2024-05-02T16:12:49.858Z

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Der aus der Hassia-U19 stammende Shai Neal (vorn) hat den Durchbruch im Binger Oberliga-Team geschafft.
Der aus der Hassia-U19 stammende Shai Neal (vorn) hat den Durchbruch im Binger Oberliga-Team geschafft. – Foto: Daudistel (Archiv)

Bingen: Ein völlig anderes Gesicht

Der Kader von Hassia Bingen hat sich in zwei Jahren stark verändert +++ Wenig Spieler aus der Region

Bingen. Ein Blick auf die Mannschaftsaufstellung von Fußball-Oberligist Hassia Bingen am vergangenen Samstag bei der Begegnung in Karbach zeigte: Der Kader hat sich speziell in den beiden Pandemie-Jahren stark verändert. Aus der Elf des Aufstiegsendspiels gegen die Sportfreunde Eisbachtal im Juni 2018 stand lediglich noch Baris Yakut auf dem Platz. Kay Schotte und Fabian Haas hatten die Rollen im Tor getauscht, und Axel Neumann fehlte aus privaten Gründen. Im ersten Oberliga-Jahr kam in Bingen der aktuelle Kapitän Antonio Serratore hinzu, der in dieser Woche allerdings am Knie operiert werden muss. Dieses Quintett hatte schon in der Jugend das rot-schwarze Trikot der Hassia getragen.

„Spieler müssen uns qualitativ weiterbringen. Natürlich wäre es schön, wenn sie aus der Region kommen würden“, sagt Cheftrainer Thomas Eberhardt, „aber da sind eigentlich alle, die uns helfen würden, bei anderen Vereinen untergekommen.“ Der Blick bei der Hassia geht in der Transfer-Thematik also über die Grenzen der näheren Umgebung hinaus. Dabei zählt für „Ebbe“, seinen Schwager und Trainerkollegen Patric Muders, Teammanager Patrick Krick und den Sportlichen Leiter Klaus Schuster vor allem: Es muss nicht nur sportlich, sondern auch menschlich passen. „Deshalb nehmen wir uns Zeit, jeden in ausführlichen Gesprächen persönlich kennenzulernen.“

Die Jungs einladen und bei Spielen beobachten, das war in Pandemie-Zeiten schwierig. „Die letzten beiden Jahre waren sicherlich nicht normal“, sagt Eberhardt. Da ging es eher darum, Zeit zu investieren, sich mit der Vita der Akteure vertraut zu machen, sie mit Eltern oder Beratern zu treffen, um zu sehen, wie jeder Einzelne tickt. Wert gelegt wurde zudem auf die Altersstruktur. Mit Marcel Radschuweit und Julian Hohns wurden erfahrenen Innenverteidiger geholt, mit Pierre Merkel als Ex-Profi und Rückkehrer in die Region ein Vollblutstürmer, bei dem die Hassia einfach die Chance ergreifen und zugreifen musste. Alle anderen Neuzugänge in den vergangenen Spielzeiten waren bei ihrer Verpflichtung höchstens 24 Jahre alt.

Deshalb mahnt Eberhardt zur Geduld. „Die Mannschaft braucht einfach ein paar Spiele und Zeit, um sich zu entwickeln“, sagt er. Und mit Blick auf Spieler aus dem näheren Umkreis: „Es bringt doch nichts, wenn sie uns nicht weiterbringen. Am Ende werden wir in der Oberliga und speziell bei der Hassia doch alle an Ergebnissen gemessen.“ Die Oberliga sei einfach eine andere Nummer als darunterliegende Spielklassen.

Für talentierte Kicker stehe die Tür am Hessenhaus immer offen, so der 39-Jährige. Jüngste Beispiele: Der im Vorjahr aus der eigenen A-Jugend gekommene Shai Neal schaffte jetzt den Durchbruch, kam in den bisherigen drei Meisterschaftspartien auf die Maximalspielzeit von 270 Minuten. Mit dem Grolsheimer Lukas Engel wartet ein Mittelfeldspieler, der in diesem Sommer aus der U 19 kam, zwar noch auf seinen ersten Einsatz, schaffte es aber immer in den Kader. „Es ist wie ein Jackpot, wenn du heute jemanden direkt aus der Gegend kriegst“, weiß Eberhardt. Ist es das Geld, das die Hassia attraktiv macht? „Wir hauen jedenfalls keine utopischen Summen raus“, sagt der Coach. „Aber dass kein Spieler umsonst kickt, ist auch klar. Egal wo. Alle haben Arbeitsverträge.“ Die semi-professionelle Infrastruktur am Hessenhaus, die sonst kein Verein in der Region in dieser Form zu bieten hat, und der Zukunftsplan sind laut Eberhardt in den Gesprächen Überzeugungskriterien. Und – typisch „Ebbe“: „Dazu kommt die Strahlkraft der Hassia. Die ist einfach geil.“ Auch wenn der Identifikationsfaktor der Fans mit der Mannschaft nach erst einem Saisonheimspiel und dem 1:2 in Karbach am vergangenen Samstag aktuell noch nicht so ist wie gewünscht.



Aufrufe: 01.9.2021, 13:00 Uhr
Jochen WernerAutor