2024-05-02T16:12:49.858Z

Kommentar
– Foto: Volkhard Patten

Bündnis im ganzen Ländle - die Zweitplatzierten wehren sich

Vereine aus ganz Baden-Württemberg schließen sich zusammen

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Vergangene Woche präsentierten die drei Baden-Württembergischen Verbände ihre Beschlüsse - nun, knapp eine Woche später ist klar, dass sich nicht alle Vereine damit zufrieden geben. Über das ganze Bundesland verteilt haben sich Vereine zusammengeschlossen, mit dem Ziel, dass auch der Zweitplatzierte aufsteigen darf. Im südbadischen Raum gibt es aktuell eine Gruppe von knapp 25 Vereinen, darunter auch 5 aus dem Bezirk Baden-Baden. In den Verbänden Baden und Würrtemberg soll es solche Gruppierungen ebenfalls geben. FuPa hat sich umgehört und fasst die aktuelle Entwicklung zusammen.

Entscheidungen treffen in Zeiten von Corona - wie schon oft erwähnt keine einfache Aufgabe. Egal was entschieden wird, am Ende wird es immer Vereine geben, die damit nicht zufrieden sind. Die Verbände haben mit ihrem Beschlussvorschlag, den Saisonabbruch zu Ende Juni, den vermeindlich fairsten und juristisch "einfachsten" Weg gewählt. "Nur Gewinner, keine Verlierer" könnte der Verbandsslogan lauten. Dies mag auf den ersten Blick auch stimmen, denn der Erste darf aufsteigen und niemand muss absteigen. Auf den zweiten Blick wird aber recht schnell deutlich, dass sich natürlich die Zweitplatzierten eher weniger "fair" behandelt fühlen. Auch gibt es Vereine, die "gerne" absteigen möchten wie beispielsweise der Sv Mörsch.

Während, wie im Fall Mörsch, ein "Verzicht auf Nichtabstieg" deutlich weniger problematisch ist (das war schon immer möglich und wird auch zu 100% so funktionieren wenn Mörsch das wirklich will), wird der Wunsch nach Aufstieg der Zweitplatzierten natürlich eine nicht zu unterschätzende Aufgabe für die Vereine und dann auch für den Verband.

Aus dem Bezirk Baden-Baden tummeln sich in besagter "WhatsApp-Gruppe" derzeit 5 Vereine: Neuweier, Sasbachwalden, Obertsrot, Bühlertal (II) und Mit-Initiator Rastatter SC/DJK. Während die vier Erstgenannten eher so ein bissl "mitschwimmen und schauen was geht", ist der Tabellenzweite der Bezirksliga aus Rastatt sehr stark involviert. Im Gespräch mit FuPa gibt Vorstand Matthias Dorsner Einblick in die derzeitige Situation: "Aus unserer Sicht trifft das Gerechtigkeitsprinzip einfach nicht auf alle Vereine zu und deshalb haben wir uns bei anderen Vereinen umgehört und sind schnell auf Einigkeit im Meinungsbild gestoßen. Alle sechs Bezirke aus Südbaden sind vertreten und vor allem auch aus Württemberg haben wir sehr viel ähnliche Worte gehört. Daher haben wir einen vorläufigen, fristgerechten Antrag in einfacher Form gestellt damit beim Verbandstag darüber gesprochen werden kann. Bis dahin werden wir alle gemeinsam diesen Antrag ausführlich erweitern um dann dem Verband auch mögliche Ligen-Konstellationen vorzulegen. Am Ende ist es aus unserer Sicht nämlich nicht so dramatisch, wenn Ligen aufgestockt werden. Es freut sich doch jeder drauf wieder Fußball spielen zu dürfen und wenn ich ner Mannschaft sage, dass sie dann 38 statt 30 Spiele hat, dann freuen die sich doch". Im Gespräch mit Dorsner wird klar, dass die Vereine das durchziehen wollen, aber auch nur bis zu einem Gewissen Punkt. "Wir sind weit davon entfernt über Klagen oder ähnliches nachzudenken. Im Gegenteil. Wir möchten den Verbänden was vorlegen, damit wir am Ende gemeinsam eine Lösung finden. Uns ist natürlich klar, dass keine Entscheidung alle zufrieden gemacht hätte, aber in dem Fall müssen wir das einfach tun, das sind wir auch unseren Spielern und Funktionären schuldig", so Dorsner, der im übrigen auch davon ausgeht, dass am Verbandstag für den Abbruch gestimmt wird. "Das ist schon die vernünftigste Lösung, auch rechtlich gesehen - aber eben mit dem Zusatz, dass auch die Zweiten hochdürfen".

Der Landesligazweite VfB Bühl ist dieser Gruppe übrigens nicht beigetreten und würde - im Falle eines erfolgreichen Antrages der Zweitplatzierten - auf den Aufstieg verzichten. Manager Stefan Voppichler im Gespräch mit FuPa: "Eine solche Situation im Amateurfußball gab es nie und in einer solchen völlig außerordentlichen Zeit würde ich mir persönlich allgemein mehr sachlichen fairen Umgang und weniger persönliche Vorteilsnahme wünschen. Ich kann die Interessenvertretung oder das Bündnis dieser Vereine nicht befürworten denn ich sehe keine überzeugenden Argumente für diesen Weg. Wir sind aktuell Zweiter in der Landesliga und ja… es ist wirklich sehr schade dass wir diese tolle Saison nicht weiterspielen konnten. Das ärgert einen natürlich. Aber wer kann etwas dafür? Niemand, höhere Gewalt! Soll ich nun versuchen weniger sportlich, vielmehr durch die Hintertür einen Aufstieg in die höhere Liga zu beantragen? Sorry, das ist nicht mein Verständnis von Sport, fairem Wettstreit und gegenseitigem Respekt. Ich möchte dann wieder mit dem VfB Bühl eine Liga höher spielen wenn wir uns rein sportlich dafür qualifiziert haben und nicht am grünen Tisch. Außerdem würde so ein zusätzlicher Aufstieg zu weiteren Engpässen in der Folgesaison führen und niemand kann bekanntlich sagen wann es überhaupt wieder losgehen kann. Es gibt zwei Vorschläge des Verbandes für die Vereine die am Verbandstag zur Abstimmung stehen. Das ist aus meiner Sicht ausreichend. Aus einem aktuellen Zwischenergebnis ein Abschlussergebnis zu machen und dann daraus ein nie dagewesenes Aufstiegsrecht herzuleiten ist aus meiner Sicht nicht nachvollziehbar. Wie soll denn das beispielsweise in der Verbandsliga gehen? 6 Aufsteiger aus drei Landesligen und somit nach dem Aufstieg des Verbandsligameisters in die Oberliga fünf zusätzliche Teams in der Verbandsliga? 20 oder 21 Teams? Außerdem gebe ich zu bedenken, dass alle Vereine aus einer monatelangen Pause starten werden. Das allein wird schon zu erhöhtem Aufwand für alle Beteiligten führen. Auch die körperliche Belastung der Spieler nach der Pause ist nicht zu unterschätzen. Abschließend sei bemerkt, dass ein Aufsteiger in der Regel durch eine souveräne Saisonleistung aufsteigt oder mit der Euphorie im gesamten Verein nach gewonnen Aufstiegsspielen. Das sind gute Grundlagen dafür höheren Ansprüchen in der neuen Liga gerecht zu werden. Ein Wiedereinstieg nach möglicherweise sechs Monaten Pause oder sogar noch längerer Pause erschwert das meines Erachtens für einen Aufsteiger rein sportlich betrachtet enorm. Die Situation der Kreisliga B ist aus meiner Sicht aber tatsächlich eine besondere Konstellation für die es auf Bezirksebene möglicherweise auch eine spezielle Lösung geben kann."

Beim Verbandstag wird der der Antrag der Vereine vorliegen und dann darf man gespannt sein, was am 20.Juni entschieden wird. Der Bezirk Baden-Baden darf 26 Personen als "stimmberechtigt" dazu nehmen und wo normalerweise eher Zurückhaltung herrscht, ist nun der "Andrang" natürlich groß. So haben sich bis zur Deadline am Montagabend in Summe 32 Personen gemeldet - darunter 4 vom RSC/DJK und je 2 aus Eisental und Obertsrot. Nun bekommt jeder Verein eine "Stimmzettel" und kann bis nächsten Montag seine 26 Personen/Vereine auswählen. Am Ende gibt es dann eine "Top26", die den Bezirk Baden-Baden beim virtuellen Verbandstag vertreten - dies müssen nicht 26 verschiedene Vereine sein, sondern können auch mehrere Personen aus einem Verein sein. Klar, dass vor allem der RSC/DJK dann mit großer Mannstärke dort teilnehmen will.

Vito Voncina, Bezirksvorsitzender, lud am Dienstagabend zu einer virtuellen Infoveranstaltung ein. Er habe viele Fragen erhalten und wollte nun "einfach nochmal alle zusammen haben". Themen waren u.a. die oben genannten "Delegiertenwahl" sowie verschiedene Infos z.B. zu den Spielerwechsel. Hier machte Voncina nochmals deutlich, dass die Corona-Zeit nicht angerechnet wird. Ein Beispiel für die ganz flinken Transferhelden: Hat ein Spieler am 13.03. sein letztes Spiel gemacht, dann darf er nicht automatisch ab dem 14.09. ablösefrei wechseln weil er sechs Monate nicht spielte. Aktuell wird als Saisonende der 20.06. geplant, d.h. die "spielfreie Zeit" hinsichtlich abslösefreiem Wechsel beginnt dann ab dem 21.06.. Wichtig hier: Dies gilt nur für alle, die bis zuletzt gespielt hatten. War jemand bereits seit November nicht mehr aktiv, dann zählt die Zeit bis Abbruch im März für ihn natürlich als anrechenbar. Außerdem macht das alles vorerst auch nur Sinn, wenn ab September wieder gespielt wird.

Weitere Infos seitens Voncina waren: Alle Jugendpokalspiele wurden abgesagt | Bezirkstag findet nicht im Juli in Lichtenau statt, sondern zu einem späteren Zeitpunkt |

Aufrufe: 020.5.2020, 10:55 Uhr
EmrichAutor