2024-06-17T07:46:28.129Z

Interview
– Foto: Mathias Ostertag, Schwarz, Wolff
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Bügeln aus, was geht

Sie müssen immer dann ran, wenn ihre Vorderleute gepennt haben und dürfen selbst niemals Fehler machen: Gemeint sind natürlich wieder die Keeper, letzter und unverzichtbarer Rückhalt in einem Team. Mit Marius Amslinger vom FC Härtsfeld, Hakan Kocar, TKSV Giengen und Ilker Yurtyapan von AC MIlan Heidenheim verfügt die A3 über drei starke Charaktere.

Mit 26 gehört Marius Amslinger zumindest unter seinen Torhüter-Kollegen beim FC Härtsfeld schon zu den erfahreneren Spielern. Davon profitieren nicht zuletzt seine eigentlichen Konkurrenten im Kampf um die begehrte Nummer 1. Hakan Kocars TKSV spielt in diesem Jahr wieder gegen den Abstieg, was aufgrund des Dauerbeschusses seines Gehäuses nicht einfach ist für den 27-jährigen Kapitän und Goalie. Ilker Yurtyapan hat sich vor der Saison für eine Veränderung entschieden und ist innerhalb Heidenheims vom derzeitigen Tabellenführer Türkspor zu dessen heißestem Verfolger AC Milan gewechselt. Alle drei versammeln sich hier im Torhüter-Check der Kreisliga A3.

Marius „Mare“ Amslinger (26), Elferkiller des FC Härtsfeld: „Woran hats gelegen?“

„Als Torwart sollte man auch mit dem Ball am Fuß gut umgehen können, damit man gemeinsam mit der Mannschaft ein Spiel von hinten aufbauen kann. Natürlich ist aber auch die Kommunikation zwischen dem Torhüter und dem gesamten Team sehr wichtig, um sich gut auf dem Platz zu verstehen und damit keine Missverständnisse zustande kommen.

Viel Kampf und eine mannschaftliche Geschlossenheit, dass wirklich jeder hinten aushilft und keiner den anderen alleine verteidigen beziehungsweise kämpfen lässt, ist ebenfalls wichtig. Gerade als Aufsteiger sollte man besonders gegen schnelle und spielstarke offensive Mannschaften schon früh stören, damit man sie nicht in ihr Spiel kommen lässt.

Nach einem Gegentor reagiere ich manchmal sauer und hau‘ den Ball einfach aus dem Tor. Doch meistens wird einfach weitergemacht, kurz darüber geredet, woran es gelegen hat und dann wird das Gegentor abgehakt und sich wieder auf das Spiel konzentriert.

Mein persönlich bestes Spiel in dieser Saison war in der ersten Runde im Pokal, als es nach 90 Minuten 1:1 stand und ich im Elfmeterschießen dann gleich drei Schüsse parieren und somit einen großen Teil zum Sieg beisteuern konnte. Wenn die Saison irgendwann weitergeht, möchte ich weniger Gegentore kassieren, wie noch Spiele zu absolvieren sind und natürlich so oft wie möglich zu null spielen und verletzungsfrei bleiben. Wenn wir zu null spielen, liegt es aber meistens nicht nur am Torhüter, sondern an der ganzen Mannschaft. Wetten gibt es allerdings meistens keine, doch ich sage oft schon freitags im Training: „Am Sonntag spielen wir zu null!“, was natürlich immer das Ziel ist. Wenn es dann wirklich mal zu null ausgeht, kommt aber oftmals ein Spruch von den Mitspielern oder den Fans: „Mare heute mal ohne Bock“ lacht. Manchmal spendiere ich dann auch eine Kiste, aber davon abgesehen, wie das Spiel ausging. Wir als Mannschaft wollen in dieser Saison einfach so früh wie möglich den Klassenerhalt schaffen und eine dann noch möglichst ruhige Saison zu Ende spielen.

Ich versuche, den jüngeren Torhütern bei uns in der Mannschaft beizubringen, nicht auf der Linie zu bleiben und stattdessen mit der Mannschaft mitzuspielen. Wir reden aber auch über grundlegende Dinge, wie man z.B. in verschiedenen Situationen richtig Bälle aufnimmt und so weiter. Im Torwarttraining, das wir gemeinsam absolvieren, haben wir zwei Torwarttrainer, was eine gute Abwechslung mit sich bringt. Wenn mal etwas nicht so läuft in gewissen Übungen, dann kommen von den Kollegen die richtigen Worte, was einen dann wieder pusht, um wieder voll da zu sein und es besser zu machen.“

Für Mares Leistungsdaten hier weiterklicken.


Hakan Kocar (27), Kapitän und Fels in der Brandung beim TKSV Giengen: „Auch wenn es sportlich oft Höhen und Tiefen gab, hat dieses Team immer zusammengehalten“

„Ein guter Torwart sollte selbstsicher und immer gelassen wirken, denn damit stärkst du das Vertrauen deiner Defensive und verunsicherst deine Gegner. Wenn wir ein Gegentor fangen, versuche ich als Kapitän meiner Mannschaft natürlich in erster Linie, das Team sofort wieder aufzubauen und sie zu motivieren, damit sie das Gegentor gleich abhaken. Doch als Keeper beschäftigt einen natürlich jedes Gegentor...teilweise haben unglückliche individuelle Fehler für unser negatives Torverhältnis gesorgt und leider sind wir in dieser Saison auch oft und zu schnell eingebrochen. Nach zwei oder drei Gegentoren in einem Spiel haben wir es in unseren Köpfen oft zu früh abgehakt und die Gegner haben das natürliche eiskalt ausgenutzt. Doch ich bin optimistisch, dass wir aus unseren Fehlern gelernt haben und wir das in Zukunft verbessern werden!

Wenn ich mal zu null spiele, ist das andersrum der Verdienst der ganzen Mannschaft und dann gibt’s im nächsten Training auch mal eine Kiste von mir lacht.

In dieser Saison kann ich definitiv sagen, dass ich mein persönlich bestes Spiel beim 0:1-Auswärtserfolg gegen die TSG Schnaitheim II gemacht habe. Wobei ich für die in dieser Partie gezeigte Leistung auch mein ganzes Team loben muss!

In erster Linie hoffe ich, dass wir bald wieder auf den Platz dürfen. Unser Ziel ist ganz klar der Klassenerhalt, denn trotz des holprigen Saisonbeginns haben wir vor allem auch im Pokal bewiesen, dass wir eine würdige Mannschaft für diese Kreisliga A3 sind. Ich möchte ganz klar mein Team zum Klassenerhalt führen.

Man könnte mehrere Seiten damit füllen, was den TKSV Giengen ausmacht. Ich kam im Jahr 2013 als 19-Jähriger hierher und wir hatten ein junges, neu zusammengestelltes Team, mit dem wir auch direkt den Aufstieg in die Kreisliga-A geschafft haben. Dass heute, ganze acht Jahre später, der Kern des Teams immer noch aus den gleichen Leuten besteht, zeigt meiner Meinung nach wie familiär es bei uns zugeht. Klar hatten auch wir Spieler, die den Verein verlassen haben, doch überwiegend kamen diese Spieler sogar wieder zu uns zurück. Unser Team macht vor allem die Freundschaft aus: Auch wenn es sportlich oft Höhen und Tiefen gab, hat dieses Team immer zusammengehalten. Heute haben wir viele junge Leute dazubekommen, denen wir nun diese Werte weitergeben und somit die nächste Generation beim TKSV heranziehen wollen. Da wir keine Jugendabteilungen haben, ist jeder Spieler enorm wichtig für uns und wir versuchen, jedem einzelnen die Wertschätzung zu geben, die er verdient, damit dieser Verein noch lange Jahre zusammenbleibt.“

Hakans Spielerprofil gibt es hier.

Ilker Yurtyapan (23), neu im Tor beim AC Milan Heidenheim: „Beim Wechsel gab es eine kleine Ansage vom Coach“

„Ein guter Torhüter sollte Sicherheit und Ruhe ausstrahlen und in den Momenten, in denen man ihn braucht, hellwach und präsent sein. Darauf setzen wir allgemein bei unserer Defensivarbeit: Das Geheimnis liegt darin, dass wir in der Abwehr lauter erfahrene Spieler haben, wie zum Beispiel unseren Captain Darko Cuckovic, die ebenfalls Sicherheit und Ruhe ausstrahlen. Wenn dann doch mal einer reingeht, versuche ich, nach außen hin positiv aufbauend für die Kollegen zu sein. Innerlich kratzt es dann aber doch schon am Ego, muss ich sagen.

Da ich durch meinen späten Wechsel zum AC Milan die ersten vier Spieltage gesperrt war, hat Filipp Michelchen die ersten vier Partien zwischen den Pfosten gestanden. Seitdem ich hier bin, habe ich die restlichen Spiele alle bestritten. Unser Verhältnis ist aber wirklich gut, da wir schon in der A-Jugend zusammengespielt haben.

An mein erstes Spiel nach meiner einjährigen Pause – gleichzeitig mein erstes Pflichtspiel für den AC Milan gegen Gussenstadt – kann ich mich noch gut erinnern, da waren wir und war ich meiner Ansicht nach wirklich stark . Und das Topspiel gegen Türkspor Heidenheim natürlich, denn da habe ich einen Elfmeter halten können. Mit der Mannschaft ist das klare Ziel die Meisterschaft und der Aufstieg in die Bezirksliga. Mein persönliches Ziel ist es, einfach so viele Spiele zu null zu spielen und so wenig Tore wie möglich zu kassieren und damit dem Mannschaftsziel bedeutend beizusteuern. Mein Ziel ist es immer, zu null zu spielen. Es gibt keine Wette bei uns oder so, eher eine kleine Ansage von meinem Coach Dusko, die mich motiviert hat. Die Ansage hat er mir bei meinem Wechsel gemacht: 15 Tore in dieser Saison darf ich kassieren – und mehr nicht. Ich will das natürlich schaffen.“

– Foto: Zafer Sanli


Ob Ilker die Ansage des Trainers umsetzen kann, könnt ihr hier mitverfolgen.

Aufrufe: 05.1.2021, 10:18 Uhr
Michael FeindertAutor