Die Außenmauern stehen noch, im Untergeschoss sind Duschen und Umkleiden halbwegs erhalten. Viel mehr ist von der Turnhalle der Agnes-van-Brakel-Schule in Helenabrunn nach der mutmaßlichen Brandstiftung im Dezember nicht übrig geblieben. „Das war ein Schock für uns“, sagt Andreas Harmes, Vorsitzender von Blau-Weiß Concordia Viersen.
Er steht auf dem benachbarten Kunstrasenplatz des Vereins, hinter dem rot-weißen Flatterband, das den Durchgang zur Halle versperren soll. Und blickt auf die Ruine, in der das Vereinsarchiv sowie fast 90 Prozent der Ausrüstung für die Fußballabteilung untergebracht waren. Alles zerstört, materieller Schadenswert: rund 50.000 Euro. „Wir stehen ohne Raum, ohne irgendwas da“, sagt Harmes. „Jede Katastrophe bietet aber auch eine Chance“, ergänzt er und erklärt: „Es gab mal den Plan, neben dem Platz ein Vereinsheim zu bauen. Unser Traum ist, dass wir uns im Zuge der geplanten Baumaßnahmen für die Halle da irgendwie dran hängen und das umsetzen können.“
Im Januar hatte die Viersener Stadtverwaltung mitgeteilt, dass die Halle wieder aufgebaut werden soll. Einen genauen Zeitplan gibt es noch nicht. Er hoffe, dass zumindest die Duschen und Umkleidekabinen im April wieder nutzbar seien, sagt Harmes. Ob die rund 600 Mitglieder der Fußballabteilung die Anlagen dann auch wieder nutzen dürfen, ist eine andere Sache: Wegen der Corona-Pandemie sind Trainings für Erwachsene und ältere Jugendliche derzeit nicht erlaubt. Zumindest Kinder und Teenager dürfen seit Mitte März wieder auf den Kunstrasenplatz.
„Aktuell liegt der Inzidenzwert in Viersen noch unter 100, sodass wir derzeit noch davon ausgehen, dass Kinder bis zum 14. Lebensjahr weiterhin unter Auflagen trainieren können“, sagt Harmes. „Wir sind über jede Trainingseinheit froh, die wir den Kindern anbieten können und wir spüren, wie elementar wichtig diese sportlichen Aktivitäten in der Gruppe für die Kinder nach einer so langen Unterbrechung sind.“ Sollte durch die Stadt der Platz wieder gesperrt werden, „wird das für die Kinder und Trainer sehr frustrierend sein“.
Auch an diesem Nachmittag sind mehrere Trainings auf dem Kunstrasenplatz angesetzt, nach und nach kommen die Kinder an. Die Turnhallen-Ruine im Hintergrund ist für sie dabei völlig uninteressant – die Umkleiden dürfen sie ja sowieso nicht nutzen, sie kommen in Sportkleidung an und ziehen sich auch nach dem Training nicht um.
Vier Gruppen mit je höchstens 20 Spielern teilen sich den Platz. Die Übungsleiter haben für jede von ihnen mit Kunststoffhütchen Spielflächen markiert. „Die Gruppen müssen getrennt voneinander sein. Wir dürfen sie nicht mischen“, erzählt Andreas Hauser, Trainer der E1. „Aber meine Jungs machen da keine Probleme, die sind klasse“, ergänzt er, während die ersten Spieler den Platz betreten.
Der elfjährige Ben ist der Kapitän der Mannschaft. „In den vergangenen Monaten hat es mir gefehlt, mit meinen Freunden Fußball zu spielen“, sagt er. „Ich habe es auch vermisst, man will ja auch besser werden“, ergänzt Torwart Lenni (10). Das Training sei anders als gewohnt, „wir müssen Abstand zu den Trainern halten“, nennt Ben ein Beispiel. „Aber ich finde es gut, dass wir überhaupt spielen dürfen“, ergänzt der Elfjährige. Nicht nur die Spieler haben das Training vermisst – ihm habe das auch gefehlt, sagt Hauser. Trainer Patrick Bergs ist ebenfalls froh, dass er wieder die Zwölf- bis Dreizehnjährigen seiner D1 trainieren darf. Der 19-Jährige würde aber genauso gerne wieder selbst spielen, er ist Teil der Ersten Mannschaft. Wenn er die Jugendlichen beobachte, „zuckt der Fuß zwischendurch schon Mal mit“, sagt er. Eingreifen darf Bergs aber selbst nicht, er muss ja Abstand halten – mindestens fünf Meter.
Seit Mitte November gilt für viele Sportvereine der Lockdown. Damals sei die Erste Mannschaft Tabellenführer der Kreisliga B gewesen, erzählt Harmes. „Wir wissen nicht: Wie geht es weiter, wann geht es weiter, wie ist am Ende die Wertung?“ Gerade im Seniorenbereich wachse die Ungeduld der Vereinsmitglieder, „da ist momentan auch ein bisschen die Sorge der Trainer, dass sie die Spieler überhaupt nicht mehr motivieren können“. Harmes ist zufrieden damit, dass es kaum Vereinsabmeldungen gab – „ich glaube, das liegt auch daran, dass wir ein langjährig etablierter Verein sind“.
Dieser langjährig etablierte Verein möchte nun also demnächst unweit der Schul-Turnhalle ein eigenes Heim bauen. „Damit wir hier einen Treffpunkt haben“, sagt Harmes. „Ein kleines Vereinsheim, vielleicht 40 Quadratmeter groß, mit Kaltgetränke- und Kaffeeautomat“, ergänzt er. „Wir müssen sehen, inwieweit Stadt und Politik da mitgehen“ – er habe schon angefangen, Gespräche zu führen.
Helfen mit Spenden und T-Shirt-KaufAusrüstung Unterstützer haben dem Verein nach dem Brand bisher rund 17.000 Euro gespendet.
Aktion Wer den Verein unterstützen möchte, kann auch eins der neuen blauen T-Shirts mit dem Slogan „#BWCzusammenstark“ kaufen (12 oder 18 Euro). Ein Teil des Erlöses geht an den Verein. Kontakt: Sport Pergens, Telefon 02162 560828, oder E-Mail an webredaktion@blau-weissviersen.de.