2024-06-04T08:56:08.599Z

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Markus Berchtenbreiter hat seinen Posten als Sportlicher Leiter des FC Affing niedergelegt. Es scheint eine Reaktion auf die Kritik aus dem Umfeld des Landesligisten zu sein.  Foto: Peter Appel
Markus Berchtenbreiter hat seinen Posten als Sportlicher Leiter des FC Affing niedergelegt. Es scheint eine Reaktion auf die Kritik aus dem Umfeld des Landesligisten zu sein. Foto: Peter Appel

Berchtenbreiter wirft in Affing hin

Beim Landesligisten tritt der Sportliche Leiter nach einem schwierigen Jahr zurück +++ Neben der sportlichen Krise hat der FC Affing damit ein weiteres Problem

Markus Berchtenbreiter blickt auf ein ereignisreiches, gleichwohl schwieriges Jahr zurück. Als Sportlicher Leiter manövrierte er die Fußballer des FC Affing durch unruhige Zeiten. Zwei Trainerwechsel musste er verkraften, seinen Spielern einen Sparkurs vermitteln, einen Bayernliga-Abstieg und einen schwachen Saisonstart verarbeiten. Dennoch betont Berchtenbreiter: „Ich habe tolle Erfahrungen gemacht.“ Er kann unbeschwert von der Vergangenheit sprechen, weil er seit Dienstag nicht mehr in der Verantwortung steht. Der 45-jährige Familienvater hat sein Amt als Sportlicher Leiter niedergelegt.

Außenstehende mag das überrascht haben, Berchtenbreiter selbst dachte schon länger an diesen Schritt. Bevor er sich in den Urlaub verabschiedet hat, informierte er die Vereinsführung, erbat sich aber noch Bedenkzeit. Im Urlaub reifte Berchtenbreiters Entscheidung. Gründe will er nicht nennen. Zumindest nicht die wahren. Statt dessen flüchtet er sich in eine branchenübliche Floskel. „Mit den Verantwortlichen gab es unterschiedliche Auffassungen über die sportliche Ausrichtung“, so Berchtenbreiter.

Als Entscheider hat er nach turbulenten Wochen Ruhe beim FC Affing einkehren lassen. Mit negativen Entwicklungen wie Trainerrücktritten und der Finanzkrise ist er offen umgegangen, hat sich den Problemen gestellt, sie offensiv kommuniziert. So hielt er den Imageschaden des Klubs gering.

Mit der Ruhe ist es jetzt wieder vorbei. Im Hintergrund rumort es heftig. Mit der Arbeit Berchtenbreiters sollen nicht alle FCA-Verantwortlichen zufrieden gewesen sein. Auch Trainer Klaus Wünsch, 56, steht in der Kritik. Ihm werden die unmotivierten Auftritte der Mannschaft zur Last gelegt.

Aus Vereinskreisen ist zu erfahren, dass eine Gruppe wiederkehrend Kritik übt. In dieser finden sich Vorstandsmitglieder und langjährige Begleiter aus dem Vereinsumfeld wieder. Selbst nach Siegen musste sich Berchtenbreiter schon rechtfertigen. Im schwachen Saisonstart, in vier Punkten und dem Abstiegsplatz in der Landesliga Südwest fühlten sich die Kritiker jüngst bestätigt. „Ich habe die Mannschaft zusammengestellt. Dass es nach diesem Umbruch nicht sofort läuft, ist für mich selbstverständlich“, erklärt Berchtenbreiter.

In Mannschaftsstärke haben den FC Affing in der kurzen Sommerpause Spieler verlassen und sind neu hinzugekommen. Das Personal und die Qualität des Kaders ist nicht mehr vergleichbar, nachdem der Verein zum Sparen gezwungen ist. Zudem erschweren verletzte Schlüsselspieler eine Liga tiefer den Neuanfang.

Trainer Wünsch steht im engen Kontakt mit Berchtenbreiter, teilt mit ihm den Arbeitgeber, tauscht sich rege mit ihm aus. Über Berchtenbreiters Entscheidung war Wünsch stets informiert. Überrascht hat sie ihn nicht. Auch, weil er die Hintergründe kennt. „Das war eine erste Reaktion auf die aktuellen Entwicklungen“, sagt Wünsch. Konkreter will er nicht werden. Der Trainer ist sich sicher, die Suche nach einem Nachfolger werde schwierig. Und: „Der Vorstand ist jetzt gefordert.“

Der Vorsitzende Franz Meier befindet sich dieser Tage im Krankenstand. Die Fäden in der Hand hält derweil stets Paul Lichtenstern. Von sich selbst sagt er, keine Funktion beim FC Affing zu erfüllen. Allerdings ist er maßgeblich daran beteiligt, den Verein finanziell in die Spur zu bringen, und dient für Trainer und Sportliche Leitung als Ansprechpartner. Mit Berchtenbreiter verfolgte Lichtenstern bei der Sanierung des Vereins eine Linie. Dabei bleibt er. „Ihn trifft keine Schuld“, sagt Lichtenstern. Er sei davon überzeugt, es werde sich jemand für den vakanten Posten finden.

Vorübergehend soll Trainer Wünsch in einer Doppelfunktion die Aufgaben Berchtenbreiters übernehmen. Allerdings scheint der wenig begeistert, nun auch noch administrative Aufgaben zu übernehmen. Vielmehr ist er selbst ins Grübeln geraten, ob er weiter für den FCA arbeiten will. Enttäuscht haben ihn nicht nur die Leistungen seiner Mannschaft, zunehmend spürt er den gewachsenen Druck aus dem Umfeld des Vereins. „Ich will nichts ausschließen“, erklärt Wünsch vielsagend, angesprochen auf einen möglichen Rücktritt.

Sein Schicksal knüpft er direkt an die sonntägliche Begegnung mit dem FC Gundelfingen. und den Auftritt seiner Spieler. Sie seien gefordert, meint Wünsch. Offen sagen will er es nicht, zwischen den Zeilen klingt es durch: Erfüllen die Spieler seine Erwartungen nicht, wird Wünsch Konsequenzen ziehen.

Aufrufe: 05.8.2014, 22:21 Uhr
Aichacher Nachrichten / Johannes GrafAutor