2024-05-17T14:19:24.476Z

Interview
F: Martinschledde
F: Martinschledde

Clarholz-Coach: „Vom Etat her, sind wir immer Absteiger!“

Christopher Hankemeier, Trainer des TSV Victoria Clarholz, spricht im FuPa Ostwestfalen Interview über seine Debütsaison als Cheftrainer, seine Philosophie und die Probleme der „kleinen" Vereine in der Westfalenliga.

Christopher Hankemeier – so heißt der Chef-Coach von Westfalenligist Victoria Clarholz seit Sommer 2017. Vereinsboss Tobias Feldmann nannte die Berufung des „Clarholzer Eigengewächs“ einst „Understatement“ und ließ sich mit den Worten zitieren: „Das ist Clarholz, 08-15 kann jeder!“ Dass der mittlerweile 29-Jährige für die Aufgabe genau der Richtige ist, war im Verein allen klar. Als 14-Jähriger übernahm Hankemeier bei Victoria Clarholz erstmals ein Traineramt, begleitete die Kicker des 96er-Jahrgangs rund zehn Spielzeiten lang bis zu den A-Junioren und stieg anschließend als Co-Trainer von Frank Scharpenberg beim Westfalenligisten ein. Zuvor war er selbst ein verdienter Spieler des Vereins. Jetzt hat „Hanki“ seine erste Saison als Verantwortlicher hinter sich und hat es direkt geschafft, dass Victoria Clarholz den Klassenerhalt in der Westfalenliga perfekt machen konnte.

FuPa Ostwestfalen (FUPA): Herr Hankemeier, Ihre erste Saison als Cheftrainer liegt hinter Ihnen. Wie fällt Ihr Fazit aus?

Christopher Hankemeier (CH): Wir haben mit unseren bescheidenen Mitteln 37 Punkte geholt und den Klassenerhalt geschafft – deshalb bin ich sehr zufrieden.



FUPA: Wie war das für Sie persönlich, erstmals aus dem „Schatten“ Ihres langjährigen Weggefährten Frank Scharpenberg herauszutreten – der Sie selbst als Nachfolger vorgeschlagen hatte – und alleinverantwortlich zu sein?

CH: Frank und ich kennen uns ja schon eine Weile. Ich habe unter ihm als Spieler gespielt, habe alle Trainerstationen bei den Jugendmannschaften in sämtlichen Altersstufen durchlaufen und durfte dann sein Co-Trainer werden. Es ist also ein Prozess gewesen. Deswegen war es für mich eigentlich nur so, als dass ich die Saisonziele der Mannschaft erfolgreich abschließen wollte.



FUPA: Frank Scharpenberg gilt als ihr Mentor. Was verbindet Sie und wo gibt es Unterschiede?

CH: Natürlich haben wir nach so einer langen gemeinsamen Zeit eine ähnliche Fußball-Philosphie, keine Frage. Man lernt viel und kann sich Einiges abschauen. Aber ich kopiere nicht Frank Scharpenberg, sondern verfolge – natürlich wie jeder Trainer – eigene Ansätze.



FUPA: Sie sprechen schon die „Fußball-Philosophie“ an. Wie sieht Ihre Vorstellung davon aus?

CH: Grundsätzlich passt man in unserer Liga seine „Philosophie“, wenn man es so nennen mag, schon eher den Gegebenheiten an. Das heißt, man schaut sich die Gegner an, reagiert darauf und stimmt das dann auf die Möglichkeiten des eigenen Teams ab. Allgemein formuliert würde ich sagen, dass wir eine eher defensive Grundordnung haben, versuchen kompakt zu stehen und dann mit schnellen Gegenstößen zu arbeiten.



FUPA: Victoria Clarholz schafft es trotz bescheidener Mittel jedes Jahr wieder zu überraschen. Woran liegt das?

CH: Der Verein hat aus seinen Möglichkeiten eine Tugend gemacht. Jedes Jahr wissen wir, dass wir viele junge Nachwuchsspieler aus den eigenen Reihen an die erste Mannschaft heranführen müssen. Große Namen können wir nur schwer nach Clarholz locken. Das hat mit den finanziellen Mitteln zu tun. Denn rein vom Etat her, sind wir immer auf einem Abstiegsplatz.



FUPA: Und dennoch wird Victoria Clarholz in das siebte Westfalenliga-Jahr gehen…

CH: Das freut uns alle und bestätigt die gute Arbeit, die hier im Gesamtverein geleistet wird. Doch auch die neue Saison wird wieder schwer werden. Die Westfalenliga ist eine schwere Liga mit sehr starken Mannschaften, die über einen Etat verfügen, von dem wir nur träumen können. Aber anderen Teams aus Ostwestfalen geht es genauso. Das müssen wir alle akzeptieren und versuchen, das Beste aus der Situation machen. Deshalb konzentrieren wir uns wieder darauf, unsere Spieler von der Jugend bis zur ersten Mannschaft zu entwickeln, damit möglichst viele den „Sprung“ schaffen.



FUPA: Wir leiten daraus ab, dass auch nächste Saison wieder der Klassenerhalt das erklärte Ziel ist?

CH: Absolut. Alles andere wäre Quatsch. Und sollten wir irgendwann trotzdem mal absteigen, bricht in Clarholz auch keine Welt zusammen. Wir gehen unseren Weg weiter.



FUPA: Abschließend noch die Frage, auf welchen Positionen das Team verstärkt wird. Gibt es schon Neuzugänge?

CH: Das Grundgerüst unserer Mannschaft bleibt zusammen. Erfahrene Kräfte wie die Dreichel-Zwillinge, Siebert und Co. machen weiter. Hauptaugenmerk in der Transferperiode legen wir auf die Defensive, dort wollen wir uns verstärken. Da befinden wir uns derzeit noch in Gesprächen. Sicher zugesagt haben uns Marcel Müller (TuS Friedrichsdorf) und Burak Bildircin (SC Verl II), außerdem wird Kevin Motzki aus der eigenen Jugend hochgezogen.



FUPA: Wir bedanken uns für das Gespräch und wünschen Ihnen viel Erfolg.

Aufrufe: 021.6.2018, 17:30 Uhr
FuPaAutor