2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
– Foto: Heiko van der Velden

Con­cor­dia Viersen träumt vom Ver­eins­heim

Seit dem Hal­len­brand in He­len­abrunn ha­ben Blau-Weiß Con­cor­di­as Fuß­bal­ler kein Dach mehr über dem Kopf.

Die Au­ßen­mau­ern ste­hen noch, im Un­ter­ge­schoss sind Du­schen und Um­klei­den halb­wegs er­hal­ten. Viel mehr ist von der Turn­hal­le der Agnes-van-Bra­kel-Schu­le in He­len­abrunn nach der mut­maß­li­chen Brand­stif­tung im De­zem­ber nicht üb­rig ge­blie­ben. „Das war ein Schock für uns“, sagt An­dre­as Harmes, Vor­sit­zen­der von Blau-Weiß Con­cor­dia Vier­sen.

Er steht auf dem be­nach­bar­ten Kunst­ra­sen­platz des Ver­eins, hin­ter dem rot-wei­ßen Flat­ter­band, das den Durch­gang zur Hal­le ver­sper­ren soll. Und blickt auf die Rui­ne, in der das Ver­eins­ar­chiv so­wie fast 90 Pro­zent der Aus­rüs­tung für die Fuß­ball­ab­tei­lung un­ter­ge­bracht wa­ren. Al­les zer­stört, ma­te­ri­el­ler Scha­dens­wert: rund 50.000 Eu­ro. „Wir ste­hen oh­ne Raum, oh­ne ir­gend­was da“, sagt Harmes. „Je­de Ka­ta­stro­phe bie­tet aber auch ei­ne Chan­ce“, er­gänzt er und er­klärt: „Es gab mal den Plan, ne­ben dem Platz ein Ver­eins­heim zu bau­en. Un­ser Traum ist, dass wir uns im Zu­ge der ge­plan­ten Bau­maß­nah­men für die Hal­le da ir­gend­wie dran hän­gen und das um­set­zen kön­nen.“

Im Ja­nu­ar hat­te die Vier­sener Stadt­ver­wal­tung mit­ge­teilt, dass die Hal­le wie­der auf­ge­baut wer­den soll. Ei­nen ge­nau­en Zeit­plan gibt es noch nicht. Er hof­fe, dass zu­min­dest die Du­schen und Um­klei­de­ka­bi­nen im April wie­der nutz­bar sei­en, sagt Harmes. Ob die rund 600 Mit­glie­der der Fuß­ball­ab­tei­lung die An­la­gen dann auch wie­der nut­zen dür­fen, ist ei­ne an­de­re Sa­che: We­gen der Co­ro­na-Pan­de­mie sind Trai­nings für Er­wach­se­ne und äl­te­re Ju­gend­li­che der­zeit nicht er­laubt. Zu­min­dest Kin­der und Teen­ager dür­fen seit Mit­te März wie­der auf den Kunst­ra­sen­platz.

„Ak­tu­ell liegt der In­zi­denz­wert in Vier­sen noch un­ter 100, so­dass wir der­zeit noch da­von aus­ge­hen, dass Kin­der bis zum 14. Le­bens­jahr wei­ter­hin un­ter Auf­la­gen trai­nie­ren kön­nen“, sagt Harmes. „Wir sind über je­de Trai­nings­ein­heit froh, die wir den Kin­dern an­bie­ten kön­nen und wir spü­ren, wie ele­men­tar wich­tig die­se sport­li­chen Ak­ti­vi­tä­ten in der Grup­pe für die Kin­der nach ei­ner so lan­gen Un­ter­bre­chung sind.“ Soll­te durch die Stadt der Platz wie­der ge­sperrt wer­den, „wird das für die Kin­der und Trai­ner sehr frus­trie­rend sein“.

Auch an die­sem Nach­mit­tag sind meh­re­re Trai­nings auf dem Kunst­ra­sen­platz an­ge­setzt, nach und nach kom­men die Kin­der an. Die Turn­hal­len-Rui­ne im Hin­ter­grund ist für sie da­bei völ­lig un­in­ter­es­sant – die Um­klei­den dür­fen sie ja so­wie­so nicht nut­zen, sie kom­men in Sport­klei­dung an und zie­hen sich auch nach dem Trai­ning nicht um.

Vier Grup­pen mit je höchs­tens 20 Spie­lern tei­len sich den Platz. Die Übungs­lei­ter ha­ben für je­de von ih­nen mit Kunst­stoff­hüt­chen Spiel­flä­chen mar­kiert. „Die Grup­pen müs­sen ge­trennt von­ein­an­der sein. Wir dür­fen sie nicht mi­schen“, er­zählt An­dre­as Hau­ser, Trai­ner der E1. „Aber mei­ne Jungs ma­chen da kei­ne Pro­ble­me, die sind klas­se“, er­gänzt er, wäh­rend die ers­ten Spie­ler den Platz be­tre­ten.

Der elf­jäh­ri­ge Ben ist der Ka­pi­tän der Mann­schaft. „In den ver­gan­ge­nen Mo­na­ten hat es mir ge­fehlt, mit mei­nen Freun­den Fuß­ball zu spie­len“, sagt er. „Ich ha­be es auch ver­misst, man will ja auch bes­ser wer­den“, er­gänzt Tor­wart Len­ni (10). Das Trai­ning sei an­ders als ge­wohnt, „wir müs­sen Ab­stand zu den Trai­nern hal­ten“, nennt Ben ein Bei­spiel. „Aber ich fin­de es gut, dass wir über­haupt spie­len dür­fen“, er­gänzt der Elf­jäh­ri­ge. Nicht nur die Spie­ler ha­ben das Trai­ning ver­misst – ihm ha­be das auch ge­fehlt, sagt Hau­ser. Trai­ner Pa­trick Bergs ist eben­falls froh, dass er wie­der die Zwölf- bis Drei­zehn­jäh­ri­gen sei­ner D1 trai­nie­ren darf. Der 19-Jäh­ri­ge wür­de aber ge­nau­so ger­ne wie­der selbst spie­len, er ist Teil der Ers­ten Mann­schaft. Wenn er die Ju­gend­li­chen be­ob­ach­te, „zuckt der Fuß zwi­schen­durch schon Mal mit“, sagt er. Ein­grei­fen darf Bergs aber selbst nicht, er muss ja Ab­stand hal­ten – min­des­tens fünf Me­ter.

Seit Mit­te No­vem­ber gilt für vie­le Sport­ver­ei­ne der Lock­down. Da­mals sei die Ers­te Mann­schaft Ta­bel­len­füh­rer der Kreis­li­ga B ge­we­sen, er­zählt Harmes. „Wir wis­sen nicht: Wie geht es wei­ter, wann geht es wei­ter, wie ist am En­de die Wer­tung?“ Ge­ra­de im Se­nio­ren­be­reich wach­se die Un­ge­duld der Ver­eins­mit­glie­der, „da ist mo­men­tan auch ein biss­chen die Sor­ge der Trai­ner, dass sie die Spie­ler über­haupt nicht mehr mo­ti­vie­ren kön­nen“. Harmes ist zu­frie­den da­mit, dass es kaum Ver­eins­ab­mel­dun­gen gab – „ich glau­be, das liegt auch dar­an, dass wir ein lang­jäh­rig eta­blier­ter Ver­ein sind“.

Die­ser lang­jäh­rig eta­blier­te Ver­ein möch­te nun al­so dem­nächst un­weit der Schul-Turn­hal­le ein ei­ge­nes Heim bau­en. „Da­mit wir hier ei­nen Treff­punkt ha­ben“, sagt Harmes. „Ein klei­nes Ver­eins­heim, viel­leicht 40 Qua­drat­me­ter groß, mit Kalt­ge­trän­ke- und Kaf­fee­au­to­mat“, er­gänzt er. „Wir müs­sen se­hen, in­wie­weit Stadt und Po­li­tik da mit­ge­hen“ – er ha­be schon an­ge­fan­gen, Ge­sprä­che zu füh­ren.

Hel­fen mit Spen­den und T-Shirt-Kauf

Aus­rüs­tung Un­ter­stüt­zer ha­ben dem Ver­ein nach dem Brand bis­her rund 17.000 Eu­ro ge­spen­det.

Ak­ti­on Wer den Ver­ein un­ter­stüt­zen möch­te, kann auch eins der neu­en blau­en T-Shirts mit dem Slo­gan „#BWC­zu­sam­men­stark“ kau­fen (12 oder 18 Eu­ro). Ein Teil des Er­lö­ses geht an den Ver­ein. Kon­takt: Sport Per­gens, Te­le­fon 02162 560828, oder E-Mail an we­bre­dak­ti­on@​blau-​wei​ssvi​erse​n.​de.

Aufrufe: 028.3.2021, 14:00 Uhr
RP / Nadine FischerAutor