2024-05-22T11:15:19.621Z

Allgemeines
Damian Schriefers (l.) und Peter Daners knallten in der Halle zusammen, mussten ins Krankenhaus, aber Schriefers kehrte auf das Feld zurück.
Damian Schriefers (l.) und Peter Daners knallten in der Halle zusammen, mussten ins Krankenhaus, aber Schriefers kehrte auf das Feld zurück. – Foto: Ulrich Spinrath Patriot Dalipi

Damian Schriefers Heldengeschichte endete erst im Finale

Die 25. Jubiläumsausgabe der Hallen-Stadtmeisterschaft sah einen strauchelnden Rekordsieger 1. FC Mönchengladbach sowie den Beginn erfolgreicher Hallen-Jahre der SpVg Odenkirchen. Und eine Anekdote um Wickraths Damian Schriefers - ohne Happy End.

Die Mönchengladbacher Hallenstadtmeisterschaft gehört zu den besonders traditionsreichen Turnieren am Niederrhein. Während bei vielen Turnieren erst in der jüngeren Vergangenheit die 25. Austragung auf dem Plan stand, feierte das Turnier in der Jahnhalle bereits im Jahr 2008 dieses Jubiläum.

Und es sollte in vielerlei Hinsicht ein ganz besonderes Turnier werden, nicht zuletzt durch eine besondere Anekdote.

Nach Zusammenprall ins Krankenhaus - und wieder zurück

Denn im Gruppenspiel der Endrunde zwischen dem TuS Wickrath und dem SC Hardt knallten Wickraths Damian Schriefers, heute Sportlicher Leiter bei der SpVg Odenkirchen, und der Hardter Peter Daners, aktuell Trainer bei Grün-Weiß Holt, mit den Köpfen zusammen. Es spritze Blut auf den Hallenboden, die Jahnhalle war schlagartig still. „In den Sekunden danach kann ich mich nicht mehr an viel erinnern“, sagte Schriefers, zu jener Zeit noch ein junger, aufstrebender Spieler, jüngst in einem Talk von FuPa Niederrhein. Beide Akteure wurden damals mit dem Krankenwagen ins Krankenhaus „Maria Hilf“ gebracht und lagen, bereit zum Nähen, in zwei Räumen gleich nebeneinander.

Bei Daners hatte sich das Augenlid gelöst. Es war klar, dass es für ihn an diesem Tag nicht weiter gehen würde. „Da hat Peter mir dann aus dem Nebenraum die Frage zugerufen, ob ich noch weiterspielen will“, sagte Schriefers weiter bei dem Talk. Als er diesen Wunsch damals bejahte, soll Daners gerufen haben: „Dann soll er dich zuerst nähen.“

Wunder knapp verpasst

Genau so geschah es: Für Schreifers ging es danach sofort zurück in die Halle und über die Tribüne auf die Bank der Wickrather, deren Halbfinale gegen Viktoria Rheydt bereits lief. Und mit zwei Toren schoss Schriefers sein Team sogar ins Endspiel. Zum Turniersieg sollte es jedoch nicht reichen: Im Finale unterlag Wickrath der SpVg Odenkirchen mit 3:4. Für Odenkirchen, als Landesligist damals klassenhöchster Teilnehmer, war es die erste Stadtmeisterschaft. In der Endrunde hatte die Mannschaft von Peter Schleuter nur ein Spiel verloren: In der Gruppenphase mit 1:2 gegen den TuS Wickrath. Trotzdem kam man letztendlich nur wegen der besseren Tordifferenz gegenüber dem SC Hardt als Gruppenzweiter hinter Wickrath ins Halbfinale.

Für Wickrath folgten auf die Finalniederlage bittere Jahre, in denen man zwei weitere Male knapp die Stadtmeisterschaft verpasste – und bis heute den Wanderpokal nie für sich beanspruchen durfte. Ein Jahr später, 2009, traf man im Finale erneut auf Odenkirchen und verlor dieses Mal chancenlos mit 0:4. 2010 stand man abermals im Endspiel, hatte dieses Mal jedoch mit 1:3 nach der Verlängerung gegen den 1. FC Mönchengladbach das Nachsehen. Außerdem blieb es Trainer Norbert Müller auch versagt, mit dem TuS in die Landesliga aufzusteigen. Das holte er dann viele Jahre später bei Teutonia Kleinenbroich nach, was nach wie vor Bestand hat.

Odenkirchener Lauf

Stattdessen begann mit dem ersten Turniersieg der Odenkirchener eine Erfolgsgeschichte, der vier weitere Meisterschaften in der Jahnhalle folgen sollten. Das geschah auch zur Freude des damaligen Oberbürgermeisters Norbert Bude, der selbst in Odenkirchen das Fußballspielen erlernt hatte und nie unerwähnt ließ, noch immer Vereinsmitglied zu sein. Er nannte Odenkirchens Sieg damals „einen historischen Tag.“

Damit war auch ein wenig die Dominanz von Rekordsieger 1. FC Mönchengladbach gebrochen, der nach der Jahrtausendwende zehnmal den Titel mit ins Westend nahm, sich 2008 aber schwertat. Nach verpasstem Gruppensieg mussten die Westender in die Zwischenrunde, und auch da reichte es für das Team von Trainer Frank Mitschkowski nur als Zweiter hinter Fortuna zum knappen Einzug in die Endrunde. Lange hatte es sogar so ausgesehen, als wäre der älteste Fußballverein Westdeutschlands in der Endrunde nicht dabei – das war in den 24 Austragungen zuvor nur zweimal der Fall gewesen. Doch der 1. FC, der im Sommer vor diesem Turnier in die Bezirksliga abgestiegen war, bekam noch die Kurve. Und weil die Konkurrenz mitspielte, reichte ein 3:2 gegen Germania Geistenbeck im letzten Zwischenrundenspiel doch noch für die Teilnahme an der Endrunde. Vor dem Turnier unkte der eine oder andere in der Jahnhalle bereits, dass es der 1. FC am Ende ja doch wieder machen werde – doch damit lag man falsch. Denn im Halbfinale war beim 1:2 gegen den späteren Sieger Odenkirchen dann wirklich Endstation. Auch 2009 spielte der 1. FC keine Rolle, kehrte mit den Turniersiegen 2010, 2011, 2013 und 2014 jedoch auf seine Rekordsiegerspur zurück.

Die Odenkirchener erlebten ihrerseits unter Trainer Schleuter eine sehr erfolgreiche Zeit, denn auf dem Feld spielten sie schon seit einigen Jahren in der Landesliga, was bis zum Sommer 2009 anhielt. Ab 2013 sollten weitere Landesliga-Jahre folgen. Auch in der Halle blieb man erfolgreich: Das Dülkener Hallenmasters gewann Odenkirchen erstmals 2011.

Dass Schriefers es mit Kopfverband noch rechtzeitig zum Halbfinale der Wickrather 2008 in die Jahnhalle schaffte, lag übrigens auch daran, dass sich der veranstaltende Stadtsportbund (SSB) für die Jubiläumsausgabe des Turniers etwas Besonderes hatte einfallen lassen. Denn in zwei Einlagespielen kamen ehemalige Kicker zum Zug, die das Turnier über viele Jahre geprägt hatten. So bekamen die Zuschauer in der traditionell ausverkauften Jahnhalle Größen wie Jonas Derix, Wolla Brück, Mehmet Akkoc, Udo Quack, Bernd Kämmerling oder Selami Kir noch einmal zu sehen. Gegner war die Schiedsrichterauswahl des Kreises. Die „Allstars“ behielten mit einem 2:1 und einem 5:3 in beiden Partien die Oberhand – und verschafften Schriefers die Zeit, es mit vier Stichen genäht wieder in die Halle zu schaffen.

Aufrufe: 06.1.2022, 23:00 Uhr
RP / Sascha KöppenAutor