2024-05-02T16:12:49.858Z

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– Foto: Imago Images

Braunschweig bleibt Mirko Bolands Herzensklub

Der Reeser Mirko Boland war mehr als neun Jahre für die Eintracht am Ball. Nach zwei Jahren in Australien läuft er jetzt für den Drittligisten VfB Lübeck auf. Mit dem Neuling spielt er am Sonntag bei seinem Ex-Verein MSV Duisburg.

Als Fußballer hat Mirko Boland schon einiges erlebt. Höhen und Tiefen gab es in seinen 13 Jahren als Profi zur Genüge. Aufstiege und Pokalsiege, Abstiege und auch Enttäuschungen im zwischenmenschlichen Bereich erlebte er in seiner erfolgreichen Laufbahn, die ihn hinauf bis in die Bundesliga führte.

Aktuell trägt der Mann aus Rees das Trikot des VfB Lübeck, der als Aufsteiger in der Dritten Liga um den Klassenverbleib kämpft. Mit seiner Erfahrung soll er als Führungsfigur das Team lenken. „Ich habe Leaderqualitäten und möchte vorangehen“, sagt der 33-Jährige selbstbewusst, der einige Wochen verletzungsbedingt zuschauen musste.

Mirko Boland begann seine Laufbahn beim SV Rees. Sein Talent fiel sofort auf, weshalb er Einladungen für die Kreis- und Niederrheinauswahl erhielt. Kontakt zum MSV Duisburg gab es im C-Junioren-Alter. Dort nahm der Reeser an einem Probetraining teil, fast zeitgleich kam ein Angebot der Knappenschmiede des FC Schalke 04. Der Bocholter Edgar Holtick, der damals das Schalker U-15-Team coachte, wollte Boland unbedingt in seinem Team haben, weshalb er nach Gelsenkirchen wechselte.

Einer von Mirko Bolands Mitspieler auf Schalke war Manuel Neuer. Allerdings war der spätere Welttorhüter nicht unbedingt erste Wahl, Neuer musste öfters als Feldspieler auflaufen. „Auch auf dem Feld gab er eine gute Figur ab“, sagt Boland, der nach drei Jahren bei Schalke 04 einen Schlussstrich zog. „Ich sollte ins vereinseigene Internat einziehen. Aber ich wollte meine Freizeit weiter in Rees verbringen.“

Boland landete dann doch noch beim MSV Duisburg, kickte erst in der Jugend, danach in der zweiten Mannschaft in der Oberliga, ehe er im Juli 2008 bei den Zebras seinen ersten Vertrag als Profi unterschrieb. Allerdings hatte der damalige Trainer Peter Neururer einen großen Kader zur Auswahl, so dass jüngere Akteure wie Boland und der jetzige Torjäger des Hamburger SV, Simon Terodde, nicht zum Zuge kamen.

Boland erreichte deshalb im Januar 2009 der Anruf von Eintracht Braunschweig zur rechten Zeit. Der Reeser wechselte zum Traditionsverein, dessen große Anhängerschar nach besseren sportlichen Zeiten geradezu lechzte. Der Meister der Bundesliga-Saison 1966/1967 war seit der Spielzeit 1984/1985 nicht mehr in der Eliteliga am Ball. In der Dritten Liga lief es mehr schlecht als recht für die Braunschweiger Löwen. „Die Entscheidung, zur Eintracht zu gehen, war eine der besten meines Lebens. Das war ein absoluter Glücksgriff, eine Zeit, die ich niemals missen möchte“, sagt Mirko Boland, der immer noch von seinem Herzensklub schwärmt. Mehr als neun Jahre lief er für die Eintracht auf und avancierte in seinen 307 Pflichtspieleinsätzen zum Publikumsliebling und Leistungsträger.

Dabei erwischte Mirko Boland einen Auftakt nach Maß. In seinem ersten Einsatz für die Eintracht erzielte er am 14. Februar 2009 den 2:1-Siegtreffer gegen Kickers Emden. „Trainer Torsten Lieberknecht und der Vorstand haben mit geringen Mitteln eine Truppe zusammengestellt, die die Zuschauer begeistert hat und über Jahre hinweg erfolgreich war“, sagt Boland.

In der Saison 2010/11 stieg er mit dem Team als Meister in die Zweite Bundesliga auf. 2013 gelang sogar die vielumjubelte Rückkehr in die Bundesliga. „Wir haben viele ordentliche Spiele abgeliefert, doch zu wenige Punkte geholt. Uns hat einfach die Konstanz gefehlt“, sagt Boland mit Blick auf den sofortigen Wiederabstieg aus der Klasse. Es folgten drei Jahre in der Zweiten Liga, in denen sich die Eintracht im oberen Tabellendrittel etablierte. In der Serie 2016/17 gab es sogar Platz drei, doch in der Relegation gegen den Nachbarn VfL Wolfsburg zog das Team knapp den Kürzeren.

Ob das Scheitern der Knackpunkt war, darüber rätselt Boland auch heute noch. „Wir hatten eine Wahnsinns-Saison gespielt, sind aber ein Jahr später mit einer fast unveränderten Mannschaft in die Dritte Liga abgestiegen. Dieser Absturz ist mir nach wie vor unerklärlich“, so Boland. Nach dem Abstieg ging das Kapital Eintracht Braunschweig für ihn 2018 zu Ende.

„Ich hätte mir damals gut vorstellen können, meine Karriere dort zu beenden. Die Eintracht ist mein Herzensklub, in dem ich viele tolle Momente erlebt habe. Dem Verein bleibe ich immer verbunden“, sagt Boland, dessen auslaufender Vertrag nicht verlängert wurde. „Die Art und Weise wie mir das übermittelt wurde, war schlichtweg nicht in Ordnung.“ Das Verhalten der Braunschweiger Führungsriege ärgert den 33-Jährige immer noch.

Die Karriere als Profi setzte er allerdings fort. Nicht mehr in der niedersächsischen Provinz, sondern in Australien. „Adelaide United hat sich sehr um mich bemüht. Und, ganz wichtig für mich war, dass meine Frau Natalie dem Wechsel zugestimmt hat“, so Boland. Den Schritt nach Down Under hat er nie bereut. „Das war für uns eine ganz andere Lebenserfahrung, schlichtweg ein Traum. Die Lebensqualität in Australien ist immens hoch“, sagt er.

Sportlich lief es auch. Im ersten Jahr wurde er unter dem deutschen Trainer Marco Kurz mit United Pokalsieger. In der folgenden Spielzeit glückte der Coup nochmals. „So ein Pokalfinale in Australien hat sein ganz eigenes Flair. Die Nationalhymne wird gespielt, und es gibt ein riesengroßes Feuerwerk“, so Boland. Momente, die in seiner Erinnerung bleiben werden.

Doch trotz der sportlichen Erfolge und dem schönen Leben in Australien zog es ihn und seine Frau zurück nach Deutschland. „Wir sind beide Familienmenschen. Dieser Kontakt zu unseren Liebsten hat uns schon sehr gefehlt“, sagt er zu seinem Wechsel zum VfB Lübeck. Auch in Lübeck fühlte er sich sofort wohl. „Ich arbeite dort, wo andere Urlaub machen. Der Timmendorfer Strand und Scharbeutz sind in wenigen Minuten erreichbar. Man kann es schlechter antreffen“, sagt Boland.

Beim VfB Lübeck hat er noch einen Vertrag bis 2022. Ob er seine Laufbahn dann fortsetzen wird, lässt er offen. „So lange die Knochen noch halten, werde ich am Ball bleiben. Zumal die Dritte Liga äußerst attraktiv ist. Wichtig ist aber, dass wir die Klasse halten“, sagt er. Einen großen Schritt zum Ziel will er mit dem VfB am Sonntag an alter Wirkungsstätte machen. Dann tritt er mit seinem Team beim schwer in der Krise steckenden MSV Duisburg an.

Auch nach der aktiven Zeit will Mirko Boland dem Fußball verbunden bleiben. „Fußball kann ich“ – so lautet seine trockene, aber zutreffende Aussage. Boland, der einst sein Abitur am Berufskolleg Wesel gemacht hat, studiert schon seit geraumer Zeit Fussballmanagement, ein Trainerschein soll noch folgen. „Ich will weitere Erfahrungen sammeln und so breit wie möglich aufgestellt sein“, sagt Mirko Boland.

Aufrufe: 030.1.2021, 23:00 Uhr
RP / Hans SterbenkAutor