2024-05-24T11:28:31.627Z

Interview
Alexander Benede ist nach sieben Jahren beim SV Pullach innerhalb der Bayernliga zum TSV Landsberg gewechselt.
Alexander Benede ist nach sieben Jahren beim SV Pullach innerhalb der Bayernliga zum TSV Landsberg gewechselt. – Foto: imago/Hofer

Benede über seinen Abschied: „Meine Nachfolge in Pullach anzutreten, ist in der Form nicht möglich“

Ex-Spielertrainer des SV Pullach im Interview

Alexander Benede ist nach dem ersten Spieltag überraschend als Spielertrainer des SV Pullach zurückgetreten und wechselte zum Ligakonkurrenten TSV Landsberg.

Pullach/Landsberg - Es war der Paukenschlag in der Bayernliga Süd. Alexander Benede verkündete nach dem ersten Spieltag, dass er als Spielertrainer beim SV Pullach zurücktreten wird. Nach einiger Überlegungszeit entschied sich der ehemalige Juniorennationalspieler für einen Wechsel zum Ligakonkurrenten TSV Landsberg. Dort läuft der 33-Jährige, der in der Jugend des FC Bayern München* ausgebildet wurde, als Spieler auf und lässt vorerst seine Trainerkarriere ruhen.

Im großen Interview mit Fussball Vorort verrät Benede die Gründe für den Wechsel, was er von seinem Nachfolger Orhan Akkurt hält und die Ziele mit seinem neuen Klub, dem TSV Landsberg.

„Mit meiner roten Karte gegen Kottern habe ich das Ganze auch selber ein bisschen torpediert.“

Alexander Benede über sein Ziel, sich in der Mannschaft schnell zu beweisen

Servus Alex, Du hast jetzt deine ersten drei Spiele in Landsberg absolviert. Bist du schon angekommen in der Mannschaft und wurdest gut aufgenommen?
Ja. Es wurde mir in Landsberg sehr leicht gemacht. Ich wurde sehr herzlich aufgenommen und ich setze alles daran, mich schnell in die Mannschaft zu integrieren. Leider hat sich das bisher noch nicht in den Ergebnissen widergespiegelt. Mit meiner roten Karte gegen Kottern habe ich das Ganze auch selber ein bisschen torpediert. Das erschwert es natürlich, wenn man sich mit Leistung in die Mannschaft kämpfen und Akzeptanz und Zuspruch erreichen will. Ich hoffe dennoch, dass ich nach und nach mir das Vertrauen der Mannschaft erkämpfen kann und bin dabei auch guter Dinge.
Trotz einiger namhaften Neuzugänge steht Ihr momentan im Tabellenmittelfeld. Woran liegt es, dass Ihr noch nicht euer ganzes Potenzial abliefern könnt?
Wir haben auf jeden Fall Potenzial, aber das haben andere Mannschaften auch. Es hat einige Veränderungen im Verein und Kader gegeben. Diese müssen sich erst einpendeln. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir das hinbekommen. In Landsberg sind viele Leute, die anpacken wollen. Die beiden Trainer Muriz Salemovic und Michael Hutterer sind in ihrer täglichen Arbeit sehr engagiert und die Mannschaft zieht auch mit. Klar haben wir einige namhafte Neuzugänge, aber am Ende zählt das Ergebnis und keine Namen auf dem Papier. Wir müssen uns alle erst in unserer neuen Rolle beweisen und haben noch Luft nach oben, sind aber auch gewollt das zu erreichen.
Wie bereits erwähnt: Landsberg hat in der Sommerpause aufgerüstet. Was sind eure Ziele in dieser Saison?
Ich habe erstmal persönliche Ziele und die sind leichter zu formulieren als die der Mannschaft, da ich auch noch nicht solange im Verein bin. Mein Ziel ist es, mich so schnell wie möglich zu integrieren und schnell Leistung im Spiel zu bringen. Wir als Mannschaft haben das Ziel von Spiel zu Spiel schauen und in jeder Partie um drei Punkte zu kämpfen. Die Saison ist noch lang und es ist noch nichts entschieden.

„Klar ist aber auch, dass ich mit zunehmender Verantwortung bei der MFS, nicht mehr allzu lange dieses Pensum gehen kann.“

Alexander Benede über die Belastung mit seinem Job an der Münchner Fußballschule und dem Aufwand als Bayernliga-Spieler

Nach deinem überraschenden Ende in Pullach hast du dich für einen Wechsel zum TSV Landsberg entschieden. Warum und was hat dich am Ende von Landsberg überzeugt?
Es ist bekannt, dass ich mich vor allem für Landsberg entschieden habe, da der Mike und Muri mir bekannte Gesichter sind. Mike und mich verbindet eine tiefe Verbundenheit und Freundschaft. Auch mit dem Muri hatte ich sehr gute Gespräche und hatte das Gefühl, dass man mich in Landsberg will und auch als Verstärkung sieht. Sie haben mir die nötige Zeit gegeben, um mich zurechtzufinden, weil das Ende in Pullach ja sehr abrupt kam. Und jeder weiß, was mir Pullach bedeutet hat. Deswegen kam für mich am Ende auch nur Landsberg in Frage.
Wie bekommst du deinen Job an der Münchner Fußballschule und den sportlichen Mehraufwand in Landsberg unter einen Hut?
Ich habe damals Sportwissenschaften studiert, um mich beruflich im Sportbereich zu verwirklichen können. Ich habe das Glück mit der Münchner Fußballschule (MFS) einen Arbeitgeber gefunden zu haben, der mir unglaublich viele Perspektiven aufzeigt und viel Vertrauen entgegen bringt. Da viele bei der MFS nebenbei noch aktiv sind als Kicker, lässt sich die Aufgabe in Landsberg mit meinem Job gut verbinden. Klar ist aber auch, dass ich mit zunehmender Verantwortung bei der MFS, nicht mehr allzu lange dieses Pensum gehen kann.
In Pullach warst Du Spielertrainer, jetzt „nur“ Spieler. Ist eine Trainerlaufbahn nach deiner aktiven Karriere weiterhin möglich?
Nach meinem Ende in Pullach habe ich mir bewusst die Zeit genommen, darüber nachzudenken was für mich das Wichtigste ist. Es war alles möglich: Vom Karriereende bis hin zum spielenden Trainer in der Kreisklasse oder eben die Bayernliga als Spieler. Aber das Trainer-sein an sich macht mir sehr viel Spaß und durch meinen Job bei der MFS bin ich ja weiterhin hauptberuflich Trainer. Dennoch bin ich gespannt was die Zukunft bringt, und es wird mich definitiv wieder in diese Richtung ziehen. Aber jetzt habe ich mich erstmal dafür entschlossen Spieler in Landsberg zu sein und möchte mich auch vollkommen mit dieser Rolle identifizieren. Deswegen denke ich auch nicht nebenbei darüber nach, ob ich irgendwo einen Trainerjob übernehmen mag.

„Das hat mir imponiert.“

Alexander Benede über die Arbeit von Theo Liedl beim SV Pullach

Der Zeitpunkt – nach dem ersten Spieltag – deines Abgangs in Pullach war ungewöhnlich. Wie kam es dazu und was hat dich zu dieser Entscheidung gebracht?
Interna bleiben bei mir intern. Ja, der Zeitpunkt war suboptimal. Aber wer mich kennt weiß, dass ich das nicht gerne getan habe und auch nicht komplett aus freien Stücken. Aber es war eine Entscheidung, die nötig war. Sonst wär es am Ende des Tages auf Kosten der Mannschaft ausgetragen worden. Natürlich hatten Theo und ich in gewissen Hinsichten unterschiedliche Auffassungen. Deswegen war es so, dass ich meinen Platz räumen musste und auch geräumt habe. Das war die einzige Konsequenz.
Traust Du Orhan Akkurt deine Nachfolge in Pullach zu?
Ich kann Orhan nur alles Gute wünschen und weiß, dass er versucht alles rauszuhauen und den Jungs das mitzugeben, was ihm wichtig ist. Meine Nachfolge in Pullach anzutreten, ist aber in der Form nicht möglich. Ich war in Pullach mehr als nur Spielertrainer. Mir hat Pullach so viel bedeutet, dass ich sehr viel Herzblut reingesteckt und Verantwortung übernommen habe. Da waren auch Aufgaben dabei, die nicht die eines Trainers sind. Aber ich habe das Gerne gemacht, weil ich auch gesehen habe, wie sich der Theo Liedl in den Jahren immer zerrissen hat, um es allen möglichst gerecht zu machen. Das hat mir imponiert. Das was ich in Pullach in den zwei Jahren als Spielertrainer getan habe, war meine Form des Danke-Sagens und der maximalen Wertschätzung den paar Leuten gegenüber, die sich für die Mannschaft einsetzen, ihre Freizeit und sogar Gesundheit opfern oder das eigene Sparbuch ankratzen. Deswegen ist es beim Orhan keine Nachfolge in diesem Sinne. Er ist dort jetzt einfach Trainer und dafür wünsche ich ihm alles Gute. Und das traue ich ihm auch zu.
War bei der Verpflichtung von Akkurt schon absehbar, dass er die Aufgabe als Trainer von dir übernehmen wird?
Die Frage müsste dem Theo Liedl gestellt werden und nicht mir. Ich kann nur sagen: Der Orhan war mir gegenüber immer fair, loyal und verbunden. Es war garantiert nicht seine Intention mich abzusägen. Auch wenn ich zugeben muss, dass mich der ein oder andere gewarnt hatte, dass das passieren könnte. Aber das ist das Geschäft. Nichtsdestotrotz bin ich mir absolut sicher, dass der Orhan dies weder initiiert hat noch vorhersehen konnte.
Wie schwer ist dir der Abschied aus Pullach nach sieben Jahren gefallen?
Der Abschied ist mir sehr schwer gefallen und nahe gegangen. Ich vermisse jeden einzelnen Spieler und Menschen dort, weil das wirklich eine Herzensangelegenheit für mich war. Ich habe mich dort zuhause gefühlt. Dennoch geht der Blick jetzt in die Zukunft. Und diese ist der TSV Landsberg. Dort möchte ich den Verantwortlichen möglichst offen gegenüber stehen und wer weiß, was daraus alles entstehen kann.

Das Interview führte Korbinian Kothny. *tz.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA

Aufrufe: 022.9.2021, 12:41 Uhr
Korbinian KothnyAutor