2024-05-29T12:18:09.228Z

Allgemeines
Dieser Spieler dürfte etwa beim FC Zirgesheim gleich zweimal zur Kasse gebeten werden. Für Rauchen und Bier trinken im Trikot sind jeweils fünf Euro fällig, die dann in die Mannschaftskasse einbezahlt werden.  Foto: Stephanie Anton
Dieser Spieler dürfte etwa beim FC Zirgesheim gleich zweimal zur Kasse gebeten werden. Für Rauchen und Bier trinken im Trikot sind jeweils fünf Euro fällig, die dann in die Mannschaftskasse einbezahlt werden. Foto: Stephanie Anton

Bier trinken im Trikot? – Das wird teuer

Ob ungeputzte Schuhe, Rauchen oder ein zu hoch gegangener Schuss, auch im Amateurfußball müssen Spieler für Verfehlungen büßen +++ Die Strafenkataloge der Klubs in der Region sind umfangreich – und mitunter sehr amüsant

Macht ein Bundesligaspieler in der heutigen Zeit einen disziplinarischen Fehltritt, fällt das auf. Meist kann der Betroffene schon Stunden danach in den sozialen Netzwerken davon lesen oder findet sich am nächsten Tag in der Zeitung wieder. Wie im Fall des Augsburger Fußballers Caiuby, der nicht aus seinem Winterurlaub zum FCA zurückkehrte. Oder als Franck Ribery Anfang des Jahres mit seinem goldenen Steak die Gemüter vieler Fans erhitzte und breite Diskussionen entfachte.

^

Eine solche Tragweite gibt es im Amateurfußball freilich nicht. Trotzdem werden auch dort Fehltritte zum Beispiel mit Geldstrafen geahndet, die Regeln sind hierbei jeweils im Strafenkatalog des Vereins festgelegt.

Das fängt schon in der B-Klasse an, wie beim FC Zirgesheim. Das Essen von sündhaft teuren Steaks ist hier nicht thematisiert – am Sportplatz sind sowieso oft nur Wurstsemmeln, Butterbrezen und Kuchen im Angebot. Eine Regel, in welcher der Umgang mit einem „goldenen Getränk“ geregelt ist, hingegen schon.

Wer nach einem Erfolg eine Flasche Bier in die Hand nimmt und daraus trinkt, sollte sein Trikot entweder umgedreht oder ausgezogen haben. Ist das nicht der Fall, ist derjenige Spieler schon um fünf Euro ärmer. Denn Bier trinken im Trikot steht – wie auch das Rauchen – unter Strafe. Aber auch auf andere Vergehen wird geachtet, wie beispielsweise die Zuverlässigkeit. Fehlt ein Spieler unentschuldigt bei einem Spiel, kostet das 50 Euro, die größte Geldstrafe im Strafenkatalog des B-Klassisten FC Zirgesheim. „Wenn ein Spieler die Mannschaft im Stich lässt, bekommt er das auch zu spüren. Das Team hat er dadurch ja auch geschwächt“, erklärt Trainer Salvatore Morelli die Regelung, die auch bei anderen Vereinen mit einer höheren Geldstrafe geahndet wird.

Auch beim FSV Buchdorf (A-Klasse Nord) wird der Strafenkatalog von der Mannschaft gemacht. Schießt man dort beim Torschuss über das Fangnetz hinter dem Tor, kostet das einen Euro. Wer sich denkt, das komme ja nicht so oft vor, wird von Buchdorfs Mannschaftskapitän Sebastian Süß eines Besseren belehrt. „Das ist schon eine Strafe, die nicht selten bei uns bezahlt werden muss“, sagt Süß lachend.

Auch Neuzugang Manuel Roßkopf musste schon einige Male in die Geldbörse greifen, obwohl er dafür kaum etwas konnte. Er schaffte es bereits einige Male mit einem Foto von sich in die Donauwörther Zeitung. Das führte zur großen Freude bei der ganzen Mannschaft, ausgenommen Roßkopf selbst, der den Weg in Richtung Getränkemarkt antreten durfte. „Er kam vergangenen Sommer aus Daiting zu uns und war vier bis fünf Mal in der Zeitung. Wer da mit Bild drin ist, zahlt einen Kasten Bier und Manuel hat in der Vorrunde schon ein paar Kästen mitgebracht“, erinnert sich der Kapitän. Des Weiteren zahle Thomas Dumberger häufig, er führe die Strafenliste in Buchdorf an, erzählt Süß.

Beim Kreisligisten SV Wörnitzstein-Berg gibt es ebenfalls die Fangnetzregel im Strafenkatalog, auch beim Aufwärmen muss aufgepasst werden. Das bekannte Passspiel im Eck kann bei einem Tunnler oder einer Doppelrunde schnell einen Euro kosten, berichtet Spieler Daniel Habersatter, der für den Strafenkatalog beim SVW zuständig ist. Die Liste führt bei seiner Mannschaft aktuell Konstantin Böhm an, der bis jetzt am meisten einzahlen musste, verrät Habersatter.

Interessant ist auch der Strafenkatalog des Bayernligisten TSV Rain. Dort findet sich zwar keine Bier-, Fangnetz- oder Zeitungsfotoregel wieder, aber eine zu Geburtstagen, wie Co-Spielertrainer Johannes Müller mitteilt. Ganze 25 Euro müssen in die Mannschaftskasse gezahlt werden. Für Trainer wird jeder Regelverstoß doppelt so teuer. Auch beim Spiel müssen die Männer eine gewisse Ordnung an den Tag legen. Nicht geputzte Schuhe werden mit fünf Euro sanktioniert, falsche Ausgehkleidung wird pro Teil mit zwei Euro geahndet und geht ein Spieler nach einem Punktspiel zu Hause nicht mit ins Vereinsheim, werden zehn Euro fällig. Ab Beginn der Teamsitzung gilt beim TSV Rain zudem noch ein striktes Handyverbot, die Benutzung oder nur ein Nachrichtenton reichen schon, um wieder 25 Euro los zu sein.

Egal ob in der B-Klasse oder in der Bayernliga: Das Geld in der Mannschaftskasse kommt der Mannschaft oder einem guten Zweck zugute. Neben disziplinarischen Strafen, die überall zu finden sind, wie beispielsweise bei Verspätungen, gibt es aber auch welche, die für Spaß sorgen. Ein Zeitungsfoto, ein Bier im Trikot trinken, über das Fangnetz schießen oder Geburtstag haben – es ist dafür gesorgt, dass es jeden Spieler mal erwischt. Letztendlich freut sich am Ende das gesamte Team, ob über neue Investitionen, die aus der Kasse getätigt werden oder über einen Kasten Bier, bei dem man zusammen anstößt. Es steht eben doch der Spaß im Vordergrund im Amateurfußball.

Aufrufe: 024.4.2019, 15:28 Uhr
Fabian KapferAutor