, wo wir uns befinden. Momentan sieht es stark nach Abstiegskampf aus, aber das werden wir erst Anfang April genau wissen.

Wie gesagt, was ich nächste Saison mache, steht noch völlig in den Sternen. Momentan geht meine Tendenz dahin, dass ich am liebsten ein Jahr Pause machen möchte. Ich höre mir alles an, vielleicht ist ja etwas Besonderes dabei was mich dann doch reizt.

Seit wann weiß der Verein Bescheid?

Nach der letzten Saison, dem Abstieg aus der Bezirksliga, habe ich mit den Verantwortlichen gesprochen und bereits da war ich bereit meinen Posten abzugeben. Der Verein wollte dieses aber auf keinem Fall, eher im Gegenteil. Sie bestanden darauf, dass ich weitermache. Für das Vertrauen bin ich dankbar. Irgendwann kurz vor der Hallensaison unterrichtete ich aber den Verein über meine Entscheidung und ich muss zugeben, dass ich von der Reaktion etwas positiv überrascht war . Ich dachte der Verein würde meine Meinung teilen, jedoch haben sie alles versucht, um mich noch einmal zu überreden. Als ich ihnen definitiv sagte, dass ich aufhören werde, boten sie mir andere Posten im Verein an. Sogar eine Position im Vorstand war im Gespräch. Dieses ehrt mich sehr und bestätigt was für ein toller Verein der FC Wanna/Lüdingworth ist.

Andere Vereine hätten nach der letzten erfolglosen Saison den Trainer in Frage gestellt. Das Vertrauen des Vereines fehlte mir nicht in einem einzigen Moment in den letzten fünf Jahren, auch wenn sie nicht immer mit meinen Entscheidungen einverstanden waren, so teilten sie diese trotzdem und stärkten mir den Rücken. Ich glaube in diesen Genuss kommen nicht viele Übungsleiter.

Was nimmst du vom Trainerposten beim FC mit?

Beim FC durfte ich mich als Trainer enorm weiterentwickeln. Ich bin ganz ehrlich: als ich im Sommer 2013 beim FC begann, wusste ich nicht wirklich was mich erwartete. Die Voraussetzungen waren nicht die besten. Ich hatte einen kleinen Kader von 12 Mann zur Verfügung und der Verein hatte keine großen Ziele - mit dem Ligaverbleib gab sich der Verein zufrieden. Es waren die Menschen hinter dem Verein, die mich überzeugten dort anzufangen. Ich brachte einige Spieler mit und uns gelang auf Anhieb der Aufstieg in die Bezirksliga. Der Verein lässt mich heute noch in aller Ruhe arbeiten und stellt keine großen Ansprüche. Wir alle zusammen haben die Erwartungen übertroffen. Ein Aufstieg und ein Masters-Sieg sprangen dabei heraus. Für einen Verein mit überschaubaren Mitteln ist dieses schon ein sehr großer Erfolg. Aber der FC arbeitet auch sehr zukunftsorientiert und somit haben wir in den letzten zwei Jahren gleich zwölf eigene Jugendspieler integriert. Dieses sind sehr talentierte Spieler, die aber noch ihre Zeit benötigen. Die Mannschaft ist auch in diesem Jahr extrem jung, doch wenn die alle so am Ball bleiben, dann hat der FC eine ganz große Zukunft vor sich. Mein Nachfolger, Tobias Faust, ist ein hervorragender Trainer. Dieser wird es zu verstehen wissen, die Mannschaft noch weiter zu entwickeln. Andere Vereine müssen Jahr für Jahr auf Spielersuche gehen. Wenn alle an Bord bleiben, wird der FC auf Jahre gesehen, aufgrund des geringen Altersdurchschnitts, einen guten und großen Kader aufweisen.

Ich hätte damals nicht gedacht, dass der FC mir so ans Herz wachsen wird. Ich werde immer tolle Erinnerungen mit diesem Verein in Verbindung bringen und freue mich zukünftig als Zuschauer zu kommen und diese tolle Menschen wiederzutreffen. Ein ganz großes Dankeschön gilt natürlich den beiden Köpfen des Vereins: Michael Heinsohn und Thomas Söhle. Das sind zwei Menschen, die dem Cuxhavener Fußball wirklich gut tun. Die beiden bezeichne ich mittlerweile wirklich als Freunde und mir wird es schwer fallen, mich von ihnen zu verabschieden. Was die beiden für den Verein leisten, sucht seines Gleichen und auch wenn man sagt, dass jeder ersetzbar ist - die beiden sind beim FC nicht zu ersetzen.

Wirst du Spieler mitnehmen, wenn du doch zu einem anderen Verein wechselst?

Da ich noch nicht weiß, ob ich nächste Saison überhaupt eine Mannschaft trainieren werde, stellt sich diese Frage auch nicht. Dies ist auch ein Grund wieso ich momentan dazu tendiere, ein Jahr Pause zu machen. Ich will mir später nicht nachsagen lassen, dass ich den Kader auseinandergerissen hätte.

Letztendlich aber entscheiden die Spieler selbst was sie im nächsten Jahr machen. Auch wenn ich einen Verein übernehmen sollte, ansprechen oder überreden werde ich keinen Spieler. Sollten diese sich aber für den selben Weg entscheiden, dann ist es nicht meine Aufgabe ihnen das zu verbieten oder dieses zu verhindern.


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Aufrufe: 018.3.2018, 11:30 Uhr
FuPa CuxhavenAutor